Tropischen Gewächshaus
K. FLEURS D’OUTRE-TOMBE
Videoinstallation von Jean-Philippe Poirée-Ville
published at 12/06/2018
Das Werk mit dem Titel Fleurs d’Outre-Tombe (Blumen aus dem Jenseits) verbindet 3D-Bilder mit der Pflanzenwelt. In einem dunklen Raum unter dem Gewächshaus der Domaine schaffen moosbewachsene Linien die Illusion einer Pflanzenwelt, gewoben aus Wirklichkeit und virtuellem Schein. Seltsame Blumen öffnen sich inmitten von Pteris, Phlebodium und anderen Farnen der Gattung Nephrolepsis...
Die Verbindung der virtuellen Welt - der Kybernetik, der Monitore - mit der Welt der Gärten kann auf den ersten Blick als Sakrileg erscheinen. In Fleurs d’Outre-Tombe treten aus Lichtreflexen bodenunabhängige Pflanzen hervor, gleich “Grashalmen, die auch den härtesten Marmor von Grabsteinen durchbrechen, die selbst die Toten trotz ihrer Macht niemals anheben können!” …
Indem er Architektur, Landschaft und Botanik in Einklang bringt, erforscht Jean-Philippe Poirée-Ville ein ornamentales Modell für einen Städtebau auf der Suche nach Pflanzen und Sinn.
Pflanzliche Schriftzüge sind aus seiner Sicht charakteristisch für die ursprüngliche Architektur, eine Handschrift, die Zeit und Raum umspannt und durch die Einheit von Humansimus und Urbanistik den städtischen Raum der Zukunft nähren kann.
Als Landschaftsgestalter, Architekt, Videokünstler und Künstler erforscht Jean-Philippe Poirée-Ville unermüdlich die Pflanzenwelt und erfindet immer neue künstlerische Ausdrucksformen, die sich des Lebendigen, der Pflanzen, ihrer Energie und ihrer Schönheit bedienen.
Diesmal hat er in Chaumont-sur-Loire, in den Tiefen des tropischen Gewächshauses, die „Vidéos végétales", Videos der Pflanzenwelt geschaffen, in denen sich ausgefeilte Technologie mit dem geheimnisvollen Wachstum der Pflanzen vermischt.
GESTALTUNG
Jean-Philippe POIRÉE-VILLE
FRANKREICH
Jean Philippe Poirée-Ville, Enkel einer Landwirtsfamilie, ist Architekt und Landschaftsgestalter. Der Rhythmus der Jahreszeiten, die Feldarbeit und die Natur beeinflussen sein Schaffen seit jüngster Kindheit. Aus der Erde von Katalonien, auf der er aufgewachsen ist, schöpft er seine Inspiration und seine Leidenschaft für den "Geist nach Höherem zu streben", der der Pflanzenwelt innewohnt.
Er wendet sich dem Studium der Architektur zu und schließt die Ecole Spéciale d'Architecture 1996 mit seinem Architekturdiplom ab. Parallel dazu besucht er die Hochschule für Landschaftsgestaltung Ecole Nationale Supérieure du Paysage in Versailles, wo er seinem Talent als Baumgärtner, „Jardinier des Cimes” mit großem Geschick Kontur verleiht. Diese zweifache Ausbildung und die Lehre von Paul Virilio leiten ihn bei seinen Gedanken über pflanzliche und digitale Ornamente.
Er tritt als Architekt ins Berufsleben ein und gibt mehrere Ausstellungen zum Thema Licht und Pflanzen. Er vereint eine Gruppe mehrerer Künstler rund um das Konzept „Hyperlumière” (Hyperlicht), zunächst 2001 in der Ausstellung „Les Mondes Lumières” (Lichtwelten) in der EDF-Stifung und später in den Ausstellungen „Ecoulement” (Fließend) im Espace Braquage und „Hyperlumière” an der Ecole Spéciale d’Architecture. 20014 nimmt er gemeinsam mit Hubert Reeves und Michel Cassé an der Ausstellung „Les Passeurs de Lumière” (Lichtschleusen) in Chartes teil und gestaltet die Fassadenbeleuchtung der Kathedrale Saint Jean in Lyon für das Lichterfest.
Sein künstlerisches Streben und sein kreativer Durst treiben ihn dazu, 2003 ein neues System für hydroponische Luftkultur zu entwickeln, das sich auf ein erstes Patent stützt: begrünte Schriftzüge oder „Schriftzüge in Wolken". Für das Gartenfestival Jardins de Chaumont sur Loire, entwirft er 2003 den Garten „Entreciel”. Im Rahmen der „Weißen Nächte" gestaltet er 2005 im Schloss von Versailles einen hängenden Garten im Hof der Opéra Royal. 2007 entwirft er in der Parkanlage Balbi in Versailles mit „Labiranta" ein Schauspiel für Spaziergänger, in dem er anhand der Landwirtschaft die Entwicklung der Architektur nachzeichnet.
Er setzt seine Forschungsarbeiten zur Luftkultur in Zusammenarbeit mit dem Institut INRA in Versailles fort und schafft verschiedene Pflanzenwerke, insbesondere „Sylphes” im Jahr 2012 im Zentrum für Kunst und Natur in Chaumont-sur-Loire.