04BIS. La maison vivante
published at 12/09/2017
In der Gesellschaft von morgen werden wir alle Gärtner sein. Die Gebäude werden die Bäume sein; die Geschäftsviertel die Wälder; die Autobahnen die Flüsse; die Stadt wird die Natur und der Planet unser Garten sein.
Als Antwort auf die Energieknappheit, auf die Verknappung unserer Ressourcen, auf die Überdimensionierung der Millionenmetropolen, auf die Wohnraumnot und auf die zügellose Ausdehnung der biologischen Einförmigkeit ist hier die ultimative Fortsetzung der Natur in der Stadt: das lebendige Haus oder der Garten des Lebens.
Der Garten ist nicht länger einfach Zierde oder eine Stresslinderung des Alltags, er wird zu unserem Zuhause, dem Ort, an dem wir wohnen, da, wo wir leben werden.
La maison vivante ist global betrachtet genauso unser Planet, wie es einzeln betrachtet unsere Unterkunft ist. Der Garten wird keine Begrenzung mehr haben, er wird unsere Türschwelle überschreiten und löscht damit das gewöhnliche Verhältnis von außen/ innen aus.
Über die verschiedenen Räume des lebendigen Hauses werden Sie den mit Bescheidenheit und Geduld bepflanzten Innenraum eines einfachen „Gärtbewohners“ entdecken, der den Menschen von morgen widerspiegelt: eine Mischung aus Gärtner und Stadtbewohner.
Legen Sie in der Pflanzerobe ab und setzen Sie sich anschließend an den Tisch im Wohnzimmer, essen Sie eine Pflanzlichkeit unter den fliegenden Schmortöpfen und den schwebenden Kesseln. Helfen Sie bei Bedarf bei der Zubereitung der richtigen Mischungen. Wenn Sie satt sind, lassen Sie sich von der gedämpften Vegetation der Alkove in Keimruhe zu einer wunderbar schläfrigen Nacht hinreißen. Duschen Sie sich am nächsten Morgen im Gießzimmer und kommen Sie so in den Genuss der Annehmlichkeiten der Gärten von morgen.
GESTALTUNG
Emilie GARNIER und Barthélémy AFRES, DPLG-diplomierte Landschaftsgestalter
FRANKREICH
Emilie Garnier
„Als Tochter eines Landwirts und einer Psychomotorikerin verbrachte ich meine Kindheit in einem kleinen Dorf in der Saintogne (Charente-Maritime). Aus dieser ländlichen Welt heraus stammt mein primäres Interesse für die Landschaftsgestaltung. Nach einer kurzen Zeit an der Architekturhochschule von Versailles melde ich mich 2005 an der Hochschule für Landschaftsgestaltung von Versailles an. Mit meinem Diplom 2009 endet mein Interesse für ländliche Problematiken, indem ich an den Austernlandschaften im Becken von Marennes Oléron und ihrer zukünftigen Entwicklung arbeite. Nach meinem Diplomabschluss habe ich in verschiedenen Agenturen gearbeitet, insbesondere bei Jean Mus et Compagnie in Grasse. Während dieser Zeit habe ich Privatgärten an der Côte d’Azur auf verschiedenen Ebenen entworfen, und ich entwickelte ein feines Gespür für Details und Feinarbeiten sowie eine Liebe für die Gemüsepflanzen. 2014 bin ich nach Lille gezogen, wo ich meine eigene Agentur gegründet habe, Carré Terre. Meine ersten Projekte umfassen verschiedene Dimensionen der Landschaftsgestaltung: die Projektierung von Windkraftanlagen, die klassische Projektleitung und die Gestaltung von Privatgärten“.
Barthélémy Affres
„Ich bin seit 2009 diplomierter Landschaftsgestalter von der Hochschule für Landschaftsgestaltung von Versailles und meine Diplomarbeit zum Thema „Lorsque la forêt prend ville“ (Wenn der Wald Stadt annimmt) war bereits ein theoretischer Versuch, die Stadt mit dem Wald zu verschmelzen, bei dem für Ile-de-France in dem Moment, als die Ideen vom „Großen Paris“ überhand nahmen, eine andere städtische Atmosphäre skizziert wurde. Anschließend bin ich in das Departement Lozère umgezogen, um den Begriff der „weiten Landschaft“ zu verstehen und die ländlichen Problematiken zu erfassen. Diese Episode war eine andere Art, die Stadt und die städtische Bevölkerungsdichte über das andere Extrem zu entdecken, um schließlich festzustellen, dass sich zahlreiche Verhaltensweisen in Stadt und Land ähneln. Dann bin ich 2011 nach Lille gegangen, wo ich seither für die Agentur Leblanc-Vénacque an Stadtplanungsprojekten arbeite. Da ich täglich mit den vielfältigen Problemen der Stadt konfrontiert werde, weiß ich weiterhin die Ausübung der Gartenarbeit zu schätzen. Deshalb achte ich darauf, diesen Aspekt regelmäßig in meine Projekte einzubinden, sowohl – wenn möglich - in die beruflichen, als auch in die persönlichen“.