Prinzessinenzimmer, Schloss
Jocelyne Alloucherie
Ombres de nuit/Ombres de jour"
published at 16/11/2018
Seit mehreren Jahren beschäftigt sich Jocelyne Alloucherie in Fotographie und Skulptur mit dem Begriff Landschaft und Architektur. In ihren Installationen spielt Jocelyne Alloucherie mit dem Verhältnis zwischen dem Ausstellungsort und dem Betrachter. Ihr Werk erkundet mittels komplexer Anordnungen konzeptartig und poetisch die Vorstellungen von Bild, Objekt und Ort. Ihre nächtlichen Schatten spielen großartig mit Licht, Steinen und Pflanzen, die sie verwandeln und somit traumhafte Bilder in Bewegung bieten.
„Wir alle haben wahrscheinlich schon eines Tages jenes Bild des Mondes, weiß auf schwarz, gesehen, wo er uns wie schattendurchtränkt, halb vom Schatten verraten, erscheint. Während die dunkle Seite allmählich zur reinsten Inexistenz zu gehen scheint, zeigt die helle Seite ihr Relief. Tatsächlich tut sie dies so offensichtlich, dass man umso mehr mit der Auflösung aller Materie im anderen Teil konfrontiert ist. Man könnte meinen, eine Art Skulptur zu sehen, die von einem noch aktiven, wachsenden Nichts bedroht wird. In diesem Bild entstehen die skulpturale Form und das deutliche Bild gemeinsam. Sie verdanken eigentlich diese Zwillingsgeburt dem Schatten, aus dem beide hervorgegangen sind, das Bild ist noch deutlicher, weil es sich aus Nichts zu befreien scheint, die Skulptur hat noch prächtigere Formen, weil sie aus derselben Leere hervorgegangen ist.
Der Schatten wäre hier gleichermaßen die Mutter von Fotographie und Skulptur.
In den „Ombres de nuit, ombres de jour” zeigt sich das Verhältnis noch deutlicher. Der auf das Mauerwerk fallende Schatten zerschneidet dieses und verwandelt eine glatte Fläche in eine als Skulptur bearbeitete Masse. Zwischen diesen faserigen Silhouetten verwirft sich, verdreht sich jede Mauer und zeigt ihr Relief. Außerdem zeigen die fransigen Schatten andere dreidimensionale Formen, die über Lebensräume, Zweige und weit entfernte Bäume wachen. Sicherlich sind sie hier Bilder, doch nur deswegen, um dort hinten, hinter dem Punkt, an dem die Szene aufgenommen wurde, noch besser reale, dichte Materie zu sein.
Es ist eigentlich so, als ob die Schatten die Skulptur anklagen, während die von ihnen geschaffenen Bilder sie abweisen. Diese gewollte, überall in den Werken von Jocelyne Alloucherie gezeigte Unbestimmtheit ist Spiel und Oszillieren. Dies trifft umso mehr zu als man feststellt, dass einige bearbeitete Massen mit architektonischen Merkmalen sich nicht darauf beschränken, die Bilder zu überlagern oder sich ihnen zu öffnen. Sie drapieren sich manchmal wie die Falten eines Schleiers, ein wahres Grabtuch mit den Arabesken eines minimalen Abbilds, das ebenfalls aus Schattenmotiven besteht. Das gleiche trickreiche Spiel führte zur Entstehung dieser Bilder, denn man weiß sehr wohl, dass das darauf geworfene Bild das Ergebnis einer Verhärtung ist und aus harten Materialien besteht. Schleier und Abschirmung, das Bild enthüllt und zeigt auf, wellenartige Materie, und es ist darüber hinaus für das Abbild die Instabilität selbst, die seine Vergänglichkeit zeigt, auf die stets eine neue folgt.
So gelangen die Medien gewissermaßen zu einer gegenseitigen, programmierten Aufhebung, und dies endet damit, dass wir unweigerlich in die Formen und Dinge gestürzt werden, die, so geschaffen sie auch sein mögen, sich als die Wirkungen der Welt selbst darbieten“. Sylvain Campeau, November 2013.
BIOGRAFISCHE ANGABEN
Jocelyne ALLOUCHERIE
KANADA
Jocelyne Allouchery wurde 1947 in Quebec, Kanada, geboren.
Sie lebt und arbeitet in Montreal. Sie nutzt verschiedene Medien, vor allem Skulpturen und Fotographie, in komplexen und stets abgeänderten Anordnungen. Sie gilt als eine der besten kanadischen Künstlerinnen.
Seit 1973 hat Jocelyne Alloucherie ihre Arbeit in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert.
Sie wird in Frankreich von der Galerie Françoise Paviot vertreten.