10. Le jardin de l’ivresse
published at 17/10/2017
Trunkenheit....: euphorische Erregung, die durch ein Gefühl, eine Emotion, eine Leidenschaft hervorgerufen wird.
Diese Erregung – egal, womit sie geweckt wird – ist ein Zustand, in dem alle unsere Wahrnehmungen uns verwirren und unsere Sinne ineinander übergehen. Diese Trunkenheit, bei der die Grenzen des Hörsinns, des Sehsinns, des Geschmacks- und des Tastsinns sich verschmelzen und zu einem werden, bewirkt bei uns eine Explosion der Sinne.
Ein einziger Weg aus Glas führt uns durch eine Welle von Gräsern, aus der strukturierte Formen aus Blüten, die mit der Zeit ihre Farbe wechseln, in verschiedenen Höhen, mit verschiedenen Farben, mit unterschiedlichen Formen, auftauchen. Die Linien verdrehen sich, steigen auf und ab und wenden sich dann einer banalen Tür zu. Die Trunkenheit nimmt zu, es kommen Schwindelgefühle hinzu. Die Tür, eine fantastische, beunruhigende Silhouette, ist der Übergang zwischen zwei Welten und steigert die Lust, durch sie hindurchzugehen und zu sehen, was dahinter ist. Man betritt nun eine Welt aus dunklem wilden Unterholz, von dem sich weiße Stämme abheben, die den Blick ablenken. Düfte nach Menthol oder Alkohol vermischen sich mit der Luft. Ein fremdartiges Klavier, dessen Tasten überraschende Klänge hervorbringen, zwei riesige Stühle, die in einer samtigen Pflanzenwolke aufgestellt sind, lenken den Blick auf sich.
Le jardin de l’ivresse (Garten der Trunkenheit) taucht Sie in eine andere Welt, die aus Formen, Farben, Düften und Klängen besteht, die einander entsprechen, rauen Tönen, leuchtenden Gerüchen und melodiösen Landschaften: köstlicher Schwindel der Synästhesie.
Gestaltung
Margaux DEGAT, Landschaftsarchitektin, Antoine GERMAIN, Gestalter kurzzeitig existierender Räume, MINH TA, Designer und Romain GAUDICHE, Komponist
FRANKREICH
Von links nach rechts: Minh Ta, Antoine Germain, Romain Gaudiche und Margaux Degat
Margaux Degat – Landschaftsarchitektin
Die Reisen in ihrer Kindheit und ihre Bindung an das Gebiet des kleinen Dorfes ihrer Familie im Lot wecken in Margaux eine Neugier und eine Liebe zur Landschaft und zur Natur, die sie bald von den vorgegebenen Wegen wegführen. In den vier Jahren an der École Supérieur d’Architecture des Jardins formt und erkundet sie ihre Sensibilität durch verschiedenste Projekte, bei denen sie sich besonders um nahe emotionale Beziehung zwischen der Landschaft und ihrem Bewohner bemüht. Bei ihrem Projekt zur Abschlussprüfung unter der Leitung von Michèle Elsair verteidigt sie die Existenz eines wilden, verborgenen Hügels inmitten der zunehmenden Verstädterung der Pariser Vorstädte und führt Forschungen zum Konzept „Natur“ durch. Im darauffolgenden Jahr arbeitet sie ein Jahr lang für das Büro für Raumordnung des Ministeriums für Ökologie und nachhaltige Entwicklung, für das sie einen Bericht über den Raum um die Stadt verfasst. Seit September 2012 arbeitet sie mit Richard Arnou und Santiago Diaz zusammen in der Agentur era, Landschaftsarchitekten, in Ivry-sur-Seine.
