C. Grégoire Scalabre
"L’ultime métamorphose de Thétis", "Cygnus" und "L’onde"
Der Keramiker Grégoire Scalabre ist ein Meister seines Fachs. Jede seiner Skulpturen ist eine Entdeckung, eine spektakuläre Quintessenz aus Konzentration und Vorstellungskraft, die die konventionellen Grenzen seiner Kunstrichtung sprengt und auf Veranstaltungen für zeitgenössische Kunst in Frankreich und anderen Ländern begeistert aufgenommen wird. Jedes Objekt ist das Ergebnis einer langen, methodischen Arbeit und bringt durch vielfältige Techniken neue Texturen und Formen hervor
Das Atelier ist der Ort des Schaffens. In seiner Mitte wird das Werk aus unzähligen Einzelteilen zusammengesetzt, die vom Künstler eines nach dem anderen angefertigt werden. Auf einer langen Werkbank liegen schöne, gefüllte Skizzenbücher, an der Wand hängen zahlreiche Einzelblätter mit Freihandzeichnungen, Ansichten, Skizzen... Es wirkt, als müsse jede Form von allen Seiten dargestellt werden, als müssten die Hände zunächst das Abbild des Werks beherrschen, bevor sie das Material bearbeiten.
Grégoire Scalabre arbeitet, wie er atmet: frei. Als Meister verschiedenster Keramiktechniken stehen ihm unbeschränkte Möglichkeiten offen, selbst die Unglaublichsten. So öffnet er sein Ausdrucksregister für unterschiedlichste Formen und Texturen, die seinen einzigartigen Stil ausmachen, den er ständig weiterentwickelt. Der Betrachter soll sich Fragen stellen und am Gesehenen zweifeln. Ist es Stein? Ist es Porzellan? Ist es Gummi? Der Keramiker spielt mit Oberflächeneffekten, verwischt Spuren und täuscht die Sinne, indem er dem Material eine unerwartete Oberfläche, Weite und Tiefe verleiht. Seine Werke leben vom Minuziösen der Einzelelemente ebenso wie von der Monumentalität ihrer Zusammenstellung.
Der Künstler ist in seinem perfektionistischen Streben allein mit der Arbeit, die er sich auferlegt. Wie hypnotisiert von der Wiederholung der Gesten lässt er Emotionen in sich aufsteigen und erlebt den gegenwärtigen Moment mit höchster Achtsamkeit. So wird das künstlerische Ziel deutlich, auch wenn sich die Form bis zum Schluss weiterentwickelt. Grégoire Scalabre will nicht verblüffen, sondern sich in den Dienst eines künstlerischen Mediums stellen, dem er alles schuldet und das ihm viel zurückgibt.
L’ultime métamorphose de Thétis (Die letzte Metamorphose von Thetis)
Cygnus
Sein bemerkenswertes Porzellan-Wandmedaillon Cygnus besteht aus über 9 000 Miniatur-Porzellanvasen, die von Scalabre geduldig auf das Rad gelegt wurden. Cygnus inspiriert sich an den historischen Schiffswracks der Ostindienkompanie. Schiffbrüche waren während der gesamten georgischen Ära häufig. Unter der verlorenen Ladung befand sich eine geschätzte Anzahl von fast 200 Stücken feinem Porzellan aus Asien. Die einzelnen Scalabre-Schiffe laufen zusammen und sind in eine große kronenförmige Form eingedrückt, die den Seepocken auf einem Schiff ähnelt. Die Kronenform, die traditionell die Ewigkeit heraufbeschwört, ist eine Hommage an die mythische Porzellan-Fracht, die der gesamten Menschheit für immer entzogen wurde und in den Tiefen des Meeres wiedergeboren wird.
L’onde (Die Welle)
BIOGRAPHISCHE ANGABEN
Grégoire Scalabre ist ein französischer Künstler, Keramiker und Bildhauer, der für die Virtuosität seines Schaffens international bekannt ist. Sein künstlerisches Universum ist stark von Architektur und Industrie sowie vom architektonischen Erbe der französischen Denkmäler und Statuen beeinflusst. Grégoire Scalabre ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit in der zeitgenössischen Kunstlandschaft und verschiebt unaufhörlich die Grenzen der Keramik. Der Künstler fordert das Material heraus und entwickelt sein Formenrepertoire ständig weiter. Seine Gestaltungsmittel reichen von Ausbreitung und Anhäufung über architektonische und metallverarbeitende Elemente bis hin zur Dynamik und zum Monumentalen.
