Oberen Schlossgalerien
Robert Charles Mann
Méta paysages
published at 10/11/2017
Robert Charles Mann, ein anspruchsvoller Fotograf, der seine Abzüge selbst macht, gilt als einer der begehrtesten „Fotolaboranten“ seines Herkunftslandes (USA) und lebt zwischen zwei Welten: Los Angeles und dem Departement Loir-et-Cher. Er verwendet eine sehr alte Technik, die Lochkamera, um das Licht zu brechen und uns die Eindrücke und Emotionen zu vermitteln, die die Landschaften der Loire bei ihm auslösen.
PräsentIERUNG
„Ich hoffe, dass ich mit der Person, die meine Fotos betrachtet, eine bereichernde und traumhafte Erfahrung teilen kann, einen Referenzpunkt als Ausgangspunkt zur Erkundung der Seelen. Um dieses Ziel zu erreichen, nutze ich mehrere Fotoapparate ohne Objektiv. Die Besonderheit der Lochkamera ist es, den Gegenstand eher zu suggerieren als ihn darzustellen. Diese Suggestibilität besitzt ein tiefes Geheimnis, das man nicht an der Oberfläche des Bildes, sondern vielmehr in seiner besonderen Darstellung entdeckt.
Wenn ich diese Technik mit meinem gewählten Objekt verbinde, „atmet“ das Foto und wird zu einer metaphorischen Umwelt. Die Besonderheit des Fotos mit der Lochkamera liegt in sehr langen Belichtungszeiten, die von ein paar Sekunden bis zu mehreren Stunden reichen. Diese ununterbrochene Belichtung erzeugt Effekte, die das Auge nicht erkennen kann. Objekte in Bewegung werden aufgrund ihrer Schwingungen durchsichtig, andere werden vielleicht komplett unsichtbar. Gegenstände, die bei der Aufnahme enthalten sind, kann man auf dem endgültigen Abzug nicht sehen.
Die Serie „Reflection“ ist sowohl in der Methode als auch in ihrem Konzept ein Experiment. Ausgehend von dem Gedanken, dass Wasser in Bewegung und eine lange Belichtung eine Ansammlung von Bildern erzeugen, richte ich die Kamera auf die Wasseroberfläche direkt gegen das Sonnenlicht. Ich stehe im Wasser und entdecke an der Oberfläche Formen der Sonnenreflexionen, die von den Strömungen und durch eingetauchte Gegenstände getrieben werden. Wenn ich einen roten Filter verwende, erzeugt die Reflexion eine abstrakte Form auf einem undurchsichtigen Grund. Diese Fotos sind keine einfachen Abstraktionen, ihre Ursprünge sind gänzlich organisch.
Die Serie „Head“ wurde mit einer von Hand hergestellten Lochkamera fotografiert, wobei ein 4 x 5 Inch-Film und ein orangefarbener Filter verwendet wurden. Ich lenke das Objekt und choreografiere seine Bewegungen für eine lange und einmalige Belichtungszeit von zwei Minuten. Das Ergebnis ist keine Montage mehrerer Porträts, sondern vielmehr eine besondere Leistung, denn das Objekt ändert während der Belichtung seine Position und sammelt so verschiedene Bilder auf einer einzigen Filmebene. Die Malerei von Francis Bacon diente als Inspiration für diese Serie.
Die Serie „Window“ wurde mit einer von Hand hergestellten Lochkamera fotografiert, wobei ein 4 x 5 Inch-Film verwendet wurde. Sie inspiriert sich an einem Fenster aus dem 18. Jahrhundert, das ich auf meinem Dachboden gefunden habe. Dieses Fenster diente mir als Träger und Inspiration für diese Bilderreihe, die ich noch immer anfertige. Meine Absicht ist es, dem Publikum ein Gefühl des Voyeurs zu geben, der in jedem von uns lebt.
