Wird sich diese Sammlung beschnittener Pflanzen gegen die spontane Besiedlung von Pionierpflanzen halten können, wenn sich der Gärtner nicht mehr um sie kümmert?
Dieser Garten ist wie ein Phantom, das in sich die Spuren der Leidenschaft eines Gärtners und Sammlers, Erschaffers geometrischer Formbaugärten mit einfachen und spielerischen Formen trägt, die sich an das postmoderne italienische Design anlehnen. Wenn der Gärtner nicht mehr da ist, schreibt die Natur ihre eigene Dynamik vor, und bald bleiben nur noch die Metallgerüste, die als Stütze für die Formgebung der Büsche gedient haben. Diese Skelette mit ihren abstrakten bildlichen Formen stehen der Formenfreiheit einer ungezähmten Vegetation gegenüber, die wieder die Oberhand hat …
GESTALTUNG
Stefano OLIVARI und Greta COLOMBO, Landschaftsarchitekten, Franck COUTANT, Landschaftsarchitekt und Bühnenbildner, der mit den Events in den Gärten in Nantes beauftragt ist, und Enrico AVATTANEO, landwirtschaftlicher Unternehmer
ITALIEN
Von links nach rechts: Stefano Olivari, Greta Colombo, Franck Coutant und Enrico Avattaneo
Greta Colombo
„Meine Neigung zur Archivierung, mein Interesse für Bücher und meine Neugier für die Natur in all ihren Formen und Ausprägungen haben mich zur Landschaftsgestaltung geführt - und in mir den unwiderstehlichen Drang erweckt, Samen zu sammeln. Nach meinem Studium der Garten- und Landschaftsarchitektur zunächst an der Fakultät Rom und später in Genua nahm ich an einem von Stefano Olivari ins Leben gerufenen Anpflanzungs-Workcamp teil und absolvierte anschließend ein mehrmonatiges Praktikum in seinem Atelier. Im Wunsch, mich mit der Planung eines Landschaftsprojekts in Frankreich auseinanderzusetzen und dabei eine bereichernde Lerndynamik aufrecht zu erhalten, habe ich mich dieses Jahr an der Nationalen Hochschule für Landschaftsgestaltung in Versailles eingeschrieben. Seit diesem Jahr erprobe ich meine Fähigkeiten an echten Projekten und Aufträgen, die sich der Herausforderung stellen, die Menschen in die staatliche Landschaftsplanungspolitik einzubeziehen.”
Stefano Olivari
„Ich lebe und arbeite in meiner Geburtsstadt, in der ich mich nach einem Abstecher nach Versailles als freier Landschaftsplaner niedergelassen habe. Mein Studium verlief zweigleisig. Nach meiner Diplomarbeit in Geschichte, die sich mit dem ersten Gartenprojekt von André Le Nôtre in Italien befasste, entschied ich mich für ein weiteres Studium an der Ecole Nationale Supérieure du Paysage in Versailles, das ich mit dem Staatsdiplom als Landschaftsarchitekt abschloss. Ich bin häufig auf der italienischen Halbinsel unterwegs, in Rom, Neapel, Lecce... Für Privatkunden lege ich Gärten an, die die umliegende Landschaft mit einbeziehen, mit dem Ziel, die Gärten in ihrer Umgebung zu verankern, in einer Kombination aus Ökologie, Design und Genius Loci, dem Geist des Ortes. Bis 2012 leitete ich ein lokales Projekt für Landschaftsgestaltung und Entwicklung in einem Vorort südlich von Turin (einem Sozialbauviertel im Umfeld der FIAT-Werke) mit Schwerpunkt auf urbaner Landwirtschaft. Seit 2013 bin ich für ein Projekt für Landschaftsplanung und territoriales Marketing verantwortlich, Stupinigi fertile, das mit lokalen Events zeitgenössischer Kunst die Aufwertung der Getreideproduktion fördert. Ich war am Projekt Orti Generali beteiligt, das den Wettbewerb Smart Cities and Social Innovation des Bildungsministeriums gewann. Das Projekt einer Start-Up-Firma setzte sich das Ziel, brach liegende urbane Landwirtschaftsflächen wieder aufzunehmen und im Rahmen sozialer Landwirtschaft neue wirtschaftliche Chancen zu schaffen. Seit 2010 arbeite ich gemeinsam mit dem deutsch-französischen Kollektiv für Landschaftsplanung Atelier le Balto an verschiedenen italienischen Projekten, darunter den ephemeren Installationen im Park der Villa Borghese in Rom, dem Garten der Villa Romana in Florenz und dem Projekt Garden in Progress für ökologische öffentliche Gartenanlagen in Turin mit Beteiligung von Studenten und Anwohnern. 2015 starte ich mit Enrico Avattaneo eine Baumschule, spezialisiert auf die Aufzucht von Topiari-Pflanzen, die sich für den Formschnitt eignen und ihre Inspiration im postmodernen italienischen Design finden.”
