24. LE JARDIN DES POULES
published at 03/10/2017
Dieser Garten erzählt eine Fabel, die sich mit Hochmut und Neid auseinandersetzt.
PRIZE FOR A TRANSPOSABLE GARDEN
Awarded on the 4th of July 2014 by a jury of professionals renowned in the world of garden art
Die Hühner stellen den Menschen dar und die Menschen halten sich für Götter. Die Hühner leben in diesem gottgeschaffenen Garten. Sie leben die Todsünden. Sie verschwenden alles, stibitzen und zerstören alles, leben von kaltem Wasser und unverhofften Ernten... dabei läge der Garten Eden mit seinen Werten wie Achtung, Vernunft und Intelligenz so nahe.
GESTALTUNG
Félix DUBUS, Gärtner und Jean DUBUS, Architekt
François GENOUVRIER, Slim BEN LASSUED, Samuel ROBINNE, Architekten, Frederic CHEVERRY, Gärtner und Alexandre CHAPUS, Grafiker und Zimmermann
FRANKREICH
Von links nach rechts: Jean Dubus, François Genouvrier, Samuel Robinne, Slim Ben Lassoued, Félix Dubus, Frédéric Cheverry und Alexandre Chapus
Jean Dubus
„In meiner über 40-jährigen Tätigkeit als Architekt hatte ich besondere Freude daran, die ganze Welt zu bereisen, mit allem und jedem in Berührung zu kommen, Initiative zu ergreifen, zu unternehmen, Paläste zu errichten und Häuser für normale Menschen zu bauen. Öffentliche Aufträge ziehen sich als roter Faden durch mein Schaffen. Öffentliche Aufträge haben es mir als jungem Architekten ermöglicht, meinen Aufstieg zu beginnen, im Aufzug auf die oberen Knöpfe zu drücken. Ich habe mich und meine Person bei meinen Werken stets bewusst in den Hintergrund gestellt, in der Überzeugung, dass dem eigentlichen Werk mehr Bedeutung zukommt als mir. In diesem Sinne bin ich auf Kollegen zugegangen, habe ich eine Familie gegründet, Gemeinschaften in Paris, in Kuba, in Phnom Penh und in Nairobi, im Rahmen ehrgeiziger Projekte, gleich welcher Größe. Um die Jahrtausendwende hat sich die Intuition der Landschaft in meine Forschungsarbeit eingeschlichen. Meine Projekte haben die Stadt nach und nach aufgelöst, um sich in Natur zu betten und in frischem Gras auszustrecken. Eine unauffällige poetische Dimension, die mir, scheinbar im Zuge einer zu straffen Philosophie, ein Erbe der modernen Bewegung, entgangen war. Zuvor nur ein vages Vorgefühl, stand sie in Brasilien plötzlich unumgänglich im Raum. Ich baute in Brasilia eines meiner letzten Gebäude. Das „Landschaftsbild” hat sich konzeptuell bald als politische Pose erwiesen, insofern, als es dabei lediglich um eine zweidimensionale Vorlage handelt, die sich kaum aufrichten lässt und die mehr Pflege bedarf, als ein neugeborenes Kind. Der Garten ist, wie die Literatur, die Architektur oder die Musik, eine vollwertige selbstständige Disziplin, die ihre eigene Geschichte in den Hintergrund drängt. Und genau dies fasziniert mich. Meine fünf Kinder sind alle Künstler. Félix, einer von ihnen, ist Gärtner und wir haben eines Tages beschlossen, unsere Zeit miteinander zu tauschen, eine Wochen mit ihm in den Gärten und eine Woche mit mir auf den Kränen. Aus diesem ungewöhnlichen und höchst bereichernden Tausch entstand die Idee mit Chaumont, einer wohldosierten Mischung aus Generationen und Talenten".
Félix Dubus kehrt Paris den Rücken und geht zunächst in die Provence, dann in die Touraine. Er studiert Gartenbau und später Landschaftsplanung und taucht ein in die Lebenskunst unserer ländlichen Gegenden, im Laufe der Jahre, der Begegnungen, der Arbeit in den Feldern und Gärten. Seit 2006 ist er als Gärtner bei Privatpersonen tätig, mit denen er sein Wissen teilt und in denen er verstärktes Interesse an ihrem eigenen Garten weckt, den er verschönert und über die Jahreszeiten hinweg begleitet. Seine Sicht des Gartens verbindet Kultur, Erinnerung und neue Bedürfnisse des Einzelnen im Bestreben, Gefühle, Gedanken aufleben zu lassen, die an diesen Orten aufkeimen, auch wenn sie noch so ephemer sind. Heute tastet er nach dem Horizont und dieser Drang führt ihn gemeinsam mit seinem Vater, einem Architekten, zu einer neuen Erfahrung, einem gemeinsamen Gartenprojekt in Chaumont.
