24. LE COLLECTIONNEUR DE L’OMBRE
Auf dem Vorfeld eines Flughafens wurden Kisten aus aller Herren Länder, die als verloren gelten, vom Personal auf großen Regalen gelagert. Die ihrem Besitzer abhanden gekommenen Holzkisten wurden übereinander gestapelt und dann in dieser dunklen Ecke schnell vergessen. Die Pflanzen, die sich darin befanden, sind allmählich gewachsen.
Awarded on the 4th of July 2015 by a jury of professionals renowned in the world of garden art
Dieser Garten zeigt eine Farnsammlung im Mittelpunkt eines Gartens auf Industrieregalen. Der Besucher wird eingeladen, durch ein Labyrinth auf einer Plattform in einer sumpfigen Umwelt zu spazieren. Ein Sonnenschutzsystem erschafft die natürliche Lebensumgebung dieser Pflanzenschicht neu. Materialien unterschiedlicher Art und Form (gespannte Leinwand, Holzplatten, Metallgitter, Wellblech, dünn belaubte Bäume…) lassen verschiedene Licht- und Schattenspiele entstehen. Die Hell-Dunkel-Effekte machen aus dem Licht den Leitfaden dieses spontan entstandenen Gartens.
Die vorgestellte Sammlung umfasst etwa 250 botanische Farne aus spezialisierten Sammlungen und Baumschulen.
GESTALTUNG
Antoine Ruellan und sein Onkel Yves Philippot lebten im gleichen Dorf. Aus der gemeinsamen Leidenschaft für die Pflanzenwelt und das Terroir erwuchs tiefe Vertrautheit. Die beiden stellen zum Festival von Chaumont-sur-Loire ihren Garten „Le collectionneur de l'ombre” (Schattensammler) vor - ein Spiel mit Licht und Schatten, ein lebendiges Gemälde, das sich aus Unvorhergesehenem ergibt, eine Einladung zu einer Reise, die auf dem Rollfeld eines Flughafens beginnt...
Antoine Ruellan kommt vom Land, aus einem kleinen Dorf im Morbihan, in dem er in engem Kontakt mit der Natur aufwuchs. Sehr früh begeisterte er sich für die bildenden Künste und für Gärten und nahm das von Generation zu Generation übermittelte Wissen begierig auf. Gemeinsam mit Gabriel Chauvel, Landschaftsplaner und Dozent für Ökologie an der Nationalen Hochschule für Landschaftsarchitektur in Versailles, nahm er an der Umnutzung einer Industriebrache im Umland von Redon teil, ganz in der Nähe seines Heimatorts. Das Gelände „Le Transformateur” findet nach und nach seinen Weg in die Natur zurück. 2011 verlässt er die Nationale Hochschule für Landschaftsarchitektur in Versailles als diplomierter Landschaftsarchitekt (DPLG). Die Vielfalt und die Fülle der natürlichen Lebensräume seiner Kindheit sind ihm Inspiration. Er sammelt zahlreiche Erfahrungen: Créa’Paysage in Ploemeur im Morbihan, Terre Histoire in Saint-Aventin in den Pyrenäen, Jardin Exotique in Roscoff, Au-delà du Fleuve in Montfaucon im Departement Doubs, Conservatoire du Littoral (Küstenkonservatorium) in Saint-Brieuc, Belvedere von Nicolas Polkisky in Fégréac im Departement Loire-Atlantique... Seit 2012 entwirft, gestaltet und entwickelt er im Großraum Paris Privatgärten und Landschaften mit besonderer Stimmung, die er auch selbst umsetzt. Im Juni wird er bei dem Wettbewerb Lieux Mouvants im bretonischen Departement Côtes d'Armor ausgezeichnet und verwandelt ein Stück Heideland in einen ephemeren Garten, der bei den Anwohnern großen Anklang findet. Jedes Projekt ist für ihn eine neue Herausforderung. Er muss den Ort in sich spüren, sich mit dem Boden und seiner biologischen Vielfalt vertraut machen. Ein Garten ist vor allem ein Raum des bewussten Austauschs zwischen Pflanzen, Mineralien, Natur und dem Menschen, der ihn durchschreitet und bald zum Leben erweckt. Zwänge müssen vollkommen unsichtbar bleiben. Ausgehend von den vorhandenen Ressourcen des Standorts formen, schaffen, bewegen... und äußere Eingriffe auf ein Minimum beschränken. Nutzen, umformen... aus Zwängen Möglichkeiten entstehen lassen. Umweltfreundliche landwirtschaftliche Praktiken sind hier sehr wertvoll, da sie sich an die Umgebung anpassen: Mähen, Weiden, Bodenbearbeitung, Bewirtschaftung und Regeneration des Waldes. Antoine Ruellan erforscht die Gewohnheiten, hört sich die Wünsche der Menschen an, die hier wohnen, setzt in Szene und enthüllt die Geheimnisse, die dem Ort und der Pflanzenwelt innewohnen.
Yves Philippot ist in der Region Pays de Vilaine, der Gegend seiner Kindheit fest verwurzelt und ihrer Kulturtradition und ihrer Natur leidenschaftlich zugetan. Mit audiovisuellen Präsentationen möchte der Tierfotograf, Umweltaktivist und glühende Verfechter der Natur das Bewusstsein gerade junger Menschen wecken. In diesem Sinne wirkte der Landschaftsplaner mit einem Diplom für Wissenschaft und Techniken der regionalen Raumplanung und Aufwertung aktiv am Aufbau eines umweltpädagogischen Zentrums in der Region Redon mit. 1993 wurde er im Tierpark und botanischen Garten Branféré du Guerno im Morbihan, Eigentum der Stiftung Fondation de France, mit der Entwicklung pädagogischer Aktivitäten rund um die Natur und den Menschen beauftragt, die in die Gründung der „Schule” Nicolas Hulot innerhalb des Parks von Branféré mündete. 1994 übernahm er, nach Abschluss des entsprechenden Diploms, die technische und zoologische Leitung des Parks. Die Erhaltung seltener und bedrohter Tierarten und das Gefühl von Freiheit in dem herrlichen botanischen Garten, der sich auf 40 Hektar erstreckt, stehen für ihn bei der Verwaltung des Tierparks im Vordergrund. Als leidenschaftlicher Liebhaber von Farnpflanzen organisiert er seine Reisen mit Blick auf dieses Interesse. Die private Sammlung an seinem Wohnort umfasst rund hundert Farnsorten und wird ständig ergänzt.