14. LA RARETÉ SE MANGE-T-ELLE ?
Darf man eine Rarität essen oder soll man sie nur ansehen?
Das ist die Fragestellung dieses Gartens, der uns eine appetitliche Welt betreten lässt. Er besteht nur aus essbaren Pflanzen und zeigt eine Sammlung und originelle Zusammenstellung der Gewächse. Das ist die Gelegenheit, vergessene Sorten zu entdecken, sie aber auch unter einem anderen Blickwinkel zu sehen. Kennen Sie die Wurzel der Haferwurzel, des Radieschens oder auch des Topinambur? Doch wussten Sie, wem diese Pflanzen gleichen? Wissen Sie, wie ihre Blüte aussieht?
Gehen Sie durch die Schleuse und tauchen Sie in einen vom Menschen gestalteten Garten ein, wo sich die Pflanzen frei entwickeln können. Das rechteckige Raster am Boden, die Kultur-Tische und die Struktur, ein aufgegebener Rest eines alten Gewächshauses, zeigen diesen vom Menschen verwalteten Raum. Es ist ein ehemaliges Labor zur Untersuchung von der Ernährung dienenden Pflanzen, ehemalig, weil diese Gemüse beschlossen haben, zu entfliehen, ihre Freiheit wieder zu erhalten und diesen Ort neu zu besiedeln. Auf der einen Seite zeigt er eine Produktion im Labor, bei der die Arten vermehrt und verbessert werden. Auf der anderen Seite entfalten sich die Pflanzen und zeigen ihre Möglichkeiten. Bohnen, Erbsen und Hopfen wurden zu Abtrünnigen und richten sich auf, um die Struktur zu überwältigen. Dill und Kürbis gedeihen prächtig und erobern allmählich den Garten. Senf, Chicorée, Schwarzwurzeln und Radieschen breiten sich aus und vermischen sich, um ihre Blüte zu zeigen. Karden lassen ihre leuchtenden Farben erstrahlen, Physalis zeigen ihre originellen Früchte und die Artischocken ihre majestätischen Silhouetten. Alle diese Pflanzen in der Sammlung ziehen vorbei und gestalten diesen Garten. Die Pflanzen entwickeln sich dort, um uns einige ihrer zu oft unbekannten Eigenschaften zu zeigen. Läge darin nicht die Seltenheit?
GESTALTUNG
Von links nach rechts: Romain Samson, Bertrand Coudray, Jean-Charles Busson und Jérôme Mure
Romain Samson stammt aus der Normandie und wuchs inmitten der Felder des Flachlands und weiten Wäldern auf. Die Landschaft zog ihn schon sehr früh in ihren Bann. Fasziniert von der Pflanzenwelt trat er bereits mit 15 Jahren eine Ausbildung bei einer Baumschule in Evreux an. Am Ende seines Bildungswegs 2013 konnte er ein Diplom der Nationalen Hochschule für Architektur und Landschaftsplanung in Lille vorweisen. Als freier Landschaftsplaner arbeitet er gemeinsam mit dem Landschaftsplanungsbüro Interlieu in Lille an Stadtplanungsprojekten. Im Vordergrund standen Elemente, die die Landschaft prägen und die Projektidee herausarbeiten. Seine Teilnahme am Gartenfestival von Chaumont-sur-Loire kommt für ihn einem Rückblick auf seine Studienzeit gleich - die Auseinandersetzung mit kleinen Räumen und die Hinterfragung der eigentlichen Idee, die hinter einem Garten steht.
Bertrand Coudray ist staatlich diplomierter Landschaftsplaner (DPLG). Aufgewachsen ist Bertrand zwischen Stadt und Land. Sein ausgeprägter Hang zu kreativem Schaffen, zu baulicher Gestaltung und zu Reisen bewegte ihn dazu, sein Studium neu auszurichten und seine Begeisterung für die Landschaft auch beruflich auszuleben. 2013 erwarb er sein Diplom an der Nationalen Hochschule für Architektur und Landschaftsplanung in Lille. Er begeistert sich für die Problematik der Neubelebung von Kulturdenkmälern und die Definition der Landschaft vor einem extraterritorialen Hintergrund, insbesondere in Nordafrika und auf den Komoren. Angeregt durch seine Überlegungen arbeitet er an verschiedenen Projekten innerhalb und außerhalb Frankreichs und öffnet sich neuen Erfahrungen, unter anderem hier im Rahmen des Gartenfestivals von Chaumont-sur-Loire.
Der in Vannes (Morbihan) gebürtige Jean-Charles Busson ist in der Sumpf- und Lagunenlandschaft La Grande Brière zwischen Nantes und Saint-Nazaire aufgewachsen. 1999 begann er sein Studium an der Kunsthochschule in Nantes. Er beschäftigt sich vorrangig mit der Fotografie und erstellt zahlreiche Porträtserien von Personen aus seinem Umkreis. Seine Fotografien, Innen- und Außenaufnahmen, halten den Stillstand der Zeit fest und sind voller Nostalgie. Nachdem er sein Elternhaus verlassen hat, wenden sich seine Arbeiten weiten Räumen zu, die durch ihre Leere Abwesenheit und Stille ausstrahlen. Nach Abschluss der Kunsthochschule arbeitete er sechs Jahre lang bei einem großen Pariser Floristen. Anschließend setzte er sein Studium an der Nationalen Hochschule für Architektur und Landschaftsplanung in Lille fort, die er 2013 als diplomierter Landschaftsplaner verließ. Die Kunst und vor allem seine Vorliebe für Zeichnungen haben sein Interesse für spontane Vegetation im städtischen Raum geweckt, insbesondere für Vegetation, die überall die Bürgersteige und Gehwege überwuchern.
Jérôme Mure, Landschaftsbauunternehmer seit 2009, betrachtete die Pflanzenwelt in all ihren Ausprägungen schon immer mit großer Faszination. Jérôme wurde in Cannes geboren und wuchs am Mittelmeer auf. Nach einem wissenschaftlichen Abitur wandte er sich ohne Zögern der Landschaftsplanung zu und studierte an der Fachhochschule Landschaftsbau. Anschließend schrieb er sich in eine Vorbereitungsklasse ein, um sich für die nationalen Hochschulen für Landschaftsbau bewerben zu können. Er wurde angenommen und absolvierte eine einjährige Ausbildung an der ENSAPL in Lille. Blühende Berufsaussichten in Südfrankreich überzeugten ihn davon, wieder an das 1000 km entfernte Mittelmeer zurückzukehren und in seiner Heimatregion als Landschaftsbauunternehmer ein neues Abenteuer zu beginnen.