Dieser Garten beruht auf den Kräften, die sowohl den Menschen als auch die Natur dazu zwingen, neu zu entstehen, um sich wieder aufzubauen anstatt sich dem Schicksal zu ergeben. Er inspiriert sich von der natürlichen Schönheit der Mangroven-Landschaften, von denen der schwimmenden Gärten und den am See Inlé in Birma angelegten Gärten, und setzt diese beiden Welten warmer Länder in unseren Breiten um, indem er sich auf den Anbau lebendiger Weiden stützt. Genau wie der Mangrovenbaum schafft es die Weide, Halt am Steilufer zu finden, mitten in einem Wasserstrom Wurzeln zu schlagen oder auch sich fortzubewegen. Sie biegt sich, krümmt sich, zum Aufbau schwimmender Elemente sowie einer einfachen Baukunst, die sowohl Unterschlupf als auch Raum zum Betrachten gibt.
Hier geht es weniger um eine passive oder feindliche Natur, die es zu bändigen gilt. Que vienne la pluie wäre wie ein Experimentierraum denkbar, wo das Handeln des Menschen in einer neuen Harmonie abläuft, die umkehrbar und fröhlich ist, fast symbiotisch.
GESTALTUNG
Frédérique LARINIER, Agrar- und Landschaftsingenieur, Gaël BARDON, Landschaftsgärtner und Emmanuel PUYBONNIEUX, Korbmacher
FRANKREICH
Von links nach rechts: Frédérique Larinier, Gaël Bardon und Emmanuel Puybonnieux
Frédérique Larinier
„Die Geschichte des Gartens „Que vienne la pluie...“ beginnt nach einem verheerenden Wasserschaden. Und es ist diese Art poetischer Anomalie, die ich durch meine Arbeit als Landschaftsgestalter wiederzugeben oder einzufangen liebe. Kommen wir jedoch zum Ursprung zurück… 2003 erhielt ich an der staatlichen Ingenieurhochschule für Landwirtschaftstechnik mein Diplom und entschloss mich dazu, mich in den landschaftsgestalterischen Herangehensweisen zu spezialisieren, indem ich 2005 einen Master-Abschluss in Landschaftsgestaltung und Raumplanung in Marseille absolvierte. Ich habe ein Gespür für weite Landschaften und dafür, was sie uns vermitteln, und daher interessiere ich mich für die gesellschaftlichen Vorstellungen, die unseren Blick auf den Raum entstehen lassen. 2005 leite ich daher eine Studie am Nationalen Institut für Agronomieforschung über die Vorstadt-Landschaft, um besser zu verstehen, wo sich die Spannungs- und Versuchsbereiche zwischen Land und Stadt befinden. Globaler gesagt werde ich mir durch meine Erfahrung als Agronom über die enge Verbindung bewusst, die zwischen menschlichem Handeln und Landschaftsentwicklung besteht, zwischen den Bewirtschaftungsformen und ökologischen Dynamiken. 2009 gehe ich als Landschaftsgestalter ins Limousin, wo ich eine rationelle Sichtweise mit einer Herangehensweise, die mehr Selbstbeobachtung beinhaltet und künstlerischer orientiert ist, verbinde. Da ich ebenso durch die Ökosophie wie auch durch die Geobiologie geprägt bin, unternehme ich 2015 eine Reise nach China, um zu den Ursprüngen des Feng Shui zurückzukehren. Heute führe ich diese Erkundung in Form von Gestaltungsmethoden weiter, die mit den Orten in Einklang stehen und die Ökosysteme respektieren. Von der Ebene des weiten Gebiets bis zum Mikrokosmos des Gartens gehe ich somit auf intuitive, neugierige und multidisziplinäre Weise auf den Raum ein, wobei ich immer im Kopf behalte, dass die Landschaft vor allem ein Spiegel dessen ist, was wir sind.“
Gaël Bardon
„Ich wurde 1983 in Limoges geboren und machte mit 15 Jahren einen ersten Schritt in Richtung Garten, und zwar im Departement Corrèze in Objat, wo ich die Gartengrundlagen erlernen konnte. Ich konnte feststellen, dass seine Vielschichtigkeit nur mit seiner Zerbrechlichkeit vergleichbar ist! Der Garten ist nichts anderes als eine Umwelt in kleinem Maßstab. Der Lauf der Jahreszeiten spielt auch eine große Rolle… Meine Arbeit wird für mich zur Porträtierung des Menschen, der die Jahreszeiten verwischt: im Herbst werden die Blätter aufgehoben, um dem Eis und Schnee des Winters Platz zu machen… Nach einer klassischen Ausbildung, einem Fachabitur in Landschaftsbau, starte ich als Gärtner einer Gebietskörperschaft im Departement Haute-Vienne ins Berufsleben. Vier Jahre später sehne ich mich nach mehr, indem ich mein kreatives Feingefühl ausbaue. Ich beginne daher eine Ausbildung zum Landwirtschaftstechniker im Bereich Landschaftsgestaltung an der Landwirtschaftshochschule von Angers in der Abendschule. Anschließend fahre ich mit einem praxisorientierten Bachelor-Studium zum „Projektkoordinator Fachrichtung Infographie“ fort, bei der eher der Erwerb von Kenntnissen in der Infographie von Planungs- oder Architekturbüros im Mittelpunkt steht. 2012 habe ich meinen Bachelor in der Tasche und starte durch, entdecke die unternehmerische Welt, indem ich nach 10 Jahren im öffentlichen Dienst meine Stelle verlasse. Der Garten erlaubt mir zunächst, meine Bedürfnisse zu befriedigen und meine Fähigkeiten als Infographist auszubauen. Im Laufe meiner freiberuflichen Entwicklung begebe ich mich auf neue Terrains… Ich entschließe ich dazu, vom Infographisten im Planungsbüro zum spezialisierten Infographisten in der Unternehmenskommunikation zu werden. Heute entwerfe ich deren Kommunikationsmedien auf Papier und elektronisch und setze diese um. Meine Vergangenheit als Computerfreak und die Realität der Gärten, die gepflegt werden, holen mich ein und gehen über meine Ziele im Bereich der Landschaftsgestaltung hinaus. Ich bin also immer zweigeteilt zwischen Natur und Webkultur. Ich schwanke, zweifle, aber… ich mache Fortschritte!“
Nachdem er zahlreiche Berufe ausprobiert hat, entschließt sich Emmanuel Puybonnieux im Jahr 2000 zu einer beruflichen Wendung, die ihn an die Fachschule für Weidenanbau und Korbflechterei von Fayl Billot bringt. So wird er zum Korbflechter, ein Beruf, der ihn auf die Spuren und Tätigkeiten seines Großvaters bringt und ihn an eine Tradition der Region Creuse anknüpfen lässt, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit geraten ist. Zuerst im Departement Creuse, dann – vor kurzem - in Aixe-sur-Vienne, baut er seine Handwerkstätigkeit auf. Er züchtet auch zahlreiche Weidenarten, die ohne sein Fachwissen in Vergessenheit geraten wären. Er arbeitet mit frischer und trockener Weide sowie mit der Edelkastanie, einem Rohstoff, mit dem er sowohl monumentale Konstruktionen für Gärten, als auch traditionellere Elemente der Korbflechterei schaffen kann. Er vermittelt seine Leidenschaft auch über Praktika, die er sowohl in Gemeinden als auch in der breiten Öffentlichkeit anbietet.