17. au pied du mur
Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit, Duft, Anmut: das ist die große Macht der Blumen. Sie erinnern uns an die Kürze des Lebens. Dieser Garten, ein Stück in 3 Akten, setzt die Gemeinsamkeiten, die der Mensch mit ihnen teilt, in Szene. Eine Ode an die Zerbrechlichkeit als Macht.
1. Akt: Der Besucher steht einer Wand aus Samentüten gegenüber. Sie stehen als Versprechen für wunderschöne, blühende Gärten der kommenden Generationen. Diese Wand, an deren Fuß die Gesellschaft heute steht, erzählt auch von der „Zugehörigkeit“ der Samen zu den Gärtnern, zu denen, die mit dem Lebendigen verbunden bleiben, die Kontrolle über das Saatgut behalten und die biologische Vielfalt schützen wollen.
2. Akt: Wenn er um die Wand herum geht, entdeckt er die Szene: ein Boden, auf den er sich setzen kann, um sich auszuruhen und die ihm gegenüber liegende Landschaft zu bewundern, die Botschaft der Blumen zu hören. Aber wer ist der Schauspieler? Wo ist der Zuschauer? Hört er, dass unser Schicksal mit der poetischen Blume verbunden ist?
Der Garten zeugt von dieser gemeinsamen Bedingung. Er ist nach den Regeln eines japanischen Bouquets strukturiert. Drei Massen: Eukalyptus (Himmel), Rosenstock (Mensch), Magnolie (Erde), zwei Winterharte für die Ewigkeit und die Rose als Zeuge für das menschliche Talent. Zwischen diesen drei Elementen schwingt eine blaue Welle, die duftende weiße Blumen und üppiges Blattwerk durchquert.
3. Akt: Bei seiner Rückkehr entdeckt der Besucher an der Wand einen Ort, um den Austausch fortzuführen
Der Gärtner, der Blumen gegenüber aufgeschlossen ist, gestaltet die Bedingungen einer gemeinsamen Zukunft…
GESTALTUNG
ATELIER 1:1 -Léa LAMERRE, Entwicklungsbeauftragte, Henry FLOUZAT und Clara LAMERRE, Architekten DESA HMONP (Diplom der Spezialschule für Architektur mit der Befähigung, die Bauleitung in eigenem Namen durchzuführen)-, Vincent LAHACHE, DPLG-diplomierter Landschaftsgestalter (vom Ministerium ausgestelltes Diplom), und Elisabeth CROMBECQUE, Lehrkraft und diplomierte Landschaftsgestalterin
FRANKREICH
Von links nach rechts: Léa Lamerre, Elisabeth Crombecque, Vincent Lahache, Henry Flouzat und Clara Lamerre
Das 2014 gegründete Atelier 1:1 vereint drei Teilhaber mit verschiedenen Bildungsrichtungen: Architektur, Sozialwissenschaften und Kunstproduktion. Henry Flouzat und Clara Lamerre haben sich bei ihrem Studium an der Spezialschule für Architektur kennengelernt, während dem sie begonnen haben, gemeinsam an Projekten zu arbeiten und ihr Interesse bzw. ihre Neugier für das Objekt, die Architektur und die Kunst zu teilen. Sie erworben ihr Diplom jeweils 2012 und 2011 und haben beide zunächst in verschiedenen Architekturbüros im Rahmen der Befähigung zur Bauleitung in eigenem Namen gearbeitet, bevor sie ihr Atelier gründeten. Clara Lamerre hat während dieser Zeit ein Studium an der Hochschule für Sozialwissenschaften absolviert, die sie 2015 mit einem Master-2-Abschluss in Sozialwissenschaften auf dem Fachgebiet Territorien, Raum und Gesellschaft verlässt. Léa Lamerre, Absolventin der Kunst- und Kulturschule im Fachgebiet Kunstmarkt im Jahr 2008, begleitet zunächst die Umsetzung von Kunstprojekten in Kulturinstitutionen wie dem Museum für Moderne Kunst der Stadt Paris (Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris), den Straßburger Museen und der Internationalen Messe für Zeitgenössische Kunst. Dann tritt sie dem Atelier des Künstlers Laurent Grasso als Verantwortliche des Ateliers bei, und später, 2015, dem Atelier 1:1 als Entwicklungsbeauftragte. „Wir haben den Ausdruck Atelier gewählt, da er mehrere Begriffe zusammenfasst: den Arbeitsort des