13. Le Jardin des Murmures

Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten – bis 2050 werden sogar sieben von zehn Menschen in urbanen Gebieten zu Hause sein. Eine Zukunft vorzubereiten, in der die Lebensqualität der Bewohner der Erde und ihre Ökosysteme erhalten bleiben, stellt eine große Herausforderung dar. Der Klimawandel und die Bestrebungen der Stadtbewohner, die Artenvielfalt zu schützen, werden dazu führen, dass der urbane Lebensraum überdacht werden muss. Manche Pflanzen, die sich ohne Zutun des Menschen angesiedelt haben, bevölkern bereits unsere Städte. Diese Pioniere hausen heimlich in Spalten unserer Mauern, unserer Gehsteige, unserer Terrassen. Schnell locken sie Artgenossen und eine ganze Fauna aus Insekten, Vögeln und Nagetieren an. Diese wichtige Lebensquelle wird durch Entscheidungen bei der Stadtplanung und Instandhaltung bedroht.

Le Jardin des Murmures schlägt vor, dass die Stadt diese Quelle nicht nur schützen, sondern sich rund um sie herum strukturieren soll. Hier spielt der Gärtner eine wesentliche Rolle: Dadurch, dass er dem leisen Murmeln des Lebendigen lauscht, leitet er es und hilft ihm, sich dauerhaft niederzulassen, indem Öffnungen angebracht, Bereiche geöffnet werden. Die vertikale Anordnung der Stadt bietet Lebensraummöglichkeiten für noch mehr Pflanzen, Insekten und Tiere. Das mineralische Element findet zu seiner natürlichen Bestimmung zurück, Flora und Fauna aufzunehmen. Umweltfreundliche Betonskulpturen, bei denen jede Seite mit Rillen durchzogen ist, ermöglichen die Entwicklung einer breiten Vielfalt bunter, resistenter Pflanzen. Hier offenbart die Stadt eine verhinderte Superkraft: ein reiches, lebendiges Ökosystem zu begünstigen.

 

Der amerikanische Landschaftsarchitekt David Simonson, der seinen Abschluss 2008 in den USA (California Polytechnic State University) erlangte, lässt sich im Jahr darauf in Frankreich nieder. Mit den Händen in der Erde lernt er Französisch, indem er für prestigeträchtige Parks rund um Paris Gartenarbeit verrichtet. Nach seinem Studium an der Nationalen Hochschule für Landschaft (ENSP) von Versailles (Département 78) gründet er 2015 Simonson Landscape in Paris. Seine Auszeichnungen bei den Wettbewerben in Chaumont-sur-Loire und dem Festival der Côte d‘Azur ermöglichen ihm die Zusammenarbeit mit zahlreichen Landschaftsplanern und Architekten. Er entwirft Parks und Gärten für Frankreich, China, Brasilien, die USA, die Schweiz, Griechenland, Marokko, Russland und Portugal. 2021 weilt er im Rahmen einer Künstlerresidenz im Zentrum für digitale Künste in Enghien-les-Bains (Département 95), wo er mit der Sängerin Alexandra Grimal zusammenarbeitet. 2022 gehört David Simonson zu den Preisträgern des Wettbewerbs „Gärten des Friedens“, der von der Vereinigung Art & Jardins getragen wird. Heute ist er Mitglied in der Jury der Fête des Plantes in Saint-Jean-Beauregard (Département 91) und Dozent an der ENSP Versailles.

Thibault Rouet ist in erster Linie ein botanikbegeisterter Landschaftsgestalter. Er befasst sich mit der Gestaltung und Begleitung von Gärten mit einer originellen Pflanzenwelt. Als pflanzenverliebter Gärtner ist er immer auf der Suche nach neuen Pflanzen für die Projekte von morgen. Sein Unternehmen Botanic‘Art, das auf den Bau begrünter Dächer und Hofgärten im urbanen Milieu spezialisiert ist, hat seinen Sitz in Paris. Seine botanischen Kenntnisse brachten ihm beim landesweiten Wettbewerb zur Erkennung von Pflanzen 2023 den zweiten Preis ein. Als Botanikexperte unterrichtet er an der École Du Breuil (Département Paris, 75). Seit 2016 ist er außerdem Mitglied in der Jury der Fête des Plantes in Saint-Jean-Beauregard (91).