23. Terre à sons
published at 18/10/2017
Wenn sich ein Landschaftsarchitekt und ein Akustiker anfreunden und ihre Sensibilität zum Thema eines Gartens der Sinne teilen.
Das Projekt Terre à sons ist ein Spiel mit den Sinnen und bietet einen Rundgang mit vielfachen unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen. Zunächst betritt der Besucher eine schalltote, dunkle Schleuse, in der akustische und visuelle Eindrücke quasi nicht existieren. Diese Hütte aus totem Laub erlaubt keine Vorhersage über alles Weitere außer der Wahrnehmung eines üppigen Gartens mit dichter, bewegter Vegetation durch eine farbige Schießscharte. Sobald die Sinne beruhigt sind, verlässt der Besucher die Schleuse und entdeckt ein kraftvolles, buntes Universum: Ein Garten in Form einer Tonwelle breitet sich vor ihm aus. Kreisförmige, labyrinthartige Wege fordern ihn auf, diese blühenden Wellen zur Entdeckung von Pflanzen mit unterschiedlichsten Gerüchen und Texturen zu durchschreiten. Der Besucher entdeckt so Windfahnen und Kalebassen, die aus der Vegetation emporragen, mit denen er den Garten beleben könnte. Im Mittelpunkt der Welle angekommen, umkreist er eine Struktur aus geflochtenem Holz wie ein „Gridshell”, auf der Kletterpflanzen voller Blüten wachsen. Beim Durchqueren dieser Vegetation kann der Besucher große Schallreflektoren aus Holz entdecken, welche die Töne aus dem Garten fokussieren und verstärken. Sobald er sich ins Zentrum der Reflektoren stellt, kann er die Erfahrung einer zehnfachen Hörfähigkeit machen. Diese beiden spielerisch gedachten Räume bieten Groß und Klein an, einen Sessel oder ein Vorgebirge aus stapelbaren Holzwürfeln zu bauen. Wenn der Besucher schließlich die Parzelle verlässt, geht er wieder durch die Schleuse, um seine Sinne zu regenerieren, bevor er seine Besichtigung fortsetzt.
Gestaltung
NL-Paysage -Nicolas LIMOUSIN, staatlich geprüfter Landschaftsarchitekt- und LE PHONOGRAPHE -David PEAU, Akustikingenieur-
FRANKREICH
Von links nach rechts: Nicolas Limousin und David Peau
Nicolas Limousin
„Nach einer zweijährigen Fachhochschulausbildung in Landschaftsplanung am Lycée Horticole de la Mouillère in Orléans begann ich mein Studium an der École d’Architecture et de Paysage in Bordeaux. Im Laufe meines Studiums zog es mich immer mehr ins Ausland, so dass ich schließlich ein Jahr an der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU) in Malmö studierte. Ich entdeckte auf diese Weise völlig neue Landschaften und Stadtkonzepte. Ich nutzte diese Erfahrung in Skandinavien für meine Abschlussarbeit „SHARED-SPACES“. 2011 gründete ich die Agentur NL-PAYSAGE in Terrasson-Lavilledieu in der Dordogne. Heute entwickle ich in enger Zusammenarbeit mit Architekten, Stadtplanern und Lokalpolitikern naturnahe, ortsbezogene und sinnlich erfahrbare Projekte.”
David Peau begeistert sich seit jeher für Natur und Klänge. Als Kind versteckte er sich manchmal im Wald und versuchte, ganz still zu sein, um den Tieren um ihn herum zu lauschen. Als 10-Jähriger kam er in der Domsingschule Chartres mit Gesang in Berührung und entdeckte in der Kathedrale von Chartres ihre unglaubliche Akustik und unendliche Klangvielfalt. Als Teenager erweiterte David seinen musikalischen Horizont und spielte in verschiedenen Bands Schlagzeug, Gitarre und Bass. Gleichzeitig entwickelte er eine bestimmte Vorstellung für seine Zukunft: Das Spiel mit Klängen und Tönen sollte darin nicht fehlen! Während seines Studiums der physikalischen Akustik an der Université des Sciences du Maine durchstreifte er die Tonwelten und ihre Variationen in einem Heer verwirrender Gleichungen. Nach etwa zehnjähriger Berufserfahrung gründete David das Ingenieurbüro „Le Phonographe“ und kam durch seine Standortwahl im ländlichen Departement Corrèze der Natur wieder näher. Dort lernte er den Landschaftsarchitekten Nicolas LIMOUSIN kennen, mit dem er zunächst das Atelier teilte und nun auch das gemeinsame Projekt „Terre à Sons“.