François Genouvrier
„Das Gartenfestival in Chaumont-sur-Loire bietet mir die Gelegenheit der Rückkehr, zu einem beschaulichen Moment am Fluss, im Dialog mit der Landschaft, die meine Kindheit begleitete. Nach meiner Jugend in Tours, öffneten sich mir mit meinem Architekturstudium in Lille und Barcelona und den darauf folgenden Projekten in Paris, Limoges, Amiens und Brasilia viele Möglichkeiten. Angeregt durch wiederholte Auslandsaufenthalte wurde der Dialog zwischen den Kulturen zum Nährboden meiner Persönlichkeit. Im Laufe der Jahre bildete sich ein Kollektiv um das Architekturbüro Jean Dubus. Aus dem Gleichgewicht eines Teams können erstaunliche und gleichzeitig beherrschte Projekte erwachsen - „Jardin des Poules“ („Hühnergarten”) ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel.”
Samuel Robinne
„Ich komme mit großer Freude und auch etwas Nostalgie zum Gartenfestival in Chaumont-sur-Loire zurück. 2004 hatte ich hier bereits im Rahmen eines Design-Seminars zum Abschluss meines Studiums an der Ecolde d’Architecture de Bretagne ein Objekt ausgestellt. Seither habe ich mit dem Achitekturbüro Jean Dubus an zahlreichen Wettbewerben und Projekten teilgenommen, innerhalb und außerhalb Frankreichs. Das Gartenprojekt „Jardin des poules” geht in seinem Maßstab und seinem Anspruch über gewöhnliche Projekte hinaus. Es ist ein magischer Raum, der es unserem freundschaftlich verbunden durchweg männlichen Kollektiv erlaubt, ausgetretene Wege zu verlassen und uns dabei einer gänzlichen anderen Herausforderung zu stellen – dem Dialog mit der Erde... und den Hühnern".
Slim Ben Lassoued
„Ich bin in den fruchtbaren Ebenen um Sfax in Tunesien aufgewachsen und war nach meinem Architekturstudium in Tunis in verschiedenen Pariser Büros beschäftigt. Vor vier Jahren bin ich zu der interdisziplinären Planungsgruppe um Jean Dubus gestoßen. Die Elemente unserer Parzelle, also das Feld, der Gemüsegarten, der Wasserlauf und die Tiere rufen in mir die Erinnerung an unseren Familiengarten wach, in dem ich mich auch heute noch gerne entspanne und neue Energie schöpfe.”
Frédéric Cheverry, 35 Jahre, hat seine Kindheit in der Touraine, in Azay sur Cher verbracht, nicht weit von der Domaine de Chaumont-sur-Loire entfernt. Seine Erziehung im familiären Umfeld ist auf Landwirtschaft und Viehzucht ausgerichtet. Nach seinem Studium in Biologie und Agrarhandel an der Universität François Rabelais in Tours beginnt er mit 22 Jahren eine kaufmännische Laufbahn, die ihn zu mehreren großen Unternehmen führt. 2012 beginnt er eine Ausbildung als Gärtnerlehrling bei Félix Dubus, im Wunsch, die Kunst des Gartenbaus zu erlernen, aber auch, um zu seinen Wurzeln zurückzufinden.
Alexandre Chapus
„Seit meinem Diplomabschluss 2006 an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs de Paris bin ich als freiberuflicher Grafiker tätig. Parallel dazu arbeitete ich bis 2012 auch als Mitarbeiter im Atelier von Loran Stosskopf. Ich befasse mich in erster Linie mit redaktionellen Veröffentlichungen (Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Broschüren und Kommunikationsunterlagen), Konzepten für visuelle Identität und Beschilderungen. Ich habe an der Konzeption und Umsetzung der visuellen Identität und der Kommunikation der Monumenta 2007 und 2010 im Grand Palais mitgearbeitet und später im Rahmen eines anderen Auftrags an der Erstellung des Layouts für das Museumsmagazin des Louvre (Grande Galerie). 2011 habe ich die künstlerische Leitung einer Sonderausgabe der Zeitschrift Telerama über E. Munch übernommen. Im Moment arbeite ich an der Konzeption und Umsetzung der Beschilderung der neuen Notrufzentrale in Ivry-sur-Seine. Seit 2012 übe ich parallel dazu in Schweden meinen Beruf als Zimmermann aus.”