Giuseppe Penone

Giuseppe Penone, der 1947 zwischen dem Piemont und Ligurien geboren wurde, bleibt mit seiner Heimatstadt Garessio eng verbunden. Die üppige Vegetation dieser Gegend prägt seine künstlerische Sicht ebenso wie seine familiäre Herkunft. Als Sohn und Enkel von Landwirten räumt er in seinem Werk der Natur einen dominanten Stellenwert ein.

Seine erste Skulptur stammt aus dem Jahr 1968: Alpi Marittime - L’albero ricorderà il contatto [Seealpen - Der Baum wird sich an den Kontakt erinnern]. Dabei handelt es sich um Fotografien, die eine Handlung des Künstlers dokumentieren, in der er einen Baumstamm vor verschneitem Hintergrund fest umklammert. Von seinem Körper bleibt bald nur noch der Umriss übrig, der von einer an der Rinde festgenagelten Eisenstange angedeutet wird. Im sozialen Kontext dieses bedeutsamen Jahres wird die reiche Kunst der Konsumgesellschaft (insbesondere die Pop Art) von der Kunstströmung Arte povera in Verruf gebracht. Giuseppe Penone schließt sich ihr an und rühmt die Rückkehr der Kunst zum Wesentlichen, das Zurückgreifen auf natürliche Materialien (Ton, Pflanzen, Mineralien) und einfache Formen. Er hinterfragt insbesondere die Beziehung zwischen Natur und Kultur. So integriert Giuseppe Penone die Zeit, das Sein und die Bewegung in seine Werke, bis hin zu seinem eigenen Körper. 1969, im Alter von 22 Jahren, veranstaltet er seine erste eigene Ausstellung in einer Galerie in Turin. Von 1997 bis 2012 lehrt er an der École Nationale des Beaux-Arts in Paris. 1999 fertigt er im Rahmen eines öffentlichen Auftrags für den Skulpturenpark im Tuileriengarten das Werk L’Arbre des voyelles an, wie eine Vorausdeutung auf das schreckliche Unwetter, das im selben Jahr über Frankreich hereinbricht. Der bronzene Abguss einer 28 m großen, entwurzelten Eiche aus der Region von Turin ist zugleich Relikt und künftiges Werden, denn an den Wurzeln der Eiche wurden fünf Büsche gepflanzt, die Vokale A-E-I-O-U. 2004 widmet ihm das Centre Pompidou eine breitgefächerte Retrospektive, die bislang verstreute Werksreihen vereinigt, die für den Beobachter die Gesamtheit einer Vorgehensweise im künstlerischen Schöpfungsprozess wiedergibt und das Singuläre innerhalb der Reihe hervorhebt. 2007 repräsentiert er Italien bei der Biennale di Venezia, wo er die Halle des italienischen Pavillons in eine sensorische Höhle verwandelt. Die mit feuchtem, bearbeitetem Leder bedeckten Wände verwandeln sich in Rinde, während auf dem Boden weißer Marmor an eine topografische Karte mit Höhenlinien und Flüssen erinnert. Dieses Werk mit dem Titel Sculture di linfa ist heute in den Sammlungen des Kunstmuseums MAXXI in Rom zu sehen. 2012 präsentiert er im Domaine de Chaumont-sur-Loire Idee di pietra, 1304 Kg di luce, 2010 und legt in den Wäldchen des Historischen Parks einen Dauergarten namens Arbre-chemin, 2011 an. 2013 ist er anlässlich des 400. Geburtstags von Landschaftsarchitekt Le Nôtre zu Gast im Schloss von Versailles. Um die zwanzig Skulpturen ragen in der Königlichen Allee vom Schloss bis zum Grand Canal empor und bevölkern den Bosquet de l‘Étoile. In 2014 präsentiert er eine große monografische Ausstellung im Musée de Grenoble, bei der sowohl ältere und ganz neue Skulpturen als auch Realisierungen vor Ort zu sehen sind. 2016 kehrt er mit der Bronzeskulptur Trattenere 8 anni di crescita, 2004-2012, einem Abguss seiner eigenen Hand, die versucht, das Wachstum eines achtjährigen Baumes aufzuhalten, nach Chaumont-sur-Loire zurück.

Er lebt und arbeitet heute zwischen Turin und Paris.