Betty Bui fürht ein Material, Buchsbaum, ein, eine zentrifugale, eher geschlossene räumliche Anordnung, die sich selbst zugekehrt scheint, und eine private, sogar intime Dimension des öffentlichen Raums. Durch ihre Rundung und ihre Funktion als Möbel wird die „Presse-citron” („Zitronenpresse”)zu einem Werk, das man erleben kann, und zu einer Stätte der Begegnung.
„Comme des citrons“ („Wie Zitronen“)
„Die Frage, ob Objekte in der Kunstgeschichte eine eigene Bildkategorie darstellen, ist belanglos. Ebenso belanglos wie der Gegensatz, den Manche weiterhin zwischen Abstraktion und figurativer Darstellung sehen wollen. Es ist längst nicht mehr neu, dass jedes Gemälde abstrakt und figurativ in einem ist, ebenso wie Objekte, die gleichermaßen Dinge als auch Darstellungen sind. Die Welt, in der wir leben, läßt uns keine Wahl. Wir bringen unsere Zeit damit zu, Zeichen zu konsumieren und unser Verhältnis zu allem, was wir berühren, anhand des Wertemaßstabs zu übersetzen, den das Werbesystem pausenlos für uns erneuert. Darin gründet sich die Problematik des öffentlichen Raums, der de fakto zu einem Werberaum verkommt, einem Raum, in dem jede Ästhetik rein kosmetisch ist und jede Freundlichkeit kommerziell. Was bleibt zu tun? Die Welt ändern? Dazu ist es zu spät. Die Zeichen entfremden? Warum nicht. Diesen Weg hat Betty Bui gewählt. Wir werden wie Zitronen ausgepresst? Wenn es weiter nichts ist. Betty Bui nimmt die Dinge beim Wort. Das Haushaltsgerät schwillt an, das hypertrophierte Objekt verpestet unseren Sichtraum derart, dass man nichts mehr anderes wahrnimmt. Inspiriert von der Gartengestaltung und der Typologie grüner Gartensalons, die für klassische französische Gärten so charakteristisch sind, setzt Betty Bui ihre Marken. Sie führt ein Material ein, Buchsbaum, eine eher geschlossene räumliche Anordnung, die sich selbst zugekehrt scheint, und eine private Dimension, die sich an der republikanischen Kultur offener, eher mineralischer Räume reibt, die im Allgemeinen durch ihre Weite, ihre Fliehkraft bestechen. Um es anders auszudrücken, dieses Projekt "Zitronenpresse", das seine Inspiration in der Topiarikunst findet, ist in gewisser Hinsicht zweifellos anachronistisch und widersprüchlich. Dennoch wächst im Betrachter der Wunsch zu wissen, wie dieser Anachronismus und dieser Widerspruch morgen wirken werden. Auch daran hat Betty Bui sicherlich bereits gedacht. Ich würde mich nicht wundern, wenn ihr Projekt den Beweis liefert könnte, dass der öffentliche Raum auch ein intimer Raum der Privatsphäre sein kann und dass die Kunstgeschichte, gleich, was manche denken, aus einem Kontinuum der Epochen und Kunstgattungen besteht.“ Guy Tortosa
BIOGRAFISCHE ANGABEN
Betty BUI
FRANKREICH
Betty Bui wurde 1967 in Paris geboren und lebt und arbeitet in Avignon. Nach ihrem Abschluss der Regionalen Hochschule für Bildende Künste in Saint-Etienne hat sie an mehreren persönlichen und kollektiven Ausstellungen teilgenommen, insbesondere im Rahmen des Festivals Rayon Frais in Tours (2008) und des Lou Tempo Festivals in Saint-Leu, Ile de la Réunion (2009).