Das Prinzip dieses einfallsreichen Gartens ist einfach: „Sculptillonnage“, eine Anspielung an das französische Wort „hortillonnages“ für von Kanälen durchzogenes jahrhundertealtes Obst- und Gemüseanbaugebiet, bezeichnet eine Pflanzen- oder Tierskulptur, die dem Gärtner den Raum für die Artenvielfalt und die Grenzen für seine Eingriffe und der Begehbarkeit durch die Menschen zeigt... und dies in einer künstlerischen und wellenförmigen Form. Neben seiner Ästhetik bietet der Garten einen Unterschlupf für Tiere, um das Leben aller dieser Helfer im Garten zu erleichtern, sie zu ernähren und zu tränken. Er wird mit einfachen, rustikalen Materialien erstellt, einem ursprünglich für die Hühnerzucht gedachten Sechseckgitter.
Die pilzförmigen „Champicomposteurs“, die Hauptakteure in diesem Garten, stellen den Zersetzungsprozess der organischen Materie, durch den neues Lebens entstehen kann, dar. Sie zeigen Groß und Klein ein sympathisches und einfaches Bild der Kompostierung, die keinen Zwang bzw. Zeit- und Energiekosten mehr symbolisiert. Ihre Füllung ist Teil des Kunstwerks und variiert: Der große Behälter wird mit Schnitt und anderen aufgesammelten bzw. abgeschnittenen Abfällen mit wechselnden Schichten zur Erzielung des besten Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnisses und zur Hervorhebung der Ästhetik der Strukturen und Farben gefüllt, ein anderer ist undurchsichtig und enthält anaerobe Bakterien (Bakterien, die sich ohne Sauerstoff entwickeln können), der kleine Behälter wird nur mit fragmentiertem Zweigholz gefüllt.
Weitere künstlerische Innovationen zum Wohle der Tiere sind das „Papiliolilium“ (eine Tränke für Schmetterlinge), der „Soliculusinsectus“ (eine Sonnenblumen-Unterkunft für Solitärbienen), eine Knoblauchblüte, eine Gitterblume (Vogelfutterbehälter), Marienkäfer und eine grüne Blattlaus.
Wasser ist in diesem Garten durch eine Sammlung alter Gießkannen präsent, die an die Bedeutung der menschlichen Eingriffe im Garten erinnert.
Die Verknüpfung des künstlerischen Schaffens mit nachhaltiger Entwicklung und die Ehrung des gärtnerischen Wirkens für Bedeutung für die Artenvielfalt, dies ist das doppelte Thema dieses Gartens.
gestaltung
Corinne JULHIET-DÉTROYAT, Landschaftsarchitektin und Claude PASQUER, staatlich geprüfter Landschaftsarchitekt
FRANKREICH
Corinne Julhiet-Détroyat, Landschaftsarchitektin mit Diplom der Hochschule für Landschaftsbau École Nationale Supérieure du Paysage in Versailles, hat sich schrittweise auf provenzalische Gärten spezialisiert und lebt im Departement Vaucluse (Provence-Alpes-Côte d'Azur). Ihre ursprüngliche Ausbildung als Psychologin und ihre mehr als 25-jährige Erfahrung als Unternehmensleiterin halfen ihr, aufmerksamer zu sein und der Natur zuzuhören. Die klimatischen Zwänge und die Hanglage nahm sie zum Anlass, den Raum anders als klassische Gartenmodelle darzustellen, die innere Landschaft mit der äußeren Landschaft zu verbinden, durch die Suche nach widerstandsfähigeren Pflanzen, sparsamer Bewässerung und der Inszenierung alter Gegenstände, denen sie ein neues „Leben im Garten“ schenkt. Wichtig ist ihr vor allem der Respekt für die provenzalische Landschaft, mit ihren Terrassenbeeten, Steinen, Ausblicken auf die Gebirgskette Luberon.
Claude Pasquer, staatlich geprüfter Landschaftsarchitekt mit Diplom der Landschaftsbauhochschule École Nationale Supérieure du Paysage in Versailles, ist seit 18 Jahren in Landschaftsberufen tätig, insbesondere in der Landschaftsplanung bzw. -sanierung als Schutzgebiete. An der École de Versailles leitet er den Fortbildungskurs „Croquis de Jardin“ (Gartenskizzen). Seit acht Jahren bemüht er sich um die Neuerfindung der Gartenskulptur, wobei sein Lieblingsmittel sehr einfach ist: ein Sechseckgitter. Er formt, schneidet und presst es zusammen, um neue Ausdrucksformen zu erschaffen. Sein Schaffen orientiert sich nach „natürlichen Gärten“ und nachhaltiger Entwicklung.