11. Christian Lapie

„Aus einer Familie eines kleinen Dorfes in der Champagne bei Reims stammend hat Christian Lapie sich zunächst der Malerei zugewandt, wobei er sich von der Erinnerung einer Gegend mit schmerzlicher Geschichte inspirieren ließ. Mit der Zeit wechselte der Künstler von der Fläche zum Volumen und stellte große Figuren auf, deren symbolische Kraft es mit ihrem universalen Wert aufnehmen kann. Über den Mikrokosmos der Champagne hinausgehend breitete sich seine Arbeit weiter über Grenzen. Länder und Kulturen aus. Die mächtigen, stillen Figuren von Christian Lapie gehen aus großen Baumstämmen hervor, die er nach ihrem geraden Stamm auswählt, mit der Säge in eine menschliche Form bringt und schließlich mit einer dunklen Hülle versieht, die sie zeitlos macht. In Gruppen oder einzeln je nach Situation, in der der Künstler sein Werk realisieren soll, stellt der Künstler sie senkreich hin, und plötzlich nimmt sie der Raum in Beschlag. Die Skulpturen von Christian Lapie, die gleichermaßen gemessen, spektral und denkwürdig sind, wirken wie Semaphore, die das Wesen des Ortes, an dem sie stehen, hervorheben." Philippe Piguet

„Meine Skulpturen sind keine Objekt-Werke. Jedes Werk ist eine Antwort auf eine Einladung. Ich arbeite immer in Verbindung mit den Personen, die mich einladen. Wichtig ist, irgendwo eingeladen zu werden, um diese Figuren vor einem neuen Hintergrund zu konzipieren und zu gestalten. Die Auftraggeber mit ihrem Wunsch kommen zu mir und beschreiben ihre Örtlichkeiten, ihre Geschichte, ihre Familie, ihren Wald… Und ich lasse mich da hineinziehen. Ich achte auf Elemente. Ich schlage die räumliche Aufstellung der Figuren vor, damit die Magie wirken kann. In meiner Arbeit muss unbedingt etwas Menschliches sein. Ohne das geht es nicht. Wenn ich dann außerdem noch kein Projekt hätte, würde ich keine Werke schaffen. Alle Werke sind für Projekte gemacht. Es muss immer eine menschliche Beziehung geben."

Die Skulpturen von Christian Lapie, gleichermaßen düstere und zeitlose, fremdartige und schützende Figuren, ziehen unweigerlich den Blick durch ihre starke, universale Präsenz auf sich.

BIOGRAFISCHE ANGABEN

Christian LAPIE
FRANKREICH

Christian Lapie studierte 1972-1977 an der École des Beaux-Arts in Reims und dann 1977-1979 an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. In seinen ersten Arbeiten als Maler verwendet er Kreide, Oxide, Asche auf groben Planen, die auf rudimentären Gestellen montiert waren. Dann ändern sich die Materialien in Blech, Zement, verkohltes Holz.

Den Impuls, zu monumentalen Skulpturen überzugehen, hatte er bei einem kreativen Aufenthalt im Amazonas. In der Champagne, in der er lebt, zeigen Figuren aus rohem, verkohlten Holz die blutige Geschichte dieses Schlachtfelds im Ersten Weltkrieg. Seine universale Themenwahl nährt sich von Gedanken über unseren Bezug zur Welt und zu unserer eigenen Identität. Seine elementaren, ja rudimentären Arbeitstechniken verewigen das erinnerungswürdige, gleichzeitig nahe und ferne Bild eines nicht reduzierbaren „Seins in der Welt". Künstler, die ihr Werk der Arbeit in der Landschaft unterstellen, sind zwangsläufig Nomaden. Dies trifft auch auf Christian Lapie zu: Seit etwa zehn Jahren fertigt er Werke auf der ganzen Welt: in Japan, Frankreich, Kanada, Belgien, Indien...

Das Werk von Christian Lapie hinterfragt unsere individuelle und kollektive Erinnerung. Seine Installationen spektraler Figuren entstehen an ausgewählten, geschichtsträchtigen Orten. Seine Skulpturen füllen den Raum auf dieselbe Weise aus. Sie statten ihn aus. Sie füllen ihn. Arm- und gesichtslos, still und machtvoll werfen sie Fragen auf und rütteln auf. Weil er ein Baum ist, ist der Mensch von Christian Lapie oft riesig, überragt den Betrachter, ohne ihn zu beängstigen, achtet den Künstler, trotz seiner Größe und Schwärze, denn die Gesellschaft von Bäumen ist beruhigend, friedlich. Wie ruhige, unbewegliche Wächter zeugen sie von einer Vergangenheit, verkörpern das persönlich erlebte Erinnern wie die Menschheit.