Hotel Le Bois des Chambres & Restaurant Le Grand Chaume

Die Prinzessin Henri-Amédée de Broglie

published at 20/01/2017

Marie-Charlotte-Constance Say, Erbin der Zuckerraffinerien Say, war in den Jahren 1875-1938 die letzte private Eigentümerin des Schlosses. Als Erbin eines der größten Vermögen Frankreichs kaufte sie das Schloss im März 1875 im Alter von 17 Jahren und heiratete den Prinz Henri-Amédée de Broglie im Juni desselben Jahres. Das Fürstenpaar nahm beträchtliche Veränderungen am Schloss vor und stattete es für große Empfänge aus. Sie lassen das Schloss mit allem ausstatten, was man damals unter Komfort versteht. Dazu gehören fließendes Wasser, Strom und eine zentral gespeiste Fußbodenheizung. Augenweide und Raffinesse gehören ebenfalls dazu. Deshalb werden die „historischen“ Gemächer mit Mobiliar des 15. bis 19. Jahrhunderts eingerichtet, die Ehrentreppe bekommt Wappenfenster, das Esszimmer einen prächtigen neugotischen Kamin, die Wände des großen Empfangszimmers eine gelbe Brokatellseiden-Bespannung. Besonderes Augenmerk gilt dem Dekor des Ratssaales, der seine ursprüngliche repräsentative Funktion wiederfindet und mit herrlichen sogenannten Majolika-Fliesen aus einem sizilianischen Palast ausgelegt wird.

Ein Großteil der europäischen und orientalischen Herrscher kam nach Chaumont (Edward VII. von Großbritannien, Don Carlos von Portugal, Karl I. von Rumänien), die Maharadschas von Kapurthala, Baroda und Patiala sowie die Künstler Francis Poulenc, Francis Planté, Marguerite Deval und Sarah Bernhardt.

Durch schlechte Geldanlagen und leichtsinnige Spekulationen des Direktors der Zuckerfabrik Say, Crosnier, verlor die Broglie-Familie im Jahr 1905 ein Drittel ihres Vermögens. Der Lebensstandard konnte nur durch den straffen Verwaltungsstil des Prinzs aufrechterhalten werden. Nach seinem Tod im Jahr 1917 verwaltete die Prinzessin de Broglie ihr Vermögen schlecht. Infolge des Börsencrashs von 1929 kam es zur Geldentwertung. Im September 1930 heiratete sie 73jährig ein zweites Mal - Seine Königliche Hoheit Louis-Ferdinand von Orléans und Bourbon, Infant von Spanien und zu dem Zeitpunkt erst 42 Jahre alt. Die Prinzessin de Broglie trug von nun an den Titel Prinzessin von Orléans und Bourbon.

Nach zahlreichen finanziellen Rückschlägen teilte die Prinzessin die Domaine von Chaumont auf und verkleinerte sie von den ursprünglich 2.500 Hektar auf nunmehr 21 Hektar. Im Zuge dessen begann sie, ihre weitgestreuten Besitztümer weltweit zu verkaufen und trennte sich auch von Tausendevon Kunstwerken.

Im Jahr 1937 nahm der Staat eine Enteignung im Sinne der Gemeinnützigkeit vor. Am 1. August 1938 nahm er die Domaine mit ihrer prachtvollen Sammlung von Wandteppichen und Möbelstücken mit „historischem Charakter” in Besitz. Die Prinzessin von Orléans und Bourbon beendete ihre Tage in zwei Luxushotels (Ritz und Georges V.) und in ihrer Pariser Wohnung in der Rue de Grenelle, wo sie am 15. Juli 1943 mit 86 Jahren verstarb.

Nachdem die Domaine ein nationales Monument war, wird sie 2007 ein Monument der Region.

 

Eine exzentrische Prinzessin
Das will ich, das will ich…“ soll Marie-Charlotte-Constance Say gesagt haben, als sie bei einem Ausflug an die Loire zum ersten Mal Schloss Chaumont erblickt. Die künftige Prinzessin de Broglie ersteht also im zarten Alter von 17 Jahren das 1025 Hektar große Schlossgut für die stolze Summe von 1 706 500 Goldfranken.
Sie ist launisch und jeder Pünktlichkeit abhold. Da ihre Köche nie vorhersehen können, wann sie zu speisen beliebt, bereiten sie vorsorglich elf Gänge pro Mahlzeit vor.
Ihre vielleicht ausgefallenste Extravaganz ist es, die Elefantin „Miss Pundgi“ als Geschenk des Maharadschahs von Kapurthala anzunehmen. Der Dickhäuter reist per Passagierdampfer von Bombay bis Marseille und von dort mit dem Zug bis Chaumont.