07. LE JARDIN MIS EN BOÎTE
Die Gestalter prangern eine Gesellschaft des übermäßigen Konsums an, in der Geiz geil ist, Gefräßigkeit und Verschwendung von Lebensmitteln zur Tagesordnung gehören, während andere Gesellschaften Not und Mangel leiden.
Die Konservendosen, die sich in unseren Einkaufszentren, monolithischen Monumenten inmitten weiter öder Parkflächen, Tempel unseres Geizes, aneinanderreihen, sind zum Symbol für den Konsum geworden. In diesem Sinne ist der Garten ein Ort der Begegnung dieses Standardobjekts mit der pflanzlichen Biodiversität und gleichzeitig Sinnbild des tiefen Wunsches nach einer Neuerfindung des moralischen Gleichgewichts.
GESTALTUNG
Victor Lepage, Architekt mit Staatsdiplom, und Kevin Lemonnier, Palynologe, sind Kindheitsfreunde. Gemeinsam und mit anderen teilen und pflegen sie ihren Blick auf die Landschaft bei langen Streifzügen durch die Haute-Normandie. Alexandra Lehec, Architektin mit Staatsdiplom, begegnet Victor an der Hochschule für Architektur der Normandie. Alexandra und Victor vollziehen eine ähnliche Entwicklung, mit Reisen, Überlegungen und zunächst studentischen, später professionellen Architekturprojekten. Alexandra Lehec, die auf einem Bauernhof in der Basse-Normandie aufwuchs, hat gegenüber dem Rest der Gruppe, die Landschaften schon immer mit poetischen und ästhetischen Visionen oder wissenschaftlichen Ansätzen überlagerte, einen besonderen Vorteil – sie ist die Einzige, die die Landschaft mit praxisbezogenem Blick sehen kann. Nach vielen Ideen und unerfüllten Plänen starten die Drei als Kollektiv ihre erste gemeinsame Aktion im Rahmen des Internationalen Gartenfestivals in Chaumont-sur-Loire.
Mit seinem wissenschaftlichen Abitur in der Tasche beginnt Kevin Lemonnier, aus Wissbegierde und getrieben von dem Wunsch, die Grundsätze zu verstehen, die die Natur bestimmen, ein Chemiestudium an der Universität Rouen. Nach einem Fachabschluss in Biologie mit Schwerpunkt Ökologie und organismische Biologie im Jahr 2011 überdenkt er seinen Kursus neu und orientiert sein Studium unter dem Einfluss der normannischen Natur und seinen Wanderungen durch die verschiedenen Ökosysteme folgerichtig auf Umwelt und Vegetation aus. Praktische Erfahrung sammelt er in einem Praktikum, einer befristeten Anstellung als Beauftragter für floristische Planung in einem Umweltplanungsbüro und 8 Monaten in der Gärtnerei Saules in Saint Just. Auf dieser Basis tritt er im Dezember 2012 als Techniker im Bereich Palynologie dem Forschungszentrum CNRS bei, wo er im Labor LOCEAN für Ozeanografie und Klima anhand von Beobachtungen an in Sedimenten fossilisierten Pollen die Veränderungen der Vegetation im Laufe der Zeit untersucht.
Victor Lepage stammt aus Giverny im Departement Eure. Seit seiner Kindheit durchstreifte er die Haute-Normandie, soweit ihn seine Füße trugen. Seine Leidenschaft für Zeichnungen und Entwürfe brachte ihn zu einem Architekturstudium an der Hochschule ENSA Normandie. Seine Ausbildung schärfte seinen Blick auf seine Heimat, eine Landschaft, die er nun verstärkt als „Landschaft für Wanderungen” und als „Umweltressource für spielerische Freizeit” wahrnimmt. Während seines Studiums erhält er die Gelegenheit, ein erstes Mal auszustellen und seine gemeinsam mit dem damaligen Architekturstudenten Mathieu Maury konzipierten Arbeiten im Rahmen des Projekts „Corps à Corps” im Pavillon des Arsenals in Paris zu veröffentlichen. Mit seinen ersten Schritten in die Berufswelt setzt er seine praktische Ausbildung fort, zunächst in den Niederlanden. Hier begegnet er Harmen Van De Wal, dem Gründer von Krill Architecture, mit dessen Hilfestellung er bei einem internationalen Workshop an der Projektion potenzieller Identitäten für den Naturpark Lingezegen teilnimmt. Nach einer kurzen Rückkehr nach Frankreich, führt ihn sein Forschungsseminar zurück nach Holland. Auf Anregung von Henry Borduin der Agentur Border Architecture beschäftigt er sich in einer Studie, die sich mit Tageslicht als materiellem Element und der Konzeption architektonischer Systeme für indirekte Beleuchtung auseinandersetzt, mit der Frage nach dem „wahrgenommenen Raum”. Seine Diplomarbeit im Juli 2012 zum Thema „Citadine, une gare pour espace public”, ein Gemeinschaftsprojekt mit Alexandra Lehec kann als Symbol für die gemeinsame Entwicklung während des Parcours gesehen werden. Er vertieft sein Interesse für sogenannte „spielerische Pflanzen”, die er im September 2013 in seinen Entwurf im Rahmen des Wettbewerbs „Changer d’ère, changer d’air” in Paris einbezieht, ein Plädoyer für die Rückbesinnung der Stadtbewohner auf die Umwelt und die Definition des städtischen Raums als Raum für Freiheit und Spiel. Wenn er sich nicht gerade mit seinen Theorien beschäftigt, arbeitet er derzeit als freiberuflicher Architekt für private und gewerbliche Auftraggeber.
Alexandra Lehec studierte an der Hochschule für Architektur der Normandie und schloss ihr Studium 2012 mit dem Projekt „Citadine, une gare pour espace public” ab. Das ländliche Leben mit seinem Wissen und den damit verbundenen Handgriffen, die ihr seit ihrer Kindheit durch das familiäre Umfeld in Fleisch und Blut übergingen, haben ihre Konzeption der Landschaft und ihre Lesart des Geländes tief geprägt. Dies zeigt sich in ihrem Bestreben, Landschaft mit praktischer Funktion zu verbinden, aber auch in ihrem Wunsch, der Landschaft durch die Schaffung von Freiräumen Leben zu geben, sie in Bewegung zu halten, sowohl in der Architektur als auch in der Stadtplanung. Während ihres Studiums wurde sie mit ihrem Projekt „Construire le vide” in Zusammenarbeit mit Julien Greverend zunächst für die Ausstellung im Pavillon des Arsenals in Paris ausgewählt und zeichnete sich später mit ihrer Veröffentlichung im Buch „Seine d’Architecture” aus, in der sie die Beziehung zwischen dem Park André Citroen und der Seine über eine öffentliche Anlage qualifiziert. Bei einem Praktikum in Amsterdam in den Niederlanden kommt sie zum ersten Mal mit der Architekturforschung in Berührung und beschäftigt sich mit der Innovation und Erprobung architektonischer Beleuchtungssysteme für ein Gebäude mit Schwerpunkt Arbeitskomfort und Entspannung in Österreich. Sie entwickelt gerne Konzepte, sucht aber immer die konkrete Annäherung an die Dinge – getreu ihrem Ansatz mit praktischen Handgriffen theoretischem Wissen Sinn zugeben.