03. QUAND L’AVARE RÊVE
Horten bedeutet, das Vergnügen, das man heute genießen könnte, auf morgen zu verschieben. Der Gärtner hingegen, der die Zukunft (auf lange Sicht) vorbereitet, möchte auch heute schon den Ort genießen, den er zu seiner eigenen Freude und zur Erbauung seiner Freunde gestaltet hat. Der Garten Quand l’avare rêve („Im Traum des Geizigen”) zeigt diese Dualität zwischen Anhäufen und Vergnügen in einem theatralischen Parcours.
Der Parcours öffnet mit einem Blick auf ein augenfälliges Bild, einen abweisenden und unsympathischen Geizigen. Ein Geiziger, der sich festkrallt. Er zeigt sich in Disteln und Dornen, von denen Sie nicht loskommen, ohne ihm einen Teil Ihres Habes zurückzulassen. In seinem Verlauf spielt der Parcours auf einige der bekanntesten Fehler des Geizigen an, beispielsweise seine Trockenheit. Wie diese verkrüppelten Bäume, die sich um sich selbst winden, ist auch er in seinem ganzen Wesen verwunden und verkümmert. Ein Raubvogel aus der Familie der Saprophyten, die sich gierig über kleinste Wassertropfen krümmen, stets auf der Hut, stets bereit zur Flucht, der Koffer fertig gepackt.
Am Ende der Parzelle verläuft der Parcours in einem Bogen und geleitet den Besucher links durch einen Vorhang, hinter dem sich eine andere Facette des Geizigen verbirgt – sein Traum. Nicht in seinem Schlaf, sondern wenn er sich anschickt, mit seinen Goldhaufen, seine einzige wahre, abgrundtiefe Liebe mit den Augen zu verschlingen.
In dieser Welt schreitet der Besucher auf der Wasserfläche eines Beckens. Zu seiner Rechten erstreckt sich der Horizont mit einem grünen Wasserteppich (aus Wasserlinsen) in unendlicher Weite. Zu seiner Linken üppige Wasserpflanzen in einem in sich geschlossenen Garten Eden mit seinem nie versiegenden Jungbrunnen. Ein Bett, das zur Faulheit verleitet, umgeben von parfümierten Essenzen (Rosen, Jasmin, Melisse...) und dazu einlädt, sich in Betrachtung der angehäuften goldenen Blumen niederzulassen und sich an dem Anblick zu berauschen.
Doch wird der Geizige jemals für seine Opfer belohnt? Im Himmel des Betts erinnert ihn ein Schild daran, dass „Wer spekuliert sein Ziel verfehlt...“.
GESTALTUNG
Von links nach rechts: Pierre-Alexandre Risser, Vincent Vallé, Patrick Lamarque, Christine Noiville und Jasmina Davies
Pierre-Alexandre Risser wurde durch seine Kunstfertigkeit bekannt, einschränkende Randbedingungen bei der Gestaltung von Stadtgärten zu umgehen und grüne Oasen zu schaffen, bei deren Anblick unweigerlich der Wunsch wächst, in Harmonie mit der Natur zu leben, zu jeder Jahreszeit. Der renommierte Fachmann für Pariser Gärten entwirft über die französischen Grenzen hinaus Gärten in unterschiedlichsten Größen in allen Ländern der Welt – ephemere Gärten und Inszenierungen der Pflanzenwelt für Unternehmen mit Weltruf. Ganz in der Nähe von Paris, am Rande des Waldes von Montmorency, liegt sein Privatgarten mit seiner Baumschule und einem Showroom für Gärtnerei & Gärten. Kunden und Besucher können hier auf 300 m2 Ausstellungsfläche die neusten Trends bestaunen und ihre umweltfreundlich aufgezogenen Pflanzen auswählen. Seit über 10 Jahren gehört Pierre-Alexandre Risser auch zu den Co-Organisatoren des Events „Gärten, Gärten“ in den Tuilerien, einer Veranstaltung, die sich zu einem der wichtigsten Treffpunkte für Gärten und Outdoor-Design im Zentrum von Paris entwickelt hat. Darüber hinaus ist Pierre-Alexandre Risser Mitglied der Jury des „Carré des Jardiniers” der Messe Paysalia und Autor zahlreicher Bücher rund um den Garten: „Le Jardin Plaisir de Pierre-Alexandre”, „Les Jardins à vivre de Pierre-Alexandre Risser”, „Transformer son petit jardin ou sa terrasse”, „Un beau Jardin au fil des saisons”, „Terrasses et Balcons en ville”, „Un Jardin en ville”…
Mit 21 Jahren erfüllt sich Vincent Vallée, frisch diplomiert, seinen Kindheitstraum und gründet sein eigenes Unternehmen für Garten- und Landschaftsgestaltung. Er entwirft natürliche Gärten und integriert bald auch Wasserflächen in seine Kreationen. Vom Becken bis zum Badevergnügen ist es nicht weit... Als echter Perfektionist entwickelt er verschiedene biologische Filtersysteme zur Reinigung des Wassers in seinen Anlagen. Parallel dazu ist er dank seiner Praxiserfahrung in der Lage, die dazugehörige Ingenieurbauplanung anzubieten. Er erfindet unter anderem biologische Badebecken ohne Aushub, legt das erste überdachte und beheizte biologische Badebecken in Frankreich an und bereitet der Luftheber-Pumpe den Weg. Natürliche Badebecken sind für ihn eine unvergleichliche Quelle des Wohlbefindens – und deshalb legt sie überall an, sogar mitten in Paris. Mit diesem einzigartigen Erfahrungsschatz ist Vincent Vallée heute in Frankreich die führende Kompetenz für biologische Badebecken – von der Planung bis zum ersten Sprung ins Wasser.
