Gloria Friedmann

Gloria Friedmann ist Künstlerin und Visionärin, an deren Bescheidenheit nur die klare Vorgehensweise herankommt, mit der sie ihre Themen aufgreift. Bei ihr geht es in keiner Weise um Theorie, sondern um eine künstlerische Praxis, die vor allem auf dem Beobachten fußt.

Schon seit Beginn der 1990er-Jahre interessiert sich Gloria Friedmann für die Natur, die sie durch die Gegenüberstellung von natürlichen Elementen und industriellen Produkten aufgreift: übereinanderliegende Scheibenwischer auf dem Boden erinnern an die Form einer Welle, Abschnitte eines Gartenschlauchs stellen windbewegtes Gras dar, Plastiktüten bilden einen gewittrigen Himmel... Ausgestopfte Tiere finden ihren Platz in seltsamen, aufsehenerregenden, ja sogar furchteinflößenden Inszenierungen. Jedes Werk demonstriert, wie der Mensch die Natur zu seinem Vorteil missbraucht und dabei belanglose, nichtige Gründe vorbringt, die ihn dazu bewegen. Dies geht so weit, dass Gloria Friedmann die Welt gerne als „Absurdistan“ bezeichnet..

Auf der Domaine von Chaumont-sur-Loire zeigt die Künstlerin unter dem Vordach der Stallungen ihr Werk Le Locataire („Der Mieter“). Eine auf dem Panzer einer Schildkröte balancierende Kugel trägt einen sitzenden Mann. Bekleidet mit Hemd, Jacke und Hose sitzt er gemütlich da, aber wie lange noch? Ist der Mensch an der Spitze, der alle anderen Geschöpfe dominiert, am richtigen Platz oder nimmt er zu viel Platz ein? Eine Frage, die sich Gloria Friedmann unaufhörlich stellt. „Ich denke, wenn wir akzeptieren, dass wir ein Tier sind wie alle anderen auch, dann sieht man die Dinge mit anderen Augen. Dann braucht man die Welt nicht mehr zu verändern und das ist unglaublich befreiend. Eines ist sicher: Unser Planet wird uns überleben! Zwischen dem Vorher und dem Nachher gehört uns das Jetzt.“

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