06. Le soulèvement des graines
published at 13/09/2017
Mit einem ohrenbetäubenden Lärm sind 33 Kubikmeter eines Weltraum-Fragments in Form eines Samens des Überflusses zu uns gekommen.
Letzterer hat einen Befruchtungsvorgang ausgelöst, indem er den Boden von Chaumont-sur-Loire berührte. Bei seinem Aufprall wurde eine Schockwelle erzeugt, welche den Boden verformt und rissig gemacht hat, wobei der Erde das Wesen des Samenkorns untergemischt und so ein Gemisch von großem ökologischem Reichtum erzeugt wurde. Dieses „pflanzlich-metallische“ Saatgut wird also keimen und diesen Garten entstehen lassen. Splitter aus dieser Keimung kennzeichnen den Weg und verwandeln den nutzbaren Boden, je nachdem wo sie zufällig hinfielen, in regelrechte Kultur-Inseln. Das Herz des Samenkorns enthält die Schlüssel zum „ungeborenen Garten“: er bietet neue Arten zur Erkennung von Produktionsmethoden an, anhand von Bildern mit einer Kombination aus Gemüseanbau, Hinweisen für die Regeneration der Böden sowie neuer Produktionstechniken mit verschiedenen Mitteln, welche manchmal die Gravität und die Horizontalität verschieben.
Der Garten wird also in vier komplementären Bereichen entdeckt. Der Bereich Luft: architektonisches Symbol für den Zerfall des Samenkorns in zahlreiche vertikale und horizontale Wände, die von Gemüse- und Kletterpflanzen bedeckt werden. Der Bereich Wasser: Frischezelle und Luftfeuchtigkeitsregler. Der Bereich Boden: Spender von Reichtum und Artenvielfalt, die quer durch das Erwachen der Sinne angepflanzt werden. Der Bereich Betrachtung: passives und aktives Schlendern, von Kennenlernen bis Entzücken.
GESTALTUNG
Arthur LEVEQUE DE VILMORIN, Romain LACOSTE und Paul LEURENT, DPLG-diplomierte Landschaftsgestalter
FRANKREICH
Für Arthur de Vilmorin sind Pflanzen Familiensache, und die Landschaftsgestaltung ist eine Leidenschaft. Nachdem er mehrere Jahre als Gärtner und später als Bauleiter gearbeitet hat, beschließt er, dies zu seinem Beruf zu machen und geht einen Schritt weiter, indem er sein Studium wieder aufnimmt. 2009 erhält er das Diplom an der Pariser Gartenbauschule École du Breuil und setzt seine Ausbildung zum Landschaftsgestalter an der Hochschule für Architektur und Landschaftsgestaltung von Bordeaux fort. Parallel zu seiner Ausbildung arbeitet er bereits, er gestaltet Projekte in Frankreich für Privatpersonen und Unternehmen und betreut deren Umsetzung. Seine Kompetenzen und sein Fachwissen erstrecken sich vom kleinen Stadtgarten über einen Balkon oder eine Terrasse sowie der Beratung zur Begrünung von Innenräumen bis hin zur Gestaltung und Sanierung von großen privaten Parkanlagen. Bei jeder Umsetzung ist er bemüht, das Anliegen des Kunden auf das Landschaftsprojekt abzustimmen, indem er es in die Umgebung eingliedert, in der er arbeitet. Er mag Materialien genauso wie Pflanzen und stellt ein Gleichgewicht zwischen diesen Elementen her. Da er sich der technischen Beschränkungen der Pflege bewusst ist, bemüht er sich darum, sie bei seinen Umsetzungen zu vereinfachen, indem er den ökologischen Aspekt mit dem Gedanken verbindet, dass ein Garten von Dauer sein muss.
