A. Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger
"Le Cristallisateur"
Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger erarbeiten seit 1997 vergängliche, sich entwickelnde, üppige Projekte in situ, halb biologisch, halb künstlich. Für jede Ausstellung passen sie ihren plastischen Ausdruck an die Besonderheiten des Ortes an. Seit ihrer Installation Giardino calante in der Kirche San Stae (Biennale in Venedig, 2003) sind sie international bekannt. Sie reflektieren über das Konzept der Fruchtbarkeit, die häufig mit chemischen Düngemitteln assoziiert wird, vor allem jedoch die grundlegende Energie ist, aus der jede Form des Lebens hervorgeht. Fasziniert vom Prozess der Erschaffung des Lebendigen hatten sie 2010 für das Speisezimmer des Schlosses Chaumont-sur-Loire eine ungewöhnliche Suppe bunter Kristalle geschaffen, die langsam, traumhaft ihre Kristalle auf dem Tischtuch verbreitet hatte.
Der Cristallisateur, der im Turm der Vorburg gezeigt ist, ist ein großer transparenter Zylinder, der Dünger, eine erwärmte Harnstofflösung, enthält. Am Tag kühlt die Lösung ab und es bildet sich ein nadelförmiger Kristall, ein lebendiges, sich stets wandelndes, niemals gleiches Werk. Dieses Werk ist für die beiden Künstler eine Metapher für den Denkprozess. Am Tag tauchen durch das Denken Ideen in Form großer Kristalle auf. In der Nacht lösen sie sich teilweise auf. Die Installation zeigt die Intelligenz einer künstlich hergestellten "organischen" Substanz.