Eselsgehege
H. Simone Pheulpin
"La nature du pli"
published at 13/02/2018
Das von Simone Pheulpin verwendete Material könnte kaum einfacher sein: es sind ungebleichte Kaliko-Streifen. Dies ist ein Gewebe aus Rohbaumwolle, das sie noch in den Vogesen findet.
„Meine Arbeiten sind das Ergebnis einer instinktiven Expression. Die Geschmeidigkeit des Materials und die Bewegung der Überlappung erzeugen Formen, mit denen der Schatten und das Licht spielen. Sie sind das Spiegelbild einer Harmonie mit der natürlichen Welt.“ Simone Pheulpin
Das von Simone Pheulpin verwendete Material könnte kaum einfacher sein: es sind ungebleichte Kaliko-Streifen. Dies ist ein Gewebe aus Rohbaumwolle, das sie noch in den Vogesen findet. Dieser Stoff wird unverkennbar gemacht, seine Struktur und seine Beschaffenheit werden durch die Bearbeitung (gleichmäßiges und dichtes Aufeinanderlegen von sehr dünnen Gewebelagen, die auf der Rückseite von Nadeln gehalten werden) scheinbar verändert. Das Sonderbare der derart gestalteten Werke ist verwirrend: man glaubt einen Stein zu sehen. Die Stofflagen werden zur Geologie, und gleichzeitig vermitteln die gewollt rundlichen Formen den Eindruck organischen Materials – tierischen oder pflanzlichen, das ist unklar, wenn hier nicht dieser tierische Stein – Muscheln - erscheint.
Keine Zeichnung à la „Ich weiß, was ich will“. Nur der Streifen zwischen den Fingern, die Nadel zu seiner Befestigung oder Ausrichtung in die entgegengesetzte Richtung...
Sie improvisiert auch, denn der Stoff leitet sie. Wie bei jeder Kunst ist die Idee vor der Handlung vorhanden, aber die Umsetzung in die Wirklichkeit erobert die Idee zurück.
Simone Pheulpin ist ein Original. Sie hat nie eine Kunstschule besucht, aber die grafische Gestaltung ihrer Werke ist sicher. Sie hatte nie eine Ausbildung für die Formgestaltung oder das Zuschneiden, aber sie konstruiert ihre Werke mit einem absoluten Sinn für die skulpturale Kunst. Sie hat eine wirklich neue Technik zur Inszenierung des Stoffes erfunden, ein technisches Know-how, das sowohl in Frankreich als auch im Ausland nach seinesgleichen sucht. Auch nach zwanzig Jahren sind ihre Ressourcen nicht erschöpft, ganz im Gegenteil entdeckt sie von Jahr zu Jahr neue Möglichkeiten. Simone Pheulpin knüpft weiterhin an den Zufall an: die Schwachstelle, an der sich die Stofflagen brechen und wenden. Sie fasst diese an ihren Enden und erzielt damit einen „Kräuseleffekt“, und diese Kräuselung verwendet sie allein oder in Verbindung mit parallelen Lagen. An anderen Stellen, die sie die „Borken“ nennt, lässt sie die Nadeln, die die Stoffe auf der Rückseite fixieren, sichtbar erkennen, eine Rückseite der Körper, ein Inneres, eine sanft stachelige Intimität.
BIOGRAFISCHE ANGABEN
Simone PHEULPIN
FRANKREICH
Simone Pheulpin au Domaine de Chaumont-sur-Loire, 2018 - © Éric Sander
Sie wurde 1941 in Nancy geboren und lebt und arbeitet in Puteaux und in den Vogesen.