02. Le sentiment bleu
published at 13/10/2017
Die Farbe Blau bewirkt eine ganze Abfolge von Empfindungen und Wahrnehmungen, die von der tiefen Stille der Farbe bis zu Angst und Ängstlichkeit reichen.
Wie in dem Film “Blue” von Derek Jarman erzählt eine Stimme aus dem „Off“ das Leben des Verfassers in einer Folge von Empfindungen und Launen, die versuchen, den Besucher in eine sinnliche Wahrnehmung der Farbe der Pflanzen zu tauchen.
Die Gestalter dieses Gartens wollten die vom Künstler und Filmemacher Derek Jarman vorgestellten farblichen Empfindungen zum Ausdruck bringen, der sich stark für die Bekämpfung von Aids engagiert.
Dieser Garten steht in sehr enger Beziehung zu diesem Film „Blue“, dem Testament des 1994 verstorbenen Künstlers.
Gestaltung
Mattéo VERONESE, Landschaftsarchitekt und Martina MANGOLINI, Architektin
ITALIEN
Matteo Veronese
„Mein Interesse für Gärten erwachte in den Achtzigerjahren, als ich das Schloss Nymphenburg in München mit seinem botanischen Garten besucht habe. Irgendetwas an diesem Ort hat mich fasziniert, aber damals war ich mir dessen noch nicht voll bewusst, zumal meine Berufsausbildung auf das Bauwesen ausgerichtet war. Als ich mein Studium beendet hatte, begriff ich schnell, dass ich nicht für den Bau von Häusern, sondern für den Bau von Gärten prädestiniert war. So entschied ich mich, nicht weit von mir zu Hause in einer Gärtnerei zu arbeiten, um erste Erfahrungen auf diesem Gebiet zu machen und zu sehen, ob es nur ein Strohfeuer war oder mehr. Bald begann ich, Kurse in Gartendesign zu machen und kam dann an die Universität von Genua. Eine regelrechte Kehrtwende. Bei einer Reise nach Brasilien entdeckte ich das Werk von Roberto Burle Marx und konnte das Verhältnis zwischen Natur und Mensch im Garten vertiefen; nur mit viel Fingerspitzengefühl und fundierten Kenntnissen ist es möglich, die wilde Natur zu „zähmen“ und Paradiese hervorzubringen, die Gärten genannt werden. Heute fühle ich mich in meinen Konzepten dem holländischen Landschaftsgärtner Piet Oudolf nahe, bei dem wilde Pflanzen dominieren und der Projekte durchführt, deren tatsächliches Ziel es ist, die Natur hervorzuheben und weniger, sie zu bändigen. Ich strebe also nach Gärten, die in regem Austausch mit dem landschaftlichen Umfeld, in dem sie wachsen, stehen und die der Bedeutung für Menschen, die sie erleben, Rechnung tragen, mit dem Ziel, Gefühle und wechselseitige Empfindungen in jeder Jahreszeit hervorzurufen. Es ist eine ständige Suche, ein fortwährendes Erkunden und meiner Meinung nach gibt es noch viel zu entdecken.“
Martina Mangolini
„Schon als Kind wusste ich, was später mein Beruf sein würde, denn es faszinierte mich und machte mir Spaß, Häuser zu skizzieren und Räume zu planen. So studierte ich an der Universität von Venedig Architektur und befasste mich in meiner Abschlussarbeit mit dem Thema „Überlegungen und Hypothesen für einen Museumspark im Podelta“. Durch dieses Projekt, mit dem ich mein Studium abschloss, begann ich, mehr in der Architektur zu sehen als den bloßen Einsatz von Bausteinen und Zement: Architektur ist auch die Kombination von Räumen, die im Austausch miteinander stehen, wobei es sich mal um Gebäude, mal um Gärten handelt. Von da an begann ich, meine Kenntnisse bei lokalen Gegebenheiten in die Praxis umzusetzen, wobei ich mich vor allem auf die Renovierung und Restaurierung von Gebäuden konzentrierte, denn ich bin eine überzeugte Verfechterin des Recycling-Konzepts im Bauwesen als wirksame Alternative zu dem ständigen Verlust von Grund, der heutzutage charakteristisch für die Gegend ist. Damit geht die Suche nach einer neuen Bauqualität einher, die durch das richtige Verhältnis zwischen Form und Inhalt erreicht wird. Ausgangspunkt meiner Projekte ist eine genaue Analyse des landschaftlichen und architektonischen Umfeldes, ich untersuche die Formen und geometrischen Anordnungen, die sich durch die Vereinigung von Material und Inhalten ergeben, wobei ich immer eine architektonische Qualität anstrebe, die sowohl eine gute Lebensqualität als auch Nachhaltigkeit gewährleistet. Heute engagiere ich mich für Projekte im Bereich der Landschaftsarchitektur auf lokaler Ebene, die zum Ziel haben, dass sich die Menschen mit ihrer heimischen Umgebung möglichst verbunden fühlen, dass sie ihre Schönheit und natürlichen Besonderheiten schätzen können und sich dort zu Hause fühlen.“