Franck Coutant
„Ich bin ein Kind vom Land. Die Gärtnerei und die Neugierde für die Botanik wurden mir von meinen Großmüttern vermittelt. Sehr früh drehten sich meine Interessen um alles Lebendige. Meine Freizeit war mit der Beobachtung von Pflanzen, ihrer Vermehrung, ihrer Aufzucht und der Zusammenstellung von Herbarien ausgefüllt. An der Universität Rennes erwarb ich einen Master in Biologie und Ökologie. Nach einer ersten Berufserfahrung in wissenschaftlichen und technischen Kulturzentren als Vermittler und Ausstellungsgestalter in verschiedenen Themenbereichen, war ich in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit im Museum für Naturgeschichte in Nantes tätig. Durch meine Aufgaben im Rahmen der Verwaltung und Gestaltung von Ausstellungen entwickelte ich gewisse Kenntnisse in Szenografie. Anschließend übernahm ich die Leitung für pädagogische Ausstellungen und Veranstaltungen des Bereichs Außen- und Grünanlagen in Nantes und war für die Organisation für künstlerische und botanische Events in den Gärten verantwortlich. 2007 nahm ich an einem Weiterbildungsprogramm an der Nationalen Hochschule für Landschaftsarchitektur in Versailles teil, um meine Kompetenzen im Hinblick auf die Gartengestaltung zu erweitern. Heute bin ich für das Eventprogramm in den Gärten von Nantes verantwortlich. In diesem Rahmen gestalte und organisiere ich Ausstellungen und Veranstaltungen im Außenbereich und arbeite regelmäßig mit Künstlern, Bildhauern, Architekten, Autoren und Landschaftsplanern zusammen.”
Enrico Avattaneo
„Ich lebe und arbeite in Turin. Nach meinem Abitur im Jahr 1995 habe ich zunächst auf dem Bauernhof meiner Familie mitgearbeitet und war parallel dazu als EDV-Techniker bei verschiedenen italienischen Unternehmen tätig. Ende 2011 habe ich mich entschieden, meinen geheimen Traum zu verwirklichen und mich ausschließlich der Landwirtschaft zuzuwenden. Ich habe also unseren auf Getreideanbau spezialisierten Familienbetrieb im historischen Park Stupinigi übernommen und in Ackerland und landwirtschaftliche Maschinen investiert. Dabei habe ich ausgiebige Versuche mit fortschrittlichen Bewässerungssystemen unternommen, um den Wasser- und Kraftstoffverbrauch senken zu können. 2012 habe ich ein kleines Biogaswerk zur Stromerzeugung eingerichtet und mich für die Imkerei interessiert. Seitdem stelle ich hochwertigen biologischen Honig her (Akazienhonig, Kastanienhonig, Lindenhonig und Blütenhonig). Derzeit baue ich eine Kompostproduktion auf der Basis von Marktresten, Obst, Gemüse und Maht auf. 2015 werde ich außerdem gemeinsam mit Stefano Olivari eine Baumschule für Topiari-Pflanzen auf dem Gelände des Bauernhofs einrichten.”