A. Pascal Convert
"Vestigium"
Spiritualität, Erinnerung und Sinn stehen im Mittelpunkt des mysteriösen und zugleich tiefsinnigen Werks von Pascal Convert. Seine Arbeit befasst sich im Wesentlichen mit der Spur des Vergangenen und der Verweigerung des Vergessens. Er unterhält besondere Verbindungen mit allem Verschwundenen, seien es Gegenstände oder Lebewesen, und verwendet häufig das Verfahren der Kristallisierung. Dabei gießt er über Gegenstände wie Bücher oder Skulpturen schmelzflüssiges Glas, das das Buchmaterial oder das Holz der Skulpturen nach und nach angreift. Dieses faszinierende Transsubstantiationsverfahren ähnelt einer besonderen Alchemie, durch die die Seele der Texte erhalten bleibt.
Die Cristallisation au livre perdu besteht darin, ein Buch und seinen Inhalt durch schmelzflüssiges Glas zu zerstören, das nach und nach an die Stelle des Buches tritt. Daraus entsteht ein geisterhaftes Objekt, ein kristallisiertes Werk, das zu Glas verschmolzene Erinnerungen in sich trägt. Die verkohlten Überreste des ursprünglichen Buches bleiben im Herzen der Skulptur erhalten und erinnern an die unzähligen Bücher, die seit der Antike von totalitären Mächten verbrannt wurden. Passend dazu sind die vom Feuer kristallisierten Bücher Pascal Converts in der 1957 von einem Brand zerstörten Broglie-Bibliothek des Schlosses Chaumont-sur-Loire zu sehen, sozusagen als gerechte Wiederkehr der verbrannten Werke.
Abdrücke und Spuren sind allgegenwärtige Themen in seinem Werk, das eng mit den Motiven Krieg, Zerstörung und Widerstand verbunden ist. Im Esszimmer und im historischen Park präsentiert der Künstler Baumstümpfe, die von den Schlachtfeldern von Verdun stammen (Ceux de 14). Einige davon bestehen aus mit Tusche bestrichenem Holz, andere sind zu Glas verschmolzen. Diese erschütternden Objekte voller sich überlagernder Erinnerungen hinterlassen unweigerlich einen tiefen Eindruck.
2023 zeigt Pascal Convert im Schloss zusätzlich eine sensationelle Installation aus vierzig Kerzenleuchtern auf einer schwarzen Glasplatte, die genau auf die Größe der Tischplatte des Esszimmers zugeschnitten ist. Der wie aus einem tiefen See entspringende Wald von Leuchtern erinnert an eine Menschengruppe, die ohne Licht im Dunkeln wandelt. Wie gewohnt schafft der Künstler auch hier Bilder mit hohem Symbolgehalt.
VESTIGIUM
BIOGRAPHISCHE ANGABEN
Im vergangenen Jahr schafft der Künstler auf Einladung von Voyage à Nantes das dauerhafte Werk Miroirs des temps auf dem Friedhof Miséricorde, auf dem die Verstorbenen bedeutender Familien der Region bestattet sind. Im ältesten, besonders dicht bewachsenen Teil der Nekropole sind mehrere Basreliefs aus Glas zu sehen, die in Zusammenarbeit mit dem Glaskünstler Olivier Juteau entstanden sind. Jedes der gespenstisch anmutenden Tiere verfolgt den Besucher in stummer Beharrlichkeit mit seinem bewegenden Blick.