30. Carré et Rond

2013 installiert der große Architekt und Landschaftsgestalter Yu Kongjian ein weiches rotes Band, das mit der Landschaft spielt und den Besucher zu innerer Einkehr und Ruhe einlädt. Damit ergänzt er den Komplex der chinesischen Gärten der Prés du Goualoup, der 2012 geplant wurde und den Garten Hualu, Ermitage sur Loire von Che Bing Chiu und Le jardin des nuées qui s’attardent von Wang Shu, Preisträger des Pritzker-Preises für Architektur im Jahr 2012, umfasst.

Dieser kleine Regengarten Carré et Rond (Land und Himmel) stellt eine zeitgenössische Neuinterpretation traditioneller chinesischer Gartenkunst dar. Er kombiniert das zeitgenössische Konzept des Regenwassermanagements mit der chinesischen Gartenphilosophie. Bei dieser geht es um Mensch und Natur, die formale Sprache von Kurven und Rechtecken, die erfahrungsbasierte Raumplanungsstrategie der Einfriedung, das Konzept des Großen im Kleinen sowie die Bautechnik des Ab- und Auftrags.

Traditionelle chinesische Gärten sind Miniaturnachbildungen natürlicher Landschaften. Gärten wurden üblicherweise von Gelehrten, Dichtern und ehemaligen Staatsbediensteten angelegt, sind stets von einer Mauer umschlossen und umfassen Teiche, Felsen, Blumen und mehrere Pavillons, die durch geschwungene Pfade verbunden sind. Durch eine Reihe sorgfältig zusammengestellter Szenen wird der traditionelle chinesische Garten zu einer Miniaturnachbildung der Natur, sozusagen eine „künstliche Natur“ für den täglichen Gebrauch.

GESTALTUNG

Yu KONGJIAN, Architekt und Landschaftsgestalter
CHINA

Yu Kongjian wurde als Sohn eines Bauern in der Provinz Zhejiang geboren und schreibt sich 1980 an der Fakultät für Forstwirtschaft der Universität Peking ein, wo er ganz selbstverständlich die „Landschaft“ als Hauptfach wählt. Er unterrichtet einige Jahre in der chinesischen Hauptstadt, bevor er ins Ausland geht. 1997 macht er sich nach seiner Rückkehr aus den Vereinigten Staaten mit einem Doktortitel der Harvard University in der Tasche daran, die erste Schule für Landschaftsgestaltung zu gründen, die 2003 eröffnet wird. Der Gründer der wichtigen Agentur Turen, die ihren Hauptsitz in der chinesischen Hauptstadt hat, leitet die Abteilung Landschaftsgestaltung an der Universität Peking. Außerdem ist er Chefredakteur der Zeitschrift Landscape Architecture.

Yu Kongjian überdenkt die grundlegenden Konzepte des traditionellen chinesischen Gartens wie Feng Shui, für den er ein herausragender Fachmann ist. Der bedeutende Architekt und Landschaftsgestalter, der sehr über die ökologischen Probleme besorgt ist, mit denen sein Land zu kämpfen hat, sich des Verschwindens der Wälder, der Erschöpfung des Grundwassers und der Zerstörung landwirtschaftlich genutzter Flächen bewusst ist, setzt sich für landschaftsgestalterische Maßnahmen von außerordentlicher Schönheit ein, die völlig im Einklang mit der Umwelt sind, in der der Mensch seinen eigenen Platz findet.