Hotel Le Bois des Chambres & Restaurant Le Grand Chaume

Der ratssaal

published at 21/10/2022

Im 15. und 16. Jahrhundert ist der Ratssaal ein Festsaal. Hier finden die wichtigsten Ereignisse des herrschaftlichen Lebens statt, wie Audienzen, Prozesse und Gelage.

Das Fürstenpaar de Broglie lässt diesen Raum besonders sorgfältig ausstatten und dekorieren. Architekt Paul-Ernest Sanson bekommt den Auftrag, an den Wänden feste Bänke anzubringen. Außerdem soll am Haupttragebalken der polychromen Decke ihr goldenes Wappen prangen. Seitlich davon sind im Blumenschmuck die Initialen „B“ für die Familie de Broglie und „S“ für die Familie Say verschlungen, aus der die Prinzessin stammt.

Der Boden dieses Saales ist mit einem besonderen Kunstwerk ausgekleidet: sogenannten Majolika-Fliesen.

 

Wandteppich der Planeten und der Tage

Als Meisterwerk der Webkunst des späten 16. Jahrhunderts wird der Wandteppich der Planeten und der Tage nach mehreren Jahren, während denen er abgenommen war, und einem Jahr Restaurierung in den Werkstätten der Königlichen Manufaktur De Wit in Belgien erneut im Ratssaal des Schlosses von Chaumont ausgestellt.

Dieser 1889 vom Prinzen und der Prinzessin Henri-Amédée de Broglie erworbene Wandbehang, von denen es weltweit nur zwei gibt – in Chaumont-sur-Loire und im bayrischen Nationalmuseum von München –, besteht aus acht Wandteppichen und wurde Ende des 16. Jahrhunderts (1570) in der Werkstatt des Webmeisters Martin Reymbouts in Brüssel gewebt. Die Wandteppiche wurden zusammengefügt, um die Wände des großen Saals im Ostflügel (Ratssaal) in der ersten Etage des Schlosses zu schmücken.

Als die Prinzessin de Broglie das Schloss verließ, wurden die Wandteppiche beim Kauf des Anwesens im Jahr 1938 vom Staat zurückbehalten und an Ort und Stelle gelassen. Das Ensemble wurde bei der ersten Bestandsaufnahme im Schloss 1938 als Denkmal klassifiziert. Zentrales Thema dieses berühmten Wandteppich der Planeten und der Tage ist die Astrologie. Jede Göttlichkeit der römischen Antike, die einem Wochentag oder einem Planeten entsprach, sitzt in einem Wagen, der symbolisch für die Wanderung der Gestirne steht. Der Wagen besitzt in seinen Rädern eines oder mehrere Zeichen des Tierkreises und wird von einem echten oder von einem Fantasietier gezogen, das mit der Göttlichkeit in Verbindung steht.

Im unteren Abschnitt werden Tätigkeiten dargestellt, die unter dem Einfluss der Göttlichkeit oder mythologischer bzw. biblischer Szenen stehen, in baumbewachsenen Landschaften. Breite Ränder, die aus Grotesken und verzierten Feldern bestehen, die wiederum im Zusammenhang mit dem zentralen Gefüge stehen, rahmen jeden Teppich ein. Auf den Wandteppichen kann man Diana, Saturn, Apollo, Venus und Mars erkennen, auf einem Teil eines anderen Wandteppichs aus der Werkstatt von Martin Reymbouts werden Die Heirat, sowie Merkur und Jupiter dargestellt.

 

Die sogenannten Majolika-Fliesen
Majolika ist zinnglasierte Keramik, deren Herstellungsart von spanischen Kunsthandwerkern der Baleareninsel Mallorca nach Italien eingeführt wurde.
Wie zwei Briefe von Prinz François de Broglie an seinen Bruder Henri-Amédée beweisen, wurde dieser aus 1938 Fayencefliesen bestehende sogenannte Majolika-Belag 1898 als Ersatz für den Terrakotta-Boden des Ratssaales erworben. Das erste Schreiben stammt vom 17. Januar 1897: „Möchtest Du etwas wirklich Schönes für Chaumont kaufen? In einem alten, sehr alten Palast gibt es einen außergewöhnlichen farbig emaillierten Fliesenboden.“ Das zweite vom 28. Januar 1897: „Das Ganze hat eine schöne Farbe und ist sehr stilvoll. Ich habe die berühmten Kacheln gekauft. Sie sollten 1500 Gold-Franken kosten, ich habe sie auf 600 herunterhandeln können.
Die Majolika-Fliesen stammen aus dem Palazzo Collutio in Palermo auf Sizilien und bilden ein Flechtwerk aus Vögeln, Ranken und Akanthusblättern um eine Hetzjagd auf Hirsche und Löwen als zentralem Motiv.