Der ratssaal
Im 15. und 16. Jahrhundert ist der Ratssaal ein Festsaal. Hier finden die wichtigsten Ereignisse des herrschaftlichen Lebens statt, wie Audienzen, Prozesse und Gelage.
Das Fürstenpaar de Broglie lässt diesen Raum besonders sorgfältig ausstatten und dekorieren. Architekt Paul-Ernest Sanson bekommt den Auftrag, an den Wänden feste Bänke anzubringen. Außerdem soll am Haupttragebalken der polychromen Decke ihr goldenes Wappen prangen. Seitlich davon sind im Blumenschmuck die Initialen „B“ für die Familie de Broglie und „S“ für die Familie Say verschlungen, aus der die Prinzessin stammt.
Der Boden dieses Saales ist mit einem besonderen Kunstwerk ausgekleidet: sogenannten Majolika-Fliesen.
Wandteppich der Planeten und der Tage
Als Meisterwerk der Webkunst des späten 16. Jahrhunderts wird der Wandteppich der Planeten und der Tage nach mehreren Jahren, während denen er abgenommen war, und einem Jahr Restaurierung in den Werkstätten der Königlichen Manufaktur De Wit in Belgien erneut im Ratssaal des Schlosses von Chaumont ausgestellt.
Dieser 1889 vom Prinzen und der Prinzessin Henri-Amédée de Broglie erworbene Wandbehang, von denen es weltweit nur zwei gibt – in Chaumont-sur-Loire und im bayrischen Nationalmuseum von München –, besteht aus acht Wandteppichen und wurde Ende des 16. Jahrhunderts (1570) in der Werkstatt des Webmeisters Martin Reymbouts in Brüssel gewebt. Die Wandteppiche wurden zusammengefügt, um die Wände des großen Saals im Ostflügel (Ratssaal) in der ersten Etage des Schlosses zu schmücken.
Als die Prinzessin de Broglie das Schloss verließ, wurden die Wandteppiche beim Kauf des Anwesens im Jahr 1938 vom Staat zurückbehalten und an Ort und Stelle gelassen. Das Ensemble wurde bei der ersten Bestandsaufnahme im Schloss 1938 als Denkmal klassifiziert. Zentrales Thema dieses berühmten Wandteppich der Planeten und der Tage ist die Astrologie. Jede Göttlichkeit der römischen Antike, die einem Wochentag oder einem Planeten entsprach, sitzt in einem Wagen, der symbolisch für die Wanderung der Gestirne steht. Der Wagen besitzt in seinen Rädern eines oder mehrere Zeichen des Tierkreises und wird von einem echten oder von einem Fantasietier gezogen, das mit der Göttlichkeit in Verbindung steht.
Im unteren Abschnitt werden Tätigkeiten dargestellt, die unter dem Einfluss der Göttlichkeit oder mythologischer bzw. biblischer Szenen stehen, in baumbewachsenen Landschaften. Breite Ränder, die aus Grotesken und verzierten Feldern bestehen, die wiederum im Zusammenhang mit dem zentralen Gefüge stehen, rahmen jeden Teppich ein. Auf den Wandteppichen kann man Diana, Saturn, Apollo, Venus und Mars erkennen, auf einem Teil eines anderen Wandteppichs aus der Werkstatt von Martin Reymbouts werden Die Heirat, sowie Merkur und Jupiter dargestellt.