Christine Noiville ist an den Ufern der Loire aufgewachsen, nicht weit von Chaumont entfernt. Heute ist sie Juristin, Forschungsleiterin im Zentrum CNRS und Spezialistin für die Verbindung zwischen Recht und wissenschaftlicher Entwicklung. Zahlreiche Werke und Artikel über Risiko, Vorsorgeprinzip, Genetik, GVO und wissenschaftliche Expertise entstammen ihrer Feder. An der Sorbonne leitet sie ein Forschungszentrum und sitzt dem Ausschuss für Wirtschaft, Ethik und Soziales des Hohen Rats für Biotechnologie vor, einer Instanz, die die französische Regierung zu allen Fragen der Biotechnologie berät. In ihrer übrigen Zeit geht sie ihren drei Leidenschaften nach: Reisen, Malerei (sie hat bereits mehrere Kinderbücher im Verlag Actes Sud illustriert) und natürlich die Gärtnerei. Solange sie sich zurückerinnern kann umgab ihre Kindheit die elterliche Liebe zur Pflanzenwelt, in gepflegten Anlagen und wildwachsend in der Natur. Ihr eigener Garten liegt in Varengeville-sur-Mer, in der Region Caux, unweit einiger der schönsten Gärten Frankreichs und der weltgrößten Hortensiensammlung. Hier harkt sie, stutzt, setzt Stecklinge, pflanzt, tauscht Pflanzen und lässt Geist und Seele aufleben.
Jasmina Davies ist in Frankreich geboren und aufgewachsen. Heute teilt sie die Zeit mit ihrer Familie zwischen Paris und der Laikipia-Hochebene im Norden von Kenia. Jasmina hat zunächst an der Universität Hadlow in Großbritannien Gartenbau studiert-und ihre Ausbildung mit einem Diplom in Landschaftsgestaltung an der Universität Greenwich in London abgerundet. Im Anschluss an ein Reurbanisierungsprojekt in Moskau hat sie für die bekannte britische Landschaftsplanerin Arabella Lennox-Boyd in London und später bei Mitchell’s & Associates in Dublin gearbeitet. Seither wirkt sie regelmäßig an höchst unterschiedlichen Projekten mit, von der Restaurierung historischer Schlossgärten in Europa über die landschaftsbauliche Gestaltung von Luxushotels in der afrikanischen Savanne bis hin zu modernen Terrassen in der Stadt. Seit ihrer ersten Zusammenarbeit mit Pierre-Alexandre Risser für „Elle Decoration” bei der Ausstellung „L'Art du Jardin” in Paris 1992, hat sie verschiedene Gärten geschaffen, für „L’Art du Jardin”, „Jardin Jardin” und „La fête des plantes” auf der Domaine de Courson.
Patrick Lamarque achtet mit feinem Gespür auf Formen, Konstruktion und Licht. Fragen nach Symbolik und öffentlichem Raum nähren seine Überlegungen im Tumult seiner Reisen. Rund zwanzig Essays über zeitgenössische Kunst und Philosophie hat er in den Zwischenräumen einer Karriere geschrieben, die ihn an die französische Eliteschule ENA geführt hat und von dort aus in verschiedene Funktionen im Zentrum des Staates, fein ziselierte Worte. Bild und Grafik, die Theorie von Leere und Fülle spornen ihn an. In seiner häufigen Funktion als Kurator zeitgenössischer Ausstellungen unterhält er ein sinnliches Verhältnis, ein fast körperliches Verlangen, zu bestimmten Werken, die ihm ein mentales Fundament sind, das er seit langem mit der Lebenspartnerin an seiner Seite teilt. Ein weiterer Trieb seiner Neugier sprießt in eine ganz andere Richtung, zum Design. Eine Neigung, die sich in einer Reihe von Aufträgen an verschiedene Kreateure der Meisterklasse niederschlug. In den 90er-Jahren experimentiert er mit der Fotografie, den Fotoapparat stets im Anschlag – mit deaktiviertem Blitz, wegen seiner Vorliebe für Schatten. In letzter Zeit sucht er überall auf der Welt nach einzigartigen Bäumen, alten Weisen, deren tiefer Stimme er lauscht. Ihre Ratschläge helfen ihm, bei seiner beruflichen Tätigkeit als Coach und bei der Schriftstellerei, der er sich hingibt, sobald es seine Zeit erlaubt, mitten in der Stadt, in einem Garten, der von Vincent Dupont-Rougier entworfen und angelegt wurde.