04BIS. Le jardin des supplices
published at 12/03/2018
In diesem Garten wird eine Re-Interpretation des Jardin des supplices (Der Garten der Qualen) geboten, einem literarischen Werk von Octave Mirbeau, Schriftsteller des späten 19. Jahrhunderts mit vielseitigen Begabungen.
Dieser Pflanzenliebhaber, welcher den künstlerischen Vorreitern dieser Zeit nahesteht (Monet, Rodin, Pissaro, Van Gogh), tut durch dieses Buch die Freiheiten des Romanautors kund und sieht den Surrealismus voraus. Noch heute erhält dieses seltsame Werk das aus „Vilmorin-Katalogen und Berichten von Amnesty International“ besteht, einen bissigen Nachgeschmack und eine kämpferische Impertinenz, über die man nachdenken kann.
Der Jardin des supplices bietet eine Übung für schwarzen Humor, in dem der Wortschatz der Landschaftsgestaltung und des Gartens, eines friedlichen Ortes wie kaum ein anderer, umgeleitet wird, und in dem die Pflanzen zum Suggerieren des Schrecklichen und Unsäglichen genutzt werden, was den Besucher dazu zwingt, über die Begriffe Gut und Böse, Schön und Hässlich nachzudenken.
Ein verschlungener Spaziergang listet nacheinander die Sammlung der täglich vom Gärtner begangenen Qualen auf: man behindert Baumstämme, unterbindet Äste, zerstückelt Baumgesichter, räuchert unerwünschte Arten aus und reißt die Mutter Erde auf…
Also, was ist ein Geräteschuppen, wenn nicht die Höhle des Peinigers?
GESTALTUNG
Florentin BOURCEREAU, Ingenieur für Landschaftsgestaltung und Stadtplanung
FRANKREICH
Florentin Bourcereau ist ausgebildeter Ingenieur für Landschaftsgestaltung und Stadtplanung. Mit 37 Jahren hatte er etwa zehn Jahre lang freiberuflich auf der Insel La Réunion gearbeitet. So konnte er Erfahrungen in der Bauleitung machen und mit der Flora und den Tropenlandschaften in Berührung kommen. Auch eine andere Anschauungsweise von Garten und Natur hat er gewonnen… Zurück an den Ufern des Atlantiks, wo er aufgewachsen ist, hat er sich nun in der Vendée niedergelassen und ist im Westen Frankreichs tätig. Als Planer ist er empfänglich für die Vitalität, die die Räume austrahlen, für ihr Potential der Inbesitznahme und die Geschichten, die sie suggerieren.