I. Anne und Patrick Poirier

Nach ihrem Studium an der Nationalhochschule für dekorative Künste und zahlreichen Reisen in den Orient, den Mittleren Osten und in die Vereinigten Staaten verbrachten Anne und Patrick Poirier vier Jahre in der Villa Medici in Rom. Von Beginn ihres Aufenthaltes im Jahr 1967 an beschlossen sie, gemeinsam zu arbeiten. Sie gaben ihr jeweiliges Ego auf und verknüpften ihre Ideen, ihre Empfindsamkeiten, und ihre gemeinsam vollendeten Arbeiten wurden zum Ergebnis dieses Teilens. Sie sind keine einsamen Künstler mehr, die in ihren Ateliers auf der Suche nach einer persönlichen Sprache arbeiten, sondern Reisende, Vermesser von Orten, Entdecker verschiedener Zivilisationen, Religionen und Kulturen. Sie weisen die traditionelle Rolle des „Bildhauers“ und des „Malers“ zurück, sie indossieren die des „Archäologen“ und des „Architekten“, die entsprechend den Umständen auswechselbar sind. Es handelt sich nicht länger um eine formelle Suche, sondern – über einen künstlerischen Ansatz der Humanwissenschaften – um eine Reise in das Gedächtnis, das sie als fundamentalen Wert und Grundlage jeder Intelligenz von Wesen und Zivilisationen betrachten. Als Kinder des Krieges (Anne wurde 1941 in Marseille geboren, Patrick 1942 in Nantes), prangern sie die Zerbrechlichkeit der Zivilisationen und Kulturen an, und ihre Ästhetik ist häufig die des Bruchstücks, der Ruine, der Katastrophe. Sie sind fachübergreifende Künstler und verbieten sich keinerlei Nutzung jeglichen Ausdrucksmittels.

 

Seit dem Tod ihres einzigen Sohnes Alain-Guillaume im Jahr 2002 leben und arbeiten sie in Lourmarin in der Provence.