Künstlers und Handwerkers, die Teamarbeit zu einem Thema, das Erlernen und die Umsetzung durch Austausch und Zusammenarbeit. Dieser Dialog lässt sich in einer nicht hierarchisch organisierten Einrichtung nieder, die eine horizontale Funktionweise erlaubt. Das Atelier wurde als Einrichtung mit variabler Geometrie entwickelt, die dazu geschaffen ist, verschiedene Menschen und unterschiedliches Know-How einzubinden und zu fördern. Es ist der Bereich der Zusammenarbeit zwischen Fachleuten mit allen notwendigen Kompetenzen für die erfolgreiche globale Entwicklung eines Projekts. Was ist mit dem Schaufenster von Bateau Lavoir? Das erste Werk des Ateliers 1:1 ist die Planung und Umsetzung des interaktiven Schaufensters des Atelierhauses Bateau Lavoir in Montmartre gewesen. Im Juli 2016 hat das Atelier 1:1 einen Workshop im Park Rousseau in Ermenonville auf der Grundlage der von Yona Friedman vorgeschlagenen Aufgabe „prototype improvisé de type nuage“ (improvisierter Prototyp des Wolkentyps) begleitet. Das Atelier leitete die Planung mit Menschen mit motorischer Behinderung und dessen Umsetzung mit Schülern. Seit 2015 arbeitet das Atelier 1:1 mit Ferraille Production zusammen, um die Bühnengestaltung des ehemaligen Hafenbeckens Point Ephémère für das Comic-Festival Formula Bula zu übernehmen. Das Atelier 1:1 hat letzten Frühling im Rahmen des Festivals der Hütten in Faverges im Departement Haute-Savoie eine Hütte aus Schilfstroh geliefert. Derzeit ist es mit der Bühnengestaltung der nächsten Ausstellung „Game“ auf dem Gelände Espace Fondation EDF (Espace Electra) in Paris beauftragt.“
Tanz und Landschaftsgestaltung sind die beiden Gesichter der Laufbahn von Vincent Lahache. Die beiden sind aus den Tänzen von Wäldern und Ringstraßen miteinander verschmolzen, bis hin zum Pflanzenreigen, der seine Gärten bildet. Nach einer Zeit, die er als Choreograf und Darsteller komplett dem zeitgenössischen Tanz widmete, beschließt er, an der Nationalhochschule für Landschaftsgestaltung (École Nationale Supérieure du Paysage) in Versailles eine Ausbildung zum DPLG-diplomierten Landschaftsgestalter (vom Ministerium ausgestelltes Diplom) aufzunehmen. Hier entdeckt er einen bemerkenswerten Ort, den Königlichen Gemüsegarten, und erhält eine breitgefächerte Ausbildung. 2007 gründet er mit Frederic Seguette ein Festival, das einen Dialog zwischen zeitgenössischem Tanz, visuellen Künsten, Kulturerbe und Landschaft im Königlichen Gemüsegarten organisiert. Dieses Festival besteht seit 10 Jahren. Nach seiner Ausbildung an der Nationalhochschule für Landschaftsgestaltung von Versailles arbeitet er für den Parc de la Villette und ist 2009 für die Öko-Gärten Jardins Passagers (in Paris) verantwortlich. Diese Gärten vermitteln Ökologie, Pädagogik und Kultur. Die Bewegung der Pflanzen steht in diesem Bereich im Mittelpunkt seiner Arbeit und vermittelt den hier vorbeikommenden Gärtnern diese Liebe zum Lebendigen und die Akzeptanz der spontanen Kräftespiele in der Komposition des Gartens und folglich der Welt. Seit 2013 ist er für die Landschaftsräume eines anderen kulturellen Zentrums verantwortlich: des Parc Rousseau in Ermenonville. Auch hier konstruiert er unter Achtung der Botschaft des Gründers von diesem lebendigen Kulturerbe aus dem Geist der Aufklärung einen Raum, in dem die Natur in ihrer Freiheit gefeiert wird. Parallel zu seinen Haupttätigkeiten gestaltet er Gärten für Privatpersonen. In diesen Kreationen stehen der Tanz der Blumen und des Lebendigen sowie die Frage nach der planetaren Resonanz der Handlungen des Gärtners, das zentrale Anliegen der Entscheidungen, die er trifft, im Mittelpunkt seiner Herangehensweise.
