Hotel Le Bois des Chambres & Restaurant Le Grand Chaume

Das esszimmer

published at 21/10/2022

Dieser 17 Meter lange Saal war Anfang des 19. Jahrhunderts Küche und Anrichtezimmer des Dienstpersonals. Die de Broglie’s ließen den Raum mit einer polychromen Decke im neugotischen Stil des 15. und 16. Jahrhunderts als Esszimmer einrichten und statteten ihn mit dem neuesten Komfort ihrer Zeit aus: fließendes Wasser, Strom und Fußbodenheizung.

Der Schriftsteller Gabriel-Louis Pringué, ein Freund der Familie de Broglie, weilt regelmäßig in Chaumont. In seinem Buch Trente ans de dîners en ville (Dreißig Jahre mondänes Leben) beschreibt er ein Abendessen bei den de Broglie’s folgendermaßen: „Prinzessin Henri-Amédée de Broglie war eine unendlich einfallsreiche und kapriziöse Frau. Deshalb hasste sie jede Art von Regel oder Disziplin und konnte sich keinerlei Pünktlichkeit unterwerfen. Auf Schloss Chaumont war das Abendessen auf Viertel nach Acht festgesetzt; ich habe die Prinzessin selten vor Viertel vor Zehn herunterkommen sehen. Man geduldete sich allerdings köstlich im süßlichen Moschusduft der malvenfarbenen Orchideen, die überall in den Salons standen. Madame de Broglie hatte ständig etwa zwanzig Gäste, darunter einige hervorragende Persönlichkeiten, was Intelligenz, Kunst, Eleganz und gesellschaftlichen Rang angeht. (...) Den Tisch bedeckte prachtvolles Tafelsilber, das im Kerzenschein der hohen acht- oder zehnarmigen Silberkandelaber schimmerte. Meist schmückte ihn in der Mitte ein Tafelaufsatz aus braungesprenkelten grünen Orchideen. Das wirkte großartig und passte zu den Hautelisse-Tapisserien aus dem 14. Jahrhundert an den Steinwänden. In die luxuriöse Tischwäsche war das Wappen der de Broglie’s eingewebt. (...) Hier die Speisenfolge eines Abendessens beim Besuch des Herzogs von Montpensier im Dezember 1913: Cremesuppe aus Hühnerbouillon, Kalbsbries mit Spargel und Trüffeln, Loire-Lachs in grüner Soße, Rehkeule mit Pfeffersoße, Kastanienpurée, Salat, Kardonen mit Knochenmark, Glasierte Wachteln mit Weintrauben, Pochierte Trüffel, Ananas-Eis und Gebäck.“

 

Das Mobiliar
Das Fürstenpaar de Broglie gab das Mobiliar für das Esszimmer bei großen Kunsttischlern in Auftrag. Der Verkauf eines Teils dieser Möbel im Jahre 1938 und die museographische Neuanordnung des Jahres 1950 haben nach und nach den typischen Belle-Epoque-Charakter zugunsten des Renaissance-Stils verschoben. Um dem Schloss seine historische Kohärenz zurückzugeben, wurde in den letzten Jahren beschlossen, die Atmosphäre zur Zeit der Familie de Broglie wiederherzustellen.
Verschiedene Möbelstücke, wie die Anrichte aus dem Jahre 1880, hat man neu erworben. Sie besteht im unteren Teil aus vier mit Flechtwerk, Kartuschen und Salamandern verzierten Türen, vier Schubladen und säulengeschnitzten Eckpfosten. Darüber wölbt sich ein baldachinartiger Aufsatz mit vier Regalbrettern.
Eine Anrichte dient zur Unterbringung und vor allem zum Vorzeigen von Geschirr. Ursprünglich geht sie zurück auf das 13. Jahrhundert, als man auf dem Karren, der die Möbel von einer Residenz zur nächsten fuhr, zur Platzersparnis zwei Truhen übereinanderstapelte. Im 14. Jahrhundert öffnete man eine dieser Truhen, woraus dann die Anrichte entstand. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurde das Möbel immer raffinierter. Bei Festen hoher Würdenträger war es als Rahmen für luxuriöses Prunkgeschirr, das nicht selten aus Gold und Silber bestand, bereits unverzichtbarer Einrichtungsgegenstand.
Wenn man den im 15. Jahrhundert von Aliénor von Poitiers für den burgundischen Hof verfassten Honneurs de la Cour (Höfischen Regeln) Glauben schenken darf, richtete sich die Zahl der Anrichtenregal-Bretter nach dem adeligen Rang des Eigentümers: fünf Bretter für einen herrschenden Fürsten oder eine Königin; vier für die Gattin eines einfachen Fürsten, drei für die Frau eines Grafen und zwei für die eines Ritters.
Das Schlossgut wird auch regelmäßig durch Leihgaben großer Institutionen verschönt, wie dem staatlichen Möbelfundus, dem Pariser Kunstgewerbemuseum und dem Nationalmuseum des Mittelalters - Hôtel de Cluny, sowie durch Ankäufe des Regionalen Bereicherungs-Fonds der Sammlungen von Chaumont abgekürzt FRECC.

 

Der Kamin
Paul Ernest Sanson, der Architekt der de Broglie’s, entwirft Ende des 19. Jahrhunderts diesen neugotischen Kamin, den der Stuckateur Antoine Margotin realisiert.
Äußerst virtuos vereint Sanson auf der Kamin-Ummantelung den wichtigsten Fassadenschmuck des Schlosses. Im oberen Teil findet man die Wappen von Karl I. von Amboise wieder, dem Schlossbesitzer bis 1481, sowie seines Sohnes Karl II., Bauherr bis 1511. Sie werden jeweils von zwei Engeln und zwei Urmenschen gehalten. Darunter das Wappen Georgs von Amboise, umrahmt vom doppelten „C“ für Karl II. An jeder Seite prangt das Wappen Frankreichs, sowie ein Berg in Flammen. Das ist ein Rebus oder Worträtsel für „Chau-mont“ - wörtlich übersetzt: heißer Berg.