Kunstsaison 2011
08. april - 03. november 2011
Nachdem 2008 ein erster Auftrag an Jannis Kounellis vergeben wurde, ist es nun an dem Künstler Sarkis ein außergewöhnliches Kunstwerk im Schloss Chaumont-sur-Loire zu zeigen, mit Finanzierung durch die französische Region Centre. Die Ausführung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst 40 im Jahre 2011 geschaffene und eingesetzte kunstvolle Glasfenster, danach weiter 32 im Jahre 2012. Insgesamt sind es so 72 Kunstwerke, die seit langem verlassene und nur für die Besichtigung wieder zugängliche Wohnräume des Schlosses mit Licht versorgen und verwandeln werden.
Wie ein imaginäres Museum des Künstlers zeigen diese Glasfensterarbeiten grundlegende Bilder von Leben und Tod, von Liebe und Architektur, faszinierende und ausgefallene „mentale Fenster“, die mit der Erinnerung des Ortes, der Erinnerung der Welt und der des Künstlers spielen. Eine große Vielfalt an Szenen wird dargestellt, beispielsweise ein blühender Kirschbaum in einem japanischen Garten, ein verlassener Palast am Ufer eines Teiches in Ahmedabad (Indien), ein Sonnenuntergang in Nordland (Norwegen), ein Bergabhang aus weißem Marmorgestein in Carrara (Italien), das Gesicht einer indischen Tänzerin im Regen, die Wiedererweckung eines Toten, Emotionen und Licht eines armenischen religiösen Festes… Diese Bilder, erhaben oder tragisch, werden drei Jahre lang ausgestellt, bis zum 31. Dezember 2014.
Der Park des Schlossguts beherbergt auch eine an Tadashi Kawamata vergebene Auftragsarbeit. Sein Projekt besteht aus einem in die Luft ragenden Steg über der Landschaft und dem Fluss, verwunschenen Hütten im Blattwerk der Bäume und ungewöhnlichen Wegen über riesige Platten, die zwischen hundertjährigen Bäumen zu schweben scheinen. Der niederländische Künstler Herman de Vries hat seinerseits die Reitanlage der Stallungen als Standort für sein Werk, einen ausgebreiteten duftenden Teppich aus echtem Lavendel, gewählt. In seiner Nähe, unter dem Vordach der Stallungen, setzt sich Dominique Bailly mit der Architektur des Ortes auseinander und zeigt fünf orangefarbene Kugeln aus Mammutbaumholz, Zedernholz und Eichenholz, die eine Erwiderung auf die Farbe der Ziegelsteine in der Umgebung darstellen. Auch lädt sie den Besucher über die ausgefallene Promenade de Diane zur Erkundung der entlegeneren Teile des Parks mit einer Installation aus geflochtenen Zweigen beim Wasserturm des Schlossguts ein. Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger, ein schweizerisches Künstlerpaar, dem die Frage der Ökologie und der Artenvielfalt sehr am Herzen liegt, haben im Speisesaal der Prinzessin de Broglie, der letzten Inhaberin des Schlosses von 1875 bis 1938, einen sich ständig weiterentwickelnden und surrealistischen Gemüsegarten geschaffen. Er besteht aus farbigen Harnstoffkristallen, die allmählich über das Tafelservice wuchern und den Tisch erobern!
Neben den Installationen sind auch die ausgestellten Werke von vier großen zeitgenössischen Fotografen zu sehen, die natürlich und fantastisch zugleich wirken: des Belgiers Gilbert Fastenaekens, mit seinen fast mythischen Noces (Hochzeit) in faszinierendem winterlichem Unterholz; der Schwedin Helene Schmitz, mit ihren riesigen und geheimnisvollen verlassenen Schmetterlingsgärten; des Deutschen Manfred Menz, mit seinem Invisible Project, wundersame fotografische Montagen von Landschaften, die ihrer Architektur entledigt sind; des Japaners Shin Ichi Kubota, der überwältigende Wolkenlandschaften zeigt.