Er interessiert sich bereits seit seiner Kindheit für Keramik. Der fantasievolle Junge beobachtet, zeichnet und bastelt gerne Dinge, mit denen er Geschichten erzählen kann. Er wartet nicht darauf, dass das Abenteuer von außen kommt, sondern ergreift lieber selbst die Initiative. Noch heute taucht er in seine Projekte ein, wie er einst Baumhäuser als Schauplatz von Fantasiegeschichten baute. Da sich Grégoire in seinen Jugendjahren leicht von der Arbeit abhalten lässt, wird er in ein Internat in der Normandie geschickt, wo er die Formbarkeit von Ton und die Möglichkeiten seiner Verarbeitung entdeckt. Er ist von der Macht des Wassers und des Feuers fasziniert und weiß bald, dass er diese berufliche Laufbahn einschlagen möchte. Es folgen eine Lehre im Atelier du Sage im südfranzösischen Dieulefit und eine theoretische Ausbildung im Lycée de la céramique in Longchamp.
Aufgrund seiner Leidenschaft für Architektur und Design entwickelt er bei Agir Céramique die Grundlagen seiner künstlerischen Techniken weiter und absolviert eine Zusatzausbildung für Glasurtechniken. Er entwickelt eine herausragende technische Kompetenz und eine ausgeprägte ästhetische Wahrnehmung. Grégoire Scalabre beschließt, seine Sinneserfahrung nicht auf die künstlerische Praxis zu beschränken, sondern durch eine Tätigkeit als Lehrer für Keramik in der Haftanstalt von Bois d'Arcy zu bereichern. Von da an hat er zwei berufliche Standbeine: das künstlerische Schaffen und die Lehrtätigkeit. Im Jahr 2000 vertraut ihm das Institut de la Céramique Française eine Lehrwerkstatt im Drehen an. Er ist 26 Jahre alt. Zwei Jahre später gründet er sein eigenes Atelier und ruft 2005 zusammen mit Christophe Bonnard die École de Céramique in Paris ins Leben.
Zu Beginn seiner Laufbahn arbeitet Grégoire Scalabre mit Designverlagen zusammen und nimmt 2007 als „A-la-carte-Talent“ an der Messe Maison & Objets teil. Ende der 2000er Jahre gibt er das Gebrauchsdesign jedoch auf, um sich auf sein künstlerisches Schaffen zu konzentrieren. Bei einem Aufenthalt in der Manufacture de Sèvres 2009 und 2010 entstanden Astrée (Astraea), ein monumentales Werk, das im Musée des Arts Décoratifs in Paris im Rahmen der Ausstellung Circuits Céramiques (Winter 2010-2011) ausgestellt wird, und Haussmann, eine Reihe von Skulpturen, die wie Gipsmodelle geformt sind und eine architektonische Landschaft nach dem Prinzip von Stuckleisten bilden, wie sie im Stil von Haussmann häufig vorhanden sind. Die folgenden Jahre widmet er folgenden künstlerischen Fragestellungen: Wie ist ein klarer Stil mit einer Dekonstruktion vereinbar? Wie kann etwas gezeigt werden, was nicht existiert? Wie beschränkt man den Blick nicht aufs Äußere, sondern lässt ihn auch ins Innere der Struktur wandern? Dies sind nur einige der Fragen, die er sich stellt. Mehrere dieser kreativen Kapitel werden in der Galerie Nec in Paris und in der Galerie Modern Shapes in Antwerpen ausgestellt.
2015 gründet Grégoire Scalabre mit einer befreundeten Keramikerin das Atelier Céramique in Kremlin-Bicêtre (dessen Arbeit 2020 eingestellt wird). Sie wollen einen Raum für den Austausch und die Weitergabe von Fachwissen über eine zeitgenössische Interpretation von Keramik schaffen. Dazu organisieren sie Dreh- und Modellierkurse für Anfänger und Fortgeschrittene sowie Kurse zur Vorbereitung auf den beruflichen Abschluss im Keramikdrehen. 2017 veröffentlicht Grégoire Scalabre im Verlag Éditions Eyrolle ein Lehrwerk, Céramique : répertoire de formes (Keramik: Formenrepertoire). Er legt viel Wert auf eine ständige Erweiterung seiner Ausdrucksmöglichkeiten und erlernt unermüdlich neue Techniken. 2018 stellt er in seinem Atelier Keramiken mit einer neuartigen Marmorspritztechnik her. Er ist weiterhin davon überzeugt, dass seine Lehrtätigkeit, insbesondere im Rahmen der Berufsausbildung, seine künstlerische Praxis bereichert und umgekehrt. 2022 gründet er zusammen mit Virginie Mercier ein neues Atelier, in dem Fachwissen und Keramiktechniken vermittelt werden.