Paul Leurent stammt aus einer in ganz Frankreich verteilten Familie, und von Kindheit an entdeckt er auf seinen Reisen die französischen Gebiete und spürt eine Verbundenheit mit deren Landschaften und dieser Vielzahl von „Teilen der Welt“, die sie enthalten. Als Kind einer Generation, die sich vom wachsenden Umweltbewusstsein leiten ließ und die den Herausforderungen der Anpassung an die Industriegesellschaft gegenübersteht, möchte er am Aufbau einer ausgeglicheneren Beziehung zur Welt und den Menschen Anteil haben. Er entwickelt somit eine große Begeisterung für die Geisteswissenschaften, die Geografie, die Biologie, die Umweltwissenschaften und die Gartenkunst und fasst bereits am Gymnasium ins Auge, Landschaftsarchitekt zu werden. Nach vier Jahren in Unternehmen leistet er seinen Beitrag an über 50 Realisationen; Privatgärten, Gestaltung sensibler Gebiete, Wohnviertel, Innenhöfe, Stadtparks und öffentliche Anlagen. Er studiert an der Hochschule für Architektur und Landschaftsgestaltung von Bordeaux. Die Bereiche Biologie, Wissenschaften, Energie, Agronomie, Landwirtschaft, Hydrologie, Architektur, Stadtplanung und selbst Wirtschaft werden seine neuen Projektwerkzeuge. 2015 schreibt er seine Studiumsabschlussarbeit über die lokale Widerstandsfähigkeit der Gebiete rund um Bordeaux, um zu versuchen, eine neue Vision von der Erstellung des Gebiets einzubringen, wobei das Interesse der Gemeinden geweckt wird. Daher gründet er im Anschluss an sein DPLG-Diplom (vom Ministerium ausgestelltes Diplom) in Landschaftsgestaltung die Agentur „2L Paysage“, ein Projektierungsbüro für die Raumgestaltung und -planung, zusammen mit seinem Geschäftspartner Romain Lacoste.
Tours, Oktober 1985. Romain Lacoste beschließt voller Neugier, ins Leben zu starten, mit dem Kopf voran. Für manche eine Qualität, für andere eine Schwäche, sie verlässt ihn nicht mehr und macht aus ihm einen Jungen, der die Vorgänge des Lebens kennenlernen möchte, das heißt die Organisation dessen, was uns umgibt. Dieser Durst nach den Wissenschaften im Allgemeinen scheint seinen Ursprung im Familienleben zu haben. Ein Lehrer für Geographie und Geisteswissenschaften als Papa, eine Ärztin als Mama und einen Kunsttischler als Opa: dadurch kann er verschiedene Interessen entwickeln, von der Herstellung von Gegenständen über das Gebietsverständnis und das Zeichnen als greifbareren Ausdruck bis hin zum Denken. Obwohl das Automobildesign und die Architektur seine Kindheitsträume sind, beginnt er seine höhere Bildung 2003 mit Geografie und Stadtplanung. Er entwickelt hier eine wissenschaftliche Herangehensweise an die Gebiete, gekoppelt mit einer kartografischen Sichtweise. Nach der Beendigung seines Bachelors, bei dem sich die Zeichnung als roter Faden durchzog, ermöglicht ihm die Hochschule für Architektur und Landschaftsgestaltung von Bordeaux (Ecole Nationale Supérieure d’Architecture et du Paysage de Bordeaux), seine Denkweise hin zu einer ethnographischeren Sichtweise auf die Gesellschaft zu lenken. Da er nun die Werkzeuge zum Verständnis, aber auch zur Raumgestaltung sammelt, findet er in den vermittelten Kenntnissen eine Gelegenheit, Künstlerisches mit Wissenschaftlichem zu verbinden. Es waren also dreißig Jahre für die Entstehung einer Denkweise nötig, welche kurz aber aufrichtig auf die Parzelle von Chaumont-sur-Loire transkribiert und mit Paul Leurent über ihre junge Landschaftsgestaltungsagentur zusammengelegt wurde. Die Agentur „2L Paysage“ entspricht einem Eisberg: ein Teil ist sichtbar, beweglich, und drückt den Willen aus, an der Entstehung neuer Gebiete zu arbeiten, durch die Änderung der Art und Weise des Verbrauchens, des Herstellens und des Wohnens, und ein versunkener, unsichtbarer Teil: ein Werkzeug, das eigentlich Mögliche von morgen zu erproben, über Wettbewerbe, Privatgärten und Gestaltungsprojekte.