Schloss
Helene Schmitz
"Jardins engloutis" und "Carnivores"
published at 13/03/2019
Ein ganzer Bereich der westlichen Kunst und Literatur spricht der Natur eine „unschuldige Güte" zu. So ist sie in der Form eines Gartens häufig die Metapher für das verlorene Paradies. In den Serien Jardins engloutis (versunkene Gärten) und Carnivores (Karnivoren), platziert Helene Schmitz eine Symbolik ins Zentrum ihres Schaffens, die weit von dieser idyllischen Vision entfernt ist. Sie interessiert sich für die eher finstere Seite der Natur, für das Unersättliche, Bedrohliche und manchmal Grausame von ihr und arbeitet mit den Darstellungen, die wir uns von ihr machen, den Projektionen, die wir mit ihr verbinden.
Mithilfe der Poesie der Jardins engloutis und der realistischen Schönheit der Carnivores, setzt sich die Künstlerin mit diesen faszinierenden Räumen auseinander, in denen Natur und Kultur aufeinandertreffen und sich miteinander vermischen. Sie entführt uns in geheime, spannende Welten, die ein Gefühl, das eine Mischung aus Anziehung und Angst darstellt, entstehen lassen. Die Zweideutigkeit, die von ihren Fotografien ausgeht, zeigt sich in der formalen Vorgehensweise, durch das Nebeneinander einer großen Sachlichkeit und der Exaltiertheit durch Farbe und Licht.
Das Projekt Jardins engloutis entstand während einer Reise, die Helene Schmitz durch den Dschungel von Surinam auf den Spuren eines schwedischen Naturwissenschaftlers aus dem 18. Jahrhundert unternommen hatte. Die seltenen Spuren, die an die Präsenz von Menschen erinnern, werden von einer wilden Natur beherrscht und sogar absorbiert. In ihren Fotografien betrachten wir teilweise mit Vegetation bedeckte Orte, an denen wir das Gefühl haben, Zeugen einer Sache zu sein, die vergangen ist.
Zwei Jahre lang hat Helene Schmitz an dem Projekt Carnivores gearbeitet. Die Künstlerin faszinierten diese räuberischen Pflanzen, die so gar nicht unserer Vorstellung einer friedlichen und passiven Pflanze entsprechen: Im Gegenteil, sie locken ihre Opfer an, fangen und verschlingen sie. Mit dem Ziel, diese Besonderheiten besser erfassen zu können, entschloss sich die Künstlerin dazu, die Karnivoren aus ihrem natürlichen Element herauszulösen, um sie bei künstlicher Beleuchtung im Atelier zu fotografieren.
Biographische Angaben
Helene SCHMITZ
SCHWEDEN
Helene Schmitz wurde 1960 in Schweden geboren und lebt und arbeitet zurzeit in Stockholm.
Sie verfügt über ein Diplom in Kunstgeschichte und Kinofilm, unterrichtete Fotografie und widmete sich danach in den 1990er Jahren ihren eigenen Kreationen. Seitdem stellt sie regelmäßig ihre Arbeiten aus, hauptsächlich in Skandinavien.
In Frankreich wurden ihre Fotos bereits in mehreren Ausstellungen gezeigt: Im Rahmen des ‘Mois de la photo’ (1996) zeigte das schwedische Kulturzentrum die sehr bewegende Serie Livingrooms über das durch einen Brand zerstörte Haus, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte. 2007 bot der Jardin des Plantes in Paris eine Freiluftausstellung ihrer Werke. Im Frühjahr 2010 zeigte Palais Rameau de Lille im Rahmen der ‘Transphotographiques’, ihre Serie Blow Up – großformatige Blumenporträts, in dem sich die Persönlichkeit jedes Exemplars zu offenbaren scheint. Ihre Werke wurden auch in den USA, in Südamerika und in Japan ausgestellt.
Auch hat sie zahlreiche Publikationen veröffentlicht. Ihr Buch A Passion for Systems (System och passion - Linné och drömmen om Naturens Ordning, 2007) wurde von der königlichen Bibliothek von Schweden und dem Publishing Prize de Suède ausgezeichnet.