Elisabeth Crombecque
„Nachdem ich Filmcutterin war, wurde ich Lehrerin, und diesen Beruf übe ich noch heute mit Überzeugung aus. Bei einem Besuch des Königlichen Gemüsegartens mit meinen Schülern wird mir bewusst, dass ich die von der Nationalhochschule für Landschaftsgestaltung in Versailles angebotene Ausbildung „Conception de jardin dans le paysage“ (Gartengestaltung in der Landschaft) machen könnte. Nach einer sehr langen Wartezeit erhalte ich 2008 einen Bildungsurlaub. Diese beiden Jahre in Versailles, vom Zeichnen bis zur Geschichte der Gärten, vom Kennenlernen der Pflanzen bis hin zur Projektleitung, haben mir mehr Entdeckungen und Begegnungen geboten, als ich erhofft hatte! So klein der Garten auch ist oder war, real oder imaginär, in der Kindheit und auf meinem gesamten Weg – er spielt eine wichtige Rolle. Er ist der Schauplatz des Lebendigen, der Schauplatz zahlreicher Hoffnungen, Beobachtungen, Erfahrungen, und der Raum für meine Phantasie und Freiheit. Er ist der Ort der Verwandlung und der Übertragung. Er ist der Ort des Wohbefindens und der Pflege, in dem die Komposition des Raums ein starkes Echo auf den (Wieder)Aufbau des Ichs ist. Seitdem ich 2011 mein Diplom erworben habe, verbinde ich meine Kompetenzen als Lehrerin mit denen der Landschaftsgestalterin. Ich unterrichte in Teilzeit und entwickle freiberuflich Gartenprojekte. Zeitweise bestehen sie aus der Gestaltung von Privatgärten und vor allem aus der Planung spezieller Workshops für verschiedenes Publikum (alle Altersgruppen, jede Art von Publikum), die ich meistens auch leite. Bei diesen Workshops werden die Entdeckung des Gartens, mit denen sie verknüpft sind (Parc Jean-Jacques Rousseau, Jardins passagers de La Villette, Académie Fratellini), Gartenarbeit und kulturelle und/ oder pädagogische Aktivitäten vermischt. Mit dem Verein „Paysage et Patrimoine sans Frontière“ (Landschaft und Kulturerbe ohne Grenzen) arbeite ich an dem europäischen Projekt „Les chemins du bleu en Europe: transversalité des apprentissages et transculturalité des langages 2016-2018“ (Projekt von 2016-2018 für fachübergreifende Ausbildungen und Globalisierung der Sprachkulturen). 2012 begann ein schönes Abenteuer, das sich heute fortsetzt: ich habe zusammen mit der Nationalhochschule für Landschaftsgestaltung ein Projekt zur Gestaltung einer Gartenterrasse in der Abteilung für Kinderpsychiatrie von Pr Cohen am Pariser Krankenhaus von La Pitié-Salpêtrière geleitet. Dieser Garten, der dank eines Wettbewerbs der Fondation Truffaut gestaltet wurde, ist ein einzigartiger Ort: er wurde mit den betroffenen Kindern gestaltet, erlaubte es, den Kreationsprozess eines Gartens im Krankenhausmilieu zu verbessern und zahlreiche Workshops auszuprobieren, die noch andauern. Diese letzte Berufserfahrung enthüllt den Garten als Ort zur Meditation, wo die Pflege, die Aufmerksamkeit, die Erwartung, die Erfüllung und die Bewunderung zum Aufblühen von Blumen und Wesen führen. Sie ist menschlich sehr aufbauend und lenkt mich entschieden zum Garten mit therapeutischem Ziel.“