03. Ce que l'on voit, ce que l'on sait
„Wie sehen Sie diesen Baum? Grün? Dann nehmen Sie das schönste Grün Ihrer Palette; und diesen Schatten? Eher blau? Scheuen Sie sich nicht, ihn so blau wie möglich zu malen.“ Wie Paul Gauguin in Oviri, écrits d’un sauvage trennt dieser Garten das, was man sieht, von dem, was man weiß.
Heute analysieren wir, wir fotografieren, nehmen Dinge genau unter die Lupe. Aber beherrschen wir wirklich die Kunst, hinzuschauen? Man muss wieder lernen, die Natur zu beobachten, um die biomimetischen Verfahren von morgen besser zu erfassen! Aus den Biotopen, die ihre eigenen Überlebens-, Schutz-, und Kommunikationssysteme haben, können wir einiges lernen über gegenseitige Hilfe, gemeinsames Bauen, Dinge, die auf den ersten Blick unsichtbar sind.
Am Eingang des Gartens befindet sich ein Observatorium. Es verfügt über Bambusrohre, die wie Teleskope verwendet werden. Am Ende der langen Ausgucke muss man mit so manchen Überraschungen rechnen: verzerrende oder vergrößernde Linsen, ein Kaleidoskop ... Die Idee besteht darin, Bezug zu den eigenen Empfindungen zu bekommen. Das Observatorium lehrt, über die Landschaft hinaus zu blicken, die meist nur vage und in ihrer Gesamtheit betrachtet wird. Nun geht es darum, die Details der gewöhnlichen Pflanzenarten, von denen wir umgeben sind, zu erfassen. Hier und da bringen Farbelemente Wurzeln, Laub, Stämme, Maserungen usw. zur Geltung. Sie treten als gemalte Anamorphose, hängende Nimbusse oder volle Kreise in Erscheinung. Der Glanz von Spiegeln und transparenten Filtern öffnet den Blick auf die Zusammensetzung der Böden. So wird das Unsichtbare mit seinen Funktionsweisen und Geheimnissen erfasst.
GESTALTUNG
Die Idee für das Atelier Déambulons keimte in Asien und nahm in Lyon Gestalt an. Jean-Baptiste Dubois, der schon immer ein Gespür für Design, Architektur und Land Art hatte, wird von 2003 bis 2006 für ein Schulbauprojekt in einem Karen-Dorf in Thailand engagiert. Dort wird der Bambus als Arbeitswerkzeug und zugleich als Baumaterial eingesetzt. Mit einer Mischung aus Staunen und Begeisterung entdeckt er die Solidität und Biegsamkeit des Bambus. Ein paar Jahre später gründet er das Atelier Déambulons.
Mit ihrem Abschluss in Architektur, einem ersten Preis im Bereich Situation(en) und der Überzeugung, dass es wichtig ist, neue, umweltfreundliche Gepflogenheiten hervorzubringen, interessiert sich Anne-Sophie Gouyen ganz besonders für die bioklimatische Konzeption und Bautechniken mit natürlichen Materialien: Holz, Erde, Stroh ... Bambus. Dieses Material entdeckt sie bei ihren Erfahrungen im Freiwilligendienst in Kambodscha mit der NGO Raw Impact; sie erforscht es in ihrer Masterarbeit, um den Bambus später im Atelier Déambulons einzusetzen.
Sybille du Peloux, die ihre Ausbildung an der Hochschule für Kunst und Design in Reims und an der École des Beaux-Arts in Lyon absolvierte, versucht sich in allen Bereichen, die der Designerberuf umfasst. Mit ihren wechselnden Tätigkeiten als „Brand Strategist“ bei Dragon Rouge, Innenausstatterin und Grafikerin, ihrer Neugier und ihrem Drang nach Neuem ist es ihr stets gelungen, hervorzustechen. Von Anfang an freiberufliche künstlerische Direktorin von LE PACK, schließt sie sich heute dem Team an, um sich mehr im strategischen Bereich einzubringen, die DNA dieses Familienunternehmens zu stärken und ihre Werte, Kenntnisse und Fertigkeiten weiterzugeben und zum Strahlen zu bringen.
Schon sehr früh ist Antoine du Peloux auf künstlerischen Gebieten (Malen, Musik, Schreiben) bewandert, ohne dabei die Wissenschaften (Ingenieur) zu vernachlässigen; am stärksten ist jedoch der Ruf der Natur. Nachdem er sich mit Weinbau und Forstwirtschaft beschäftigt hat, widmet er sich schließlich der Landschaftsgestaltung, einem „Bereich, der alle seine Leidenschaften vereint“. Als er seinen Abschluss als Landschaftsplaner in der Tasche hat, schließt er sich dem Gründer der Mauvaises Graines an, ruft das Büro für Markenforschung ins Leben und entwickelt es weiter. Er konzipiert prächtige, kreative Veranstaltungen im Grand Palais, bei Merci oder im Palais de Tokyo. 2015 gründet er LE PACK, ein familiäres Multikompetenzunternehmen mit einem Landschaftsplaner, einem Handwerker, einer Designerin, einem Agraringenieur und einem Winzer. Die fünf Liebhaber und Botschafter der Natur gewinnen zusammen mehrere Preise bei der Messe Jardins-Jardin (2015, 2016 und 2018). LE PACK inspiriert sich am Zeitgeist, mischt Wissen, Visionen, Träume und Techniken, um innovative Landschaftsplanungskonzepte mit einem eleganten, poetischen Touch zu präsentieren.
Seit 2017 hat die freiberufliche Objekt- und Möbeldesignerin Louise Rué ihren Firmensitz in Orléans. Mit ihren Projekten, die sehr oft mit der Pflanzenwelt zu tun haben, will sie Werte rund um das Thema Ökologie und Wiederverwendung transportieren. Durch das Design findet sie Antworten auf aufkommende Problematiken, indem sie Harmonie zwischen Formen, Materialien und Nutzungsarten schafft. Ihre Projekte rangieren in vielerlei Bereichen: So gestaltet und erdenkt sie Vorentwürfe und konzeptuelle Ideen von Handwerkern, Landschaftsplanern, Fachleuten der Presse, von der Skizze bis in den 3D-Bereich (Atelier Déambulons, Garden_Lab ...). Sie entwirft Möbel und Objekte für Verlagshäuser und kleine, ethische und verantwortungsbewusste Marken (Boutures d'Objets, Axonge ...), bewirbt sich allein oder im Team auf Projektausschreibungen und schreibt als Fortsetzung ihrer Masterarbeit „Die Erde bebauen und pflegen – Gestaltungslogik in kleinen, alternativen Landwirtschaftsbetrieben“ Forschungsartikel über die Zusammenhänge von Design und alternativen Landwirtschaften.