06. GOURMANDERIE
Aus der Sicht der Gestalterinnen dieses Gartens ist die Völlerei eine Sünde, die von vielen anderen Spezies auf der Erde geteilt wird.
Das Gefallen an Lebensmitteln ist eine Sünde, die sich nicht nur auf den Menschen beschränkt, sie betrifft auch Tiere und Pflanzen. Die Gestalterinnen rücken Pflanzen in den Vordergrund, die besonders verschwenderisch mit Ressourcen umgehen und große Mengen organischer Stoffe verschlingen (Chinagras oder Wald-Ziest, Kletten-Labkraut, Bärlauch usw.).
Die Aufmerksamkeit des Betrachters soll auf diese besondere Vegetation gelenkt werden. Der Garten wird mit Unterstützung eines Botanikers, der sich mit derart ressourcenintensiven Pflanzen beschäftigt, und einer Künstlerin angelegt, die sich auf Flechtzäune und andere Geflechte spezialisiert hat.
GESTALTUNG
Von links nach rechts: Sarah Sellam und Eugénie Denarnaud
Sarah Sellam ist seit 2012 staatlich diplomierte Landschaftsplanerin (École Nationale Supérieure du Paysage de Versailles). An der Seite von Architekten, Landschaftsplanern, Gärtnern und Künstlern arbeitet sie an unterschiedlichsten Projekten. Die von ihr gestalteten Entwürfe beruhen stets auf Überlegungen, die sich mit innovativen Verfahren bei der Gestaltung öffentlicher und privater Räume auseinandersetzen. Ihre Arbeit nährt sich aus vielfältigen Erfahrungen in angrenzenden Bereichen rund um die Raumplanung: Gärtnerei, Kunst, Szenografie, soziale Aspekte, Ökologie. Als leidenschaftliche Ökologin und Botanikerin kennt sie sich gut in der Pflanzenwelt aus und ist mit der Problematik alles Lebenden und nachhaltiger Planung vertraut. Diese Erfahrung kommt in ihren Projekten im städtischen und ländlichen Bereich, insbesondere in der Ardèche, immer zum Ausdruck.
Eugénie Denarnaud hat sich nach einer Ausbildung zur Filmemacherin an der Universität Paris 3 der Landschaftsplanung zugewandt. In ihren Video- und Fotokreationen spielt die räumliche und zeitliche Inszenierung stets eine wichtige Rolle. Alles Lebendige und insbesondere die Botanik fasziniert sie - und führt sie zu einem Studium an der École Nationale Supérieure du Paysage de Versailles, die sie 2012 als Landschaftsplanerin abschließt. Sie hinterfragt den Begriff „großer Landschaften” in ihrer geografischen Definition und insbesondere in ihren Werken, die in Tanger, in der großartigen Landschaft der Meerenge von Gibraltar entstanden. Mit ihrer Arbeit will sie die Dynamiken aufzeigen, die in sehr unterschiedlichem zeitlichem Maßstab in den einzelnen territorialen Räumen am Werke sind, von der Geologie als Fundament der heutigen Landschaften bis zur Pflanzenwelt in ihrer Gesamtheit. Die Verarbeitung des Phänomens der Widerstandsfähigkeit der Räume und der Transformationsdynamik alles Lebenden steht im Mittelpunkt ihrer Überlegung und ihres Werks.