19BIS. En vert
published at 27/10/2017
Der Spaziergänger verliert sich in einer umgekehrten Welt. Die sandige Allee des Parks von Chaumont-sur-Loire führte ihn ganz natürlich zu einem schattigen Fleckchen. Er entdeckt ein prachtvolles Blumenbeet und taucht in den grünen Geruch des üppigen, fremdartigen, abgeschnitten, fleischigen oder zarten Laubs ein. Und dann kippt die Welt um.
Welche Früchte suchen diese Personen im schwarzen Anzug mit dem Kopf in den Pflanzen und den Füßen in der Luft auf einer Leiter, die bis zum Himmel zu reichen scheint? Welches Lied der Erde hören sie? Was sind das für Bäume, deren Zweige aus dem Boden kommen?
Am Rand dieser umgekehrten Welt sind drei Säulen – optische Info, Video und Ton-Info - installiert. Der Neugierige nähert sich der Augenmuschel. Sucher und Linsen stellen die normale Richtung wieder her: Dies ist eine unbewegliche Choreographie in einem Obstgarten mit geheimen, in üppigem Blattwerk verborgenen Früchten.
Der Besucher wird in eine erdachte Situation, in einen Wachtraum versetzt. Vergnügen, Unbehagen. Das spielerische Umkippen betrifft das subjektive, kaum bekannte und empfindliche Verhältnis, das uns mit unserer Erde, unserem Boden oder dem System Natur verbindet. Der faszinierende Ausdruck des Gleichgewichts.
gestaltung
LA SUPERSTRUCTURE -Patrice GOBERT, Architekt, Marie-Christine LORIERS und Pascal MONTEL, Künstler, Béatrice TOLLU, Designerin, Thierry DALCANT, Landschaftsgärtner und Olivier THOMAS, Ingenieur-
FRANKREICH
Die Superstruktur gibt es nicht. Sie steht für einen Ort, Begegnungen, Projekte. Ein Fixpunkt, ein in Paris eröffnetes Büro: Architektur, Landschaft, Textil-Design, Kreieren von Gegenständen und städtische oder pflanzliche Umwelt, Design, Schreiben, Unterricht.
In dieser multidisziplinären und wechselnden Gruppe kristallisierte sich die Idee eines Gartens heraus. Nicht als Garten unter dem Blickwinkel des Know-how des Landschaftsgärtners, sondern eher bescheiden als eine Installation in situ, eine lebendige Figur, die die Pflanzenpalette und die erzählerische Kraft einsetzt.
Dies war der Ansatzpunkt für das im Jahr 2009 preisgekrönte Projekt „Voir Rouge“ des Internationalen Festivals der Gärten in Chaumont-sur-Loire mit dem Thema Farbe. Seitdem wurde die Idee von „Voir Rouge“ in umgebungsabhängigen Variationen in St. Petersburg und in Bingen immer mit Bezug auf das Festival in Chaumont-sur-Loire verwirklicht.
Als Reaktion darauf glauben die Partner bei diesem Projekt, ihren Ansatz ihrer persönlichen Schaffensbereiche geändert zu haben. Mehr als je zuvor fordern sie die Synergie der Gruppe, die Beachtung des sozialen und umweltbezogenen Kontextes und die Durchlässigkeit zwischen den Kulturen.