F. Evi Keller
"Matière-Lumière, Création 2022"
Das Werk der deutschen bildenden Künstlerin Evi Keller hinterfragt das kosmische Prinzip der Transformation von Materie durch Licht. Die Abdrücke des Augenblicks [Skulpturen, Gemälde, Fotografien, Videos, Klänge und Vorführungen] offenbaren einen Prozess der Substantialisierung, der nach und nach in Installationen, die von der Künstlerin als Räume des Übergangs bezeichnet werden, Gestalt annimmt und sich wandelt.
Der Weg durch diese Räume führt die Künstlerin zu den Werken der Reihe Matière-Lumière, die das Anthropozän reflektieren. Die Werke bestehen aus Kohlenstoff, der in den Sternen entstanden ist, dem wesentlichen Kern aller lebenden Materie, der von Menschenhand recycelt wird. Sie werden durch Absorption, Übertragung und Reflexion beseelt und verwandeln sich in der Interaktion mit dem Betrachter in Materialien, die im permanenten Wandel begriffen sind. In einem alchemistischen Prozess verwandelt Evi Keller so die Erinnerung an Hunderte Millionen von Jahren in Kunstwerke.
Für die Bienenscheune des Domaine de Chaumont-sur-Loire hat Evi Keller ein originelles Werk in Grau- und Silbertönen, das durch subtile, fließende Lichtspiele geschickt beleuchtet wird, geschaffen.
Der Besucher wird mit dem Ergebnis einer nahezu alchemistischen Transmutation und der faszinierenden Verwandlung von Materie aus dem Innersten der Erde in geheimnisvolle, fragile Schleier konfrontiert.
„Nach dem Vorbild der Göttin Persephone, Tochter der Demeter, die die Finsternis durchqueren musste, um im Licht des Frühlings wiedergeboren zu werden, knüpft Evi Keller an die verschüttete Erinnerung an Materialien an, um ihr Werk ins Licht zu führen. Matière-Lumière ist der einzigartige Titel, den sie ihrem Werk gibt, das sich über unterschiedliche Medien entfaltet: Skulpturen, Gemälde, Fotografien, Videos, Klänge und Vorführungen. Einer Alchimistin gleich transmutiert und sublimiert die Künstlerin eine vibrierende Materie und graviert das Spirituelle in sie ein: So entsteht eine inkarnierte, unmittelbare Beziehung zu ihrem Werk, das uns wie eine lebendige Haut umhüllt. Seitdem öffnet ihr schöpferisches Wirken, eine Produktionsstätte epiphanischer Erscheinungen, eine „andere“ Dimension und verbindet uns mit einem „lebendigen Kosmos“, um den Ausdruck des Anthropologen Edgar Morin aufzugreifen. Ihr Tun bringt Körper und Geist subtil ins Spiel, die mit einer Welt, die ewig in Bewegung ist, in Einklang stehen.“ Fanny Revault, Art Interview, 2021
„Matière-Lumière, birgt auch eine aktuelle Fragestellung in sich ... Als Zeugen des Anthropozäns und als Ergebnis der Transformation von Erdöl, das tief in der Erde entsteht, verkörpern Plastikfolien die Erinnerung an Hunderte Millionen von Jahren. Wenn ich dieses Material in ein Kunstwerk verwandle, regeneriert es sich durch seine Rückkehr zur Quelle und wird wieder organisch und lebendig. Das Erschaffen von Matière-Lumière ist ein Akt der Wiedergutmachung. Er stellt die Frage nach der Wiedergeburt des Menschen, er stellt auch die Frage nach der Wiederaneignung des Menschseins durch den Menschen.“ Auszug aus einem Interview mit Evi Keller, 2021.
BIOGRAPHISCHE ANGABEN
Evi Keller wird 1968 in Bad Kissingen geboren. In den 1990er Jahren studiert sie Kunstgeschichte, Fotografie und Grafikdesign in München, bevor sie nach Paris geht, wo sie als Fotografin arbeitet. Im Jahr 2000 gründet sie ihr eigenes Atelier. 2001 beginnt sie mit dem Installationszyklus The World In Between.
Im folgenden Jahr ist eine Matière-Lumière Installation in der CENTRALE for contemporary art in Brüssel zu sehen. Im Rahmen der Ausstellung ihrer Werke im Musée des Arts Décoratifs wird der Vortrag „Die Materie jenseits des Sichtbaren um Jean Dubuffet und Evi Keller“ gehalten.
2017 wählte die Philosophin und Kuratorin Joke Hermsen zentrale Werke von Evi Keller für die Ausstellung Château Kairos im Schloss Gaasbeek in Belgien aus, zusammen mit Georgia Russell, Anri Sala, Hans Op de Beeck, Pipilotti Rist, Chiharu Shiota, Otobong Nkanga und Antony Gormley. Die Künstlerin ist auch Teil der Ausstellung Passion de l’art. Galerie Jeanne Bucher Jaeger, depuis 1925 im Musée Granet in Aix-en-Provence, unter anderem neben Paul Klee, Wassily Kandinsky, Alberto Giacometti, Max Ernst, Nicolas de Staël, Mark Tobey und Jean Dubuffet.
Seit einigen Jahren arbeitet die Künstlerin auch regelmäßig mit zeitgenössischen Tänzern und Musikern zusammen. Im Laufe des Jahres 2018 beschließt Evi Keller, sich ganz der Schaffung einer monumentalen Installation, Performance/Matière/Lumière, zu widmen (die im Rahmen der Nuit Blanche 2019 in der Kirche Saint-Eustache zu sehen ist). In einem Initiationsritual empfängt die Künstlerin den Betrachter inmitten der intimen und persönlichen Erfahrung der vielgestaltigen Visionen der Transmutation der Materie durch das Licht.
Evi Keller wird von der Galerie Jeanne Bucher Jaeger, Paris, vertreten.