Meine Arbeit beruft sich ausschließlich auf das allein analoge Verfahren; Photoshop verwende ich nicht! Alle Abzüge werden auf Faser-Barytpapier mit Silberchlorid oder auf lichtempfindlicher Leinwand hergestellt, die mit einem lithografischen Entwickler ans Licht gebracht wird, der diese einzigartige Farbe erzeugt und die Fasern des Trägers an der Oberfläche des Bildes erkennen lässt.
Ein Abzug kann auf tausend verschiedene Arten gemacht werden. Die Wahl der Materialien und die haptische Beschaffenheit des Abzugs sind sehr wichtig. Der Abzug trägt die Hälfte des Anteils an der Wahrnehmung des Fotos. Bewusste Entscheidungen erzeugen unbewusste Effekte. Die Welt der Abzüge wird in ihrer Tragweite nur durch die Welt des Bildes erreicht.
Eine endlose Anzahl von Parametern und Variablen spielt in die Umsetzung eines Bildes ein, und zeitweise erzeugen sie eine große und starke Emotion.“ Robert Charles Mann
Sobald Robert im Alter von acht Jahren seinen ersten Abzug im Labor seines Vaters gemacht hatte, verstand er, welche Magie die Welt der Fotografie besaß, und das, noch bevor er seine erste Aufnahme gemacht hatte.
Robert Charles Mann wurde 1960 in den Vereinigten Staaten geboren. Seine Mutter war Konzertpianistin und sein Vater Fotograf, sodass er in einem künstlerischen Universum aufwuchs. Der Einfluss seines familiären Umfelds veranlasst ihn dazu, gleichzeitig Musik und Fotografie zu studieren. Er nimmt Musikunterricht an der Staatsuniversität von Ohio, wo er 1980 ein Diplom in Theorie und Performance am Musikinstitut in Hollywood, Kalifornien, erhält.
Anschließend macht er ein Astronomie- und Fotografiestudium sowie ein Studium zur Komposition moderner Musik. 1990 erhält er das Diplom „Platinum Printing“ (Platindruck) des Maine Photographic Workshop in Camden, Maine. 1992 erhält er dann ein Diplom in Pigment Printing (Kohledruck) des Fine Print Studio des Museums von Düsseldorf.
Im Laufe der 80-er Jahre ist er an zahlreichen Projekten beteiligt, die ihn zur Teilnahme am Art Club führen, der die Umsetzung von innovativen Musicals in Los Angeles unterstützt. Er widmet sich wieder seinen Arbeiten an grafischem Fotodruck und macht sich selbstständig, um seine verschiedenen Kunstprojekte zu finanzieren. Rasch wird er zu einem der begehrtesten Fotolaboranten, er leitet das Studio und assistiert Herb Ritts zwei Jahre lang. Er arbeitet mit Helmut Newton, Mary Ellen Mark, Peter Lindbergh, Sheila Metzner, Dennis Hopper und vielen anderen zusammen. Gleichzeitig ist er leitender Fotograf beim Magazin Exposure. Weiterhin produziert er unzählige Abzüge für den Verlag Twelve Tree & Twin Palms sowie für die Hollywood Archives. In den letzten zwanzig Jahren hat Robert Mann über eine Million Fotos gedruckt! 1989 hat er sich einen soliden internationalen Ruf als Fotograf und Fotolaborant aufgebaut und zieht nach Paris, wo er heute wohnt.
Weiterhin arbeitet er mit zahlreichen Fotografen zusammen und produziert gleichzeitig seine eigenen Bilder. Für seine Fotoaufnahmen verwendet er nur noch eine Lochkamera (Fotoapparat ohne Objektiv). Robert komponiert auch Musik für Film und Fernsehen. Kürzlich hat Robert Mann mit Brad Pitt zusammengearbeitet; eine Fotoreportage über den Alltag des Paars Pitt-Jolie für das W Magazine. Er hat seine Zusammenarbeit mit Brad Pitt fortgeführt, indem er zahlreiche Archive des Schauspielers gedruckt hat. Brad Pitt hat 11 große Auflagen der Serien „Orbit“ und „Flowers“ erworben.