08. HUMUS SAPIENS SAPIENS
Dieser Garten lädt zur Entdeckung des Bodens ein. Der Boden, Träger des Lebens auf der Erde, wurde durch die intensive Landwirtschaft und die Urbanisierung verändert und befindet sich in Gefahr. Seine Erhaltung ist folglich eine Priorität und eine der Herausforderungen für das kommende Jahrhundert.
Methoden zur Wiederbelebung toter Böden tauchen langsam auf. Mit Geduld ist es möglich, Böden aus leblosen Materialien, organischen Materien und qualitätsverbessernden Pflanzen neu zu erschaffen.
Der Garten Humus sapiens sapiens ist von einer schmalen Spalte durchzogen, die nach und nach tiefer wird, um die Aufbauschichten des Bodens sichtbar zu machen. Er bietet einen Spaziergang durch die drei Stadien der Reaktivierung eines leblosen Bodens an. Der Vorraum besteht aus einem hellen mineralischen Boden, verdichtet und festgetreten, eine Allegorie unserer städtischen Böden, ein abweisender Boden, auf den sich nur einige Pionierpflanzen vorwagen. Wenn man weiter in den Garten hineingeht, kann man einen braunen Boden im Übergang sehen, auf dem sich nach und nach ein Gleichgewicht zwischen dem organischen Anteil und dem mineralischen Anteil des Bodens aufbaut. Er wird von einer Fläche mit qualitätsverbessernden Pflanzen umrahmt (Gründüngungspflanzen, Gemüsepflanzen, Süßgräser…), aber auch mit unsichtbaren Verbündeten, den Mykorrhiza-Pilzen, die den Durchfeuchtungsprozess beschleunigen. Und schließlich das beschauliche Schlafzimmer im unteren Bereich steht einem schwarzen, lebendigen Boden gegenüber: dem Humus. In diesem tiefen und reichhaltigen Boden wachsen Gehölzpflanzen und hohe Stauden. Wenn er in diesem beschaulichen Raum sitzt, befindet sich der Besucher gegenüber der Schichten der Bodenhorizonte, die an die langsame Wiederbelebung des Bodens erinnern. Hier saugt man den Humus in sich auf, und wenn man ein feines Gehör hat, hört man vielleicht Regenwürmer und Myzelien bei der Arbeit.
GESTALTUNG
Yoann SOURICE und Cécile CHARPENTIER, Landschaftsingenieure, und Swandy WENKER, Landschaftsgestalter
FRANKREICH
Von links nach rechts: Cécile Charpentier, Yoann Sourice und Swandy Wenker
Sie ist Pflanzenliebhaberin und begeistert von der Gartenkunst, begann ihr Studium an der Pariser Gartenbauschule École du Breuil, bevor sie an der Hochschule für Natur- und Landschaftsgestaltung von Blois aufgenommen wurde: Cécile Charpentier. Nachdem sie ihre Abschlussarbeit über die Sanierung der Berliner Spreeufer als Fußgängerweg fertig geschrieben hat, beschließt sie, dorthin zu ziehen. Sie schult sich hier im Bereich städtisches Design, indem sie Stadtparks und öffentliche Anlagen gestaltet. Zurück in Frankreich widmet sie sich der Projektierung weiter Landschaften für ein Umweltplanungsbüro. Heute kehrt sie zu ihrer ursprünglichen Leidenschaft zurück und kreiert Privatgärten in der Bourgogne und in der Region um Lyon, wo sie ihrer Vorliebe für Pflanzengesellschaften freien Lauf lässt. Sie interessiert sich auch für Wildpflanzen, Heilpflanzen und essbare Pflanzen, indem sie deren Wirkungen untersucht.
Yoann Sourice ist Liebhaber der gestaltenden Kunst und Gartenkunst und diplomierter Landschaftsingenieur (Hochschule für Natur- und Landschaftsgestaltung von Blois). Seit ein paar Jahren gestaltet er als Bauleiter öffentliche Anlagen (Plätze, Parks, Promenaden,…) bei verschiedenen Agenturen für Landschaftsgestaltung in Lyon und Paris. Parallel dazu begleitet er Landschaftsgestalter, um ihre Projekte zu veranschaulichen und publik zu machen. Es ist ihm viel daran gelegen, seine Berufserfahrung und seine Neigung für die gestaltende Kunst zu teilen, weshalb er am Französischen Institut für Stadtplanung (Institut Français d’Urbanisme) von Marne-la-Vallée Zeichenunterricht gibt und regelmäßig an der Hochschule für Natur- und Landschaftsgestaltung von Blois tätig ist. Seine Freizeit widmet er der Malerei und der Gartenarbeit, wo er die Permakultur anwendet.
Am Waldrand von Fontainebleau im blühenden Garten seiner Eltern erwachte die Leidenschaft von Swandy Wenker für die Botanik. Nach dem Studium der Gestaltung und ökologischen Bewirtschaftung städtischer Landschaften sammelt er erste Erfahrungen in der Agentur TER. Heute führt er das städtische und ländliche Konzept weiter, indem er die Projektebenen in seiner 2015 gegründeten Agentur - Swandy Wenker Paysagiste - abwechselt. Als Künstler bei der Inszenierung von Pflanzen bringt er seine Kreativität und sein Fachwissen bei privaten und unternehmerischen Kunden ein, die anspruchsvoll sind und ihre Umgebung zu schätzen wissen, indem er in Parks, Gärten, auf Terrassen und in Innenhöfen arbeitet, die er umgestaltet, um den Wünschen seiner Kunden nachzukommen. Durch eine Arbeit an den Formen, den Farben, den Texturen und Düften kreiert er Räume, die sich über die Jahreszeiten hinwegsetzen und das ganze Jahr über zur Betrachtung einladen, egal ob es sich darum handelt, eine Pariser Terrasse klassisch zu gestalten oder einen Garten am Mittelmeer überschwänglich zu komponieren.