Antoine Germain – Gestalter kurzzeitig existierender Räume
Seit seiner frühesten Kindheit hat Antoine stets dieses Bedürfnis verspürt, anderen zu etwas vermitteln und mitzuteilen. Ein Gefühl wecken, eine Frage stellen und alle anderen Möglichkeiten, die eine Beziehung zwischen demjenigen, der etwas erfindet, und demjenigen, der interpretiert. Er geht Herausforderungen nicht aus dem Weg und wendet sich nach seinem Abitur dem Event-Bereich und insbesondere der Gestaltung kurzzeitig existierender Räume zu. 2011 gründet er mit Hilfe von Timothée Selles eine Gesellschaft für Event-Organisation, deren Schwerpunkt das Konzept „Diversifizierung der Event-Landschaft“ ist. Zusammen durchstreifen sie das Gebiet des Visuellen und wollen davon nur zwei Ideen zurückbehalten, nämlich Kreation und Neuheit. Die Planung architektonischer Projektionen und die Organisation einmaliger Veranstaltungen erlauben es Antoine, seine Kreativität sowie seine Fähigkeit, die Vorstellungen von Zeit, Budget und Team zu managen, stets zu verbessern und einzusetzen. Im September 2012 erfüllte sich sein Wunsch, an der Gestaltung eines vergänglichen landschaftlichen Raums teilzunehmen, als ihm Margaux Degat anbietet, sich am Projekt des Festivals der Gärten in Chaumont-sur-Loire zu beteiligen.
MINH TA - Designer
Seine Kindheit wurde von den Bildhauer-Kursen von Stéphane Santi und einem höheren Fachabschluss in Design von Industrieprodukten geprägt; so war es ganz natürlich, dass Minh Ta ein Studium wählt, das Kunst und Technik verbindet, also das Design. 2009 bis 2011 macht er am Strate College eine Ausbildung, die seiner überströmenden Kreativität die theoretischen und praktischen Kenntnisse des Fachbereichs und vor allem des Objekts vermittelt. Diese Ausbildung, die durch verschiedene Praktika (Manufaktur Cartier, Ateliers von Stéphane Gérard,...) abgerundet wird, endet mit einer Diplomarbeit, welche die Prüfungskommission erstaunt. Indem er Fragen zur Zeitlosigkeit des Objekts stellte, zeigte Minh ein Streben, das ihn in allen seinen Arbeiten begleitet. Er scheint durch Deformation und Dekonstruktion den entscheidenden Moment erfassen zu wollen, in dem die Materie zum Objekt wird. Ein Objekt, das ästhetisch und funktional sein soll. Parallel zum Design lotet Minh auch andere Wege aus. Er erfindet Kostüme und Accessoires für Kurzfilme und Shootings, nimmt an Ausstellungen teil, inszeniert Konzerte und macht weiterhin Skulpturen. Nachdem er sich im Luxusdesign bei Cartier versucht hat, arbeitet er heute mit Arnold Goron für Kunden wie Isabel Marant oder Aurélie Bidermann.
Romain Gaudiche - Komponist
Der gelernte Bassist und Kontrabassist Romain Gaudiche, Jahrgang 1989, beginnt seine Musikausbildung mit 14 Jahren. Nachdem ihn zunächst die Rockmusik gelockt hatte, interessiert er sich immer mehr für Jazz, bis er 2007 die M.A.I. (Music Academy International) in Nancy besucht, um dort die professionnelle Laufbahn einzuschlagen. Nach Beendigung seiner Ausbildung kommt er – wieder in Paris – mit wachsendem Interesse auf die Welt der elektronischen Musik zurück, was ihn 2010 veranlasst, einen Vortrag über deren Geschichte zu besuchen. Bei diesem Vortrag entdeckt er Pierre Henri und die Akusmatik, die ihn fasziniert und ihn letztendlich im September dieses Jahres veranlasst, sich zum Kurs der elektroakustischen Komposition von Denis Dufour am CRR in Paris anzumelden. Seitdem komponiert er sowohl als Konzert gedachte Werke als auch Installationen, die Musik und plastische Kunst verbinden, wie beispielsweise sein letztes Werk „Confession“ vom Dezember letzten Jahres in Osaka.