Le Moray, ein altes landwirtschaftliches Labor der Inkas, besteht aus Terrassen, die in die natürlichen Rundungen der Andenlandschaft eingegraben sind und ermöglicht die Schaffung einer Reihe von unterschiedlichen Mikroklimata zwischen dem Zentrum und der Außenseite seiner Struktur. Diese Stätte ist, weit über das Ziel die Erträge zu steigern hinaus, vor allem ein Symbol für die enge Verbindung der Inkas mit Pachamama, ihrer Mutter Erde. Die Göttin der Erde und der Fruchtbarkeit verfügt über das Wasser auf der Erde wie über ein Blutsystem. Ihr Mund, „la Boca“, ist der Kanal, der zu ihrem Herzen führt. Einmal im Jahr dankt das Pachamama-Ritual der Göttin für ihre Großzügigkeit mit Opfergaben an “la Boca”. Im Zentrum des Gartens stellt eine Wasserfläche in Form eines Samenkorns „la Boca“ dar. Um sie herum erheben sich mehrere Terrassen aus fruchtbarer Erde. Der Garten versteht sich darüber hinaus als nährend und wohltuend. Neben ihrer ästhetischen Anziehungskraft sind manche Pflanzen essbar oder heilkräftig. Mehrere mit Samen befüllte Vorratsgläser verweisen ebenfalls auf das praktische Wissen der Bauern. Es ist notwendig, mit der Natur zusammenzuarbeiten, um die Probleme zu bekämpfen, mit denen wir konfrontiert werden. Hierbei spielt das Erkennen und die Verwendung der Samenkörner, die aus der Erde kommen und zu ihr zurückkehren, eine wesentliche Rolle.
GESTALTUNG
Marie PREUX, Landschaftsarchitektin, und Florent KOUASSI, Studierende der Landschaftsarchitektur
BELGIEN
Marie Preux
„Auf die Frage, was ich später einmal machen wolle, antwortete ich oft, dass ich Lust hätte, zu gestalten, zu erfinden ... Von frühester Kindheit an war ich außerdem sehr sensibel für Natur und Umwelt, insbesondere was den Bereich der Pflanzen anbelangt. Der Beruf der Landschaftsarchitektin schien daher wie gemacht für meine Zukunft zu sein. So begann ich meine Ausbildung mit einem technischen Diplom in Landschaftsgestaltung, anschließend ging ich auf Anraten einer meiner Professoren nach Belgien, wo ich lernen konnte, größere öffentliche Räume zu gestalten. Je weiter ich vorankam, desto mehr wollte ich verstehen, wie man in einer Landschaft auf größerer Ebene und in Bezug auf die aktuellen Umweltprobleme handeln kann. Daher entschied ich mich im Jahr 2015 für ein Masterstudium in Landschaftsarchitektur an der Gembloux Agro-Bio Tech, wo meine Ausbildung eher wissenschaftlich und umweltorientiert ausgerichtet war. Während dieses Studiums bekam ich die Gelegenheit, die Studierenden der Landschaftsarchitektur durch den Vorsitz des CAP (Kreis der Landschaftsarchitekten) zu vertreten. An dieser Fakultät begegnete ich auch Florent Kouassi, der später mein Vizepräsident im CAP, Freund und Mitarbeiter wurde. Seit meinem Abschluss im Jahr 2018 arbeite ich nun seit fast einem Jahr bei XMU-urbanistes, wo ich auf allen Ebenen der Analyse, des Verständnisses und der Landschaftsgestaltung tätig bin. Selbstverständlich habe ich mir meine Sensibilität für Pflanzen bewahrt und versuche, bei meinen Projekten so viel wie möglich auf die Zusammenstellung der Pflanzen und auf Umweltschutz zu achten.”
Florent Kouassi
„Da ich vor allem ein Mann der Praxis bin, wollte ich meine Ausbildung in einem technischen Zweig mit einer Berufsausbildung, einem Fachabitur und einem Fachhochschulabschluss im Landschaftsbau beginnen. Da ich jedoch alle Facetten eines jeden Akteurs im Bereich Landschaftsbau kennenlernen wollte, besuchte ich in Montreuil eine Vorbereitungsklasse für Elitestudiengänge in Landschaftsgestaltung und begann schließlich ein Masterstudium in Landschaftsarchitektur, in dem ich mich immer noch befinde. Diese letzte Etappe meiner Ausbildung führte mich im Jahr 2014 nach Belgien, wo ich eine ganz andere Landschaftskultur mit völlig neuen Blickwinkeln entdecken durfte. Dort habe ich mich auch entschlossen, mit Marie Preux als Vizepräsident in den CAP einzutreten. Während unserer Amtszeit hatten wir die Gelegenheit, Ausstellungen zum Thema Landschaft, Konferenzen, Ausflüge etc. zu organisieren, aber auch Veranstaltungen, mit deren Hilfe die Studierenden der Landschaftsarchitektur besser in die Fakultät integriert werden konnten, was uns ein großes Anliegen war. Unter anderem wurde ich durch Erik Dhont und Hiroshi Naruse ausgebildet, wodurch ich Kompetenzen in den Bereichen Komposition, Kunst und Botanik entwickeln konnte, die meines Erachtens wichtige Grundlagen in der Gestaltung von Landschaftsprojekten sind.”