Im 16. Jahrhundert nahm dieser Saal eine durchaus strategische Position ein und erfüllte drei Funktionen: zum einen, als obligatorischer Durchgang zum Prunkschlafzimmer, gewissermaßen eine Sicherheitsschleuse für die Wachen des Königs oder Herrn. Zum zweiten, übten sie in diesem Raum auch den Gebrauch von Waffen. Schließlich konnten die Soldaten durch das Fenster zum Park sowohl die Zugbrücke, bzw. die Außenseite der Burg überwachen, als auch den Innenhof.
Die de Broglie’s beschließen, diesem Saal seine ursprüngliche Funktion zurückzugeben und kaufen deshalb viele verschiedene Waffen aus dem 15. bis 19. Jahrhundert.
Die über dem Kamin angebrachten Rüstungsteile (Schild, Helm und rechteckige Brustplatten) stammen vom ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie kommen aus dem ottomanischen Reich und wurden Prinz de Broglie von einem engen Freund geschenkt, dem Maharadscha von Kapurthala. Die Prinzessin de Broglie erhielt eine Elefantin namens Miss Pundgi.
Miss Pundgi
Dieser Dickhäuter war eines der Geschenke, die der Familie de Broglie vom Maharadscha von Kapurthala überreicht wurden. Die zweijährige Elefantin von der Größe eines Eselfüllens wurde am 24. September 1898 in Bombay eingeschifft und traf vierzehn Tage später in Marseille ein.
Begleitet wurde sie von einem ersten Kornak und Tierarzt namens Ping Hanny, der sich etwa zwei Jahre lang um das Tier kümmerte. Auf ihn folgte ein zweiter hinduistischer Elefantenführer. Dann kam Miss Pundgi in die Obhut von zwei Pflegern aus Chaumont.
Die durch die Elefantenkuh verursachten Kosten (Nahrung, Unterhalt) tauchen ab 1899 in allen Haushaltsvoranschlägen auf. In den Verwaltungsunterlagen des Schlossguts wird das Kapitel „Elefantin“ im Jahre 1905 besonders ausführlich behandelt. Als ob der Gutsverwalter dem Fürsten die Unterhaltskosten des Dickhäuters vor Augen führen wolle. 1906 wird das Tier zum ersten Mal seit 1899 nicht mehr in den Haushaltsvoranschlägen erwähnt, da beschlossen wird, sich von dem Tier zu trennen. Die Prinzessin de Broglie schenkt die Elefantenkuh dem „Jardin d’acclimatation“ in Paris.
Gräfin Pauline de Pange, eine Nichte der Prinz Henri-Amédée de Broglie, vermerkt in ihren Memoiren bei einem Aufenhalt in Chaumont 1907: „Ich bin sehr enttäuscht, dass die Elefantin Pundgi nicht mehr in ihrem Aouda ist. Meine Tante musste sie zu ihrem großen Leidwesen in den Jardin d’acclimatation geben. Pundgi wurde bösartig, als ihr letzter Mahout, ein Hindu, wegging. Die Elefantenkuh, die fast zehn Jahre in Chaumont verbracht hatte, leistete zwar einige Dienste, fraß aber wie zwanzig Pferde (diese Zahl scheint übertrieben zu sein). Mein Onkel fügte hinzu, keiner habe an Pundgi’s Geschick heranreichen können, bei Hetzjagden mit ihrem Rüssel im Dickicht verirrtes Wild herauszuholen. Wir vermissten Pundgi, aber weit weniger die Mahouts. Sie verfielen in der Touraine in Depressionen. Oft kam der Pfarrer ins Schloss, um sich darüber zu beschweren, dass die attraktiven Hindus den jungen Mädchen im Dorf die Köpfe verdrehten.“ Comment j'ai vu 1900, Derniers bals avant l'orage, Comtesse Jean de Pange, Éditions Grasset, 1968.
Der Schriftsteller Gabriel-Louis Pringué, ein Freund der Familie de Broglie, weilt regelmäßig in Chaumont. In seinem Buch Trente ans de dîners en ville (Dreißig Jahre mondänes Leben) schreibt er: “dass die Prinzessin de Broglie aufgrund der Nachlässigkeit und der Spielsucht eines der Verwalter ihres immensen Vermögens eines schönen Morgens 28 Millionen Goldfranken verlor. Sie war davon nur mäßig beeindruckt und sagte zu ihrem Mann: Daher habe ich beschlossen, keine Gänseleberbrötchen mehr zum Nachmittagsimbiss zu reichen. Nicht einen Augenblick dachte sie daran, ihren Elefanten abzuschaffen, der die Tagesration von sechs Pferden verschlang.“
Der Tresor
Diese Panzertruhe wurde Ende des 16. Jahrhunderts in Nürnberg angefertigt und wiegt leer schon 250 Kilo. Deswegen konnte sie die vielen Umzüge des Hofes nicht mitmachen, sondern blieb in der Hauptresidenz des Lehnsherrn. Er brachte darin alle wichtigen Papiere einer Familie von Adel unter, also Archive, Besitz- und sonstige Urkunden.
Der aus 20 Riegeln bestehende Verschluss ist äußerst kompliziert. Um die Truhe ganz öffnen zu können, musste man den Schlüssel auf vier verschiedene Arten drehen. Innen ist links noch ein zweiter, innerer Tresor mit drei Schlössern angebracht, der sich nur mit einem zweiten Schlüssel öffnen ließ.