A. Sam Szafran
"Arborescences"
Sam Szafran ist ein völlig untypischer Künstler, ein absolut freier Maler, stilübergreifend, außergewöhnlich, keiner Strömung zuzuordnen. Mit außergewöhnlicher Sensibilität und Bildung hat er es verstanden, die zahlreichen Leiden eines schwierigen Lebens in ein Werk von besonderer Stärke und Virtuosität umzuwandeln.
Unter seinen nahezu 2 000 Werken zählt man 800 Aquarelle und 1 200 Pastellmalereien mit einer unglaublich reichen Chromatik, die von diesem Künstler, der erklärt, er „habe genug Stoff zum Malen für 400 Jahre“, mit fantastischer Geschicklichkeit aufgebaut wurden.
„Seine Zeichnungen sind der Vorwand für ein abstraktes Spiel vollkommener Beherrschung, die das Leblose belebt und… dem bewegungslosen Leben Kraft verleiht“. Jean Clair
Drei Hauptthemen durchkreuzen sein Werk auf obsessive Weise: Ateliers, Treppen und Pflanzen.
Natürlich sind es seine fantastischen Blätter und Bäume, die in Chaumont-sur-Loire in einer Ausstellung gezeigt werden, bei der zahlreiche Meisterwerke des Künstlers aus privaten Sammlungen zusammengetragen werden.
Mit seinen unentwirrbaren Philodendron-Dschungeln und seinen überwältigenden Fluten von fein gehackten Monstera-Blättern erfindet Sam Szafran die Natur neu, die in außergewöhnlichen Hängegärten geballt ist. Die schwindelerregende und zugleich mysteriöse Üppigkeit dieser inneren Landschaften birgt eine unglaublich stimmungsvolle Kraft.
„Bei dem, was ich tue, gibt es immer ein Gefühl des Ungleichgewichts.“
„Meine Sichtweise nähert sich eher der arabischen Sichtweise, basierend auf der ovalen Form des Auges, als der traditionellen geometrischen Sichtweise, die durch einen Horizont und Fluchtpunkte gekennzeichnet ist“.
„Es entsteht daraus etwas anderes, eine andere Stimmung, ein anderes System, eine andere Sichtweise. Es ist eine ständig neu beginnende Erfindung.“
„Ich brauche das Chaos, mein Atelier ist ein Chaos aus Bücherstapeln, herumliegenden Pastellfarben, Stapeln von verschiedenen Dingen. Um etwas herauszuholen, muss ich vom Chaos ausgehen“. Sam Szafran
BIOGRAFISCHE ANGABEN
Sam SZAFRAN
FRANKREICH
1934
Am 19. November 1934 in Paris geboren. Als ältestes Kind von jüdisch-polnischen Einwanderern verbringt er die ersten Jahre seiner Kindheit im Viertel Les Halles in Paris.
1940–1944
Entgeht Sam Szafran während dem Krieg den Massenfestnahmen der soganannten „Rafle du Vel d’Hiv“ und versteckt sich zunächst bei Bauern im Departement Loiret. Als Gefangener in Drancy wird er von den Amerikanern befreit und versteckt sich im Departement Lot bei spanischen Republikanern.
1944
Wird er vom Roten Kreuz nach Winterthur in die Schweiz geschickt, während sein Vater und ein Grossteil seiner Familie in den Nazi-Lagern den Tod finden.
1947
Aufbruch mit seiner Mutter und seiner Schwester nach Melbourne in Australien zu seinem Onkel.
1951
Zurück in Frankreich nimmt er Zeichenunterricht in Paris und führt ein besonders hartes und unsicheres Künstlerleben.
1953 – 1958
Académie de la Grande Chaumière, im Atelier von Henri Goetz; lernt Jean Ipousteguy, Orlando Pelayo, Jacques Delahaye, Nicolas de Staël, Jean-Paul Riopelle, Joan Mitchell, Yves Klein, Jean Tinguely und viele andere kennen; mehrere zufällige Ateliers.
Entdeckung der Collagen von Kurt Schwitters, Materiologien und Texturologien von Dubuffet, Hantaï und Réquichot.
1958–1965
Zeit der Kohlköpfe. Eine geschenkte Packung Pastellfarben wird zum Wendepunkt in seinem Schaffen, da Pastellfarbe von nun an sein bevorzugtes Werkzeug wird.
1961
Entscheidende Begegnung mit Alberto Giacometti.
1963
Heirat mit Lilette Keller.
1964
Geburt ihres Sohnes Sébastien; Szafran tritt in die Galerie Claude Bernard ein.
1965
Begegnung mit Jacques Kerchache, der die erste Einzelausstellung des Künstlers organisiert.
1969–1970
Zeit der Ateliers.
1970
„Fusains“; Ausstellung in der Galerie Claude Bernard, Paris..
1972
„Pastels“, Ausstellung in der Galerie Claude Bernard, Paris. Zeit der Druckereien. Geht für eine Zeitlang zu Arrabal, Roland Topor und zur Gruppe Panique.
1974
Umzug nach Malakoff, wo er noch heute lebt. Erste Treppen. Ausstellung in der Galerie Artel, Genf.
1977-1978
Erste Aquarelle, die er rund um das Thema Ateliers, Gewächshäuser und Treppen aufbaut.
1980
„Pastels“, Ausstellung in der Galerie Claude Bernard, Paris.
1987
„Aquarelles“, Ausstellung in der Galerie Claude Bernard, Paris.
Um 1987 beginnt er damit, Pastell- und Aquarellmalerei miteinander zu kombinieren, trocken und nass, rund um die Themen Gewächshäuser, Treppen und Städte.
1988–1989
Einzelausstellung in der Caja Iberia, Saragossa.
1992
Einzelausstellung in der Galerie Vallois, Paris.
1999–2000
„Cinquante ans de Peinture“ (50 Jahre Malerei), Retrospektive in der Fondation Pierre Gianadda in Martigny, Schweiz. Erste große städtische Landschaften.
2000–2001
Retrospektive im Museum des romantischen Lebens (Musée de la Vie romantique), Paris.
2004 – 2005
Arbeitet mit dem Keramiker Juan Gardy Artigas für den Pavillon Szafran, Ausstellung Le Pavillon Szafran in der Stiftung Fondation Gianadda, Martigny.
2008
Ausstellung Galerie Hopkins-Custot, Kunst- und Designpavillon, Tuileries-Gärten, Paris.
2010
Retrospektive im Max Ernst-Museum von Brühl, nahe Köln, Deutschland.
2013
Retrospektive in der Stiftung Fondation Gianadda, Martigny, wo er zum ersten Mal seine übergroßen Werke zeigt.
Sam Szafran wird von der Galerie Claude